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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

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die Schach spielen, das Schachbrett zwischen sich auf der Bank liegen, 
auf welcher sie sitzen. ' ' 
Bei dem Mahle in kleinerer Gesellschaft, das sich oft in den Minia- 
turen findet; z. B. als Abendmahl Christi, als das Mahl des Herodes, als 
König Artus' Tafelrunde, in welchem Falle der Tisch die runde Form 
hat, ist der Tisch stets mit einem Tuche bedeckt, das von den Kanten 
herunterhängt. Oftmals erscheint das Tafeltuch auch nur wie ein breiter 
Behang um die Kanten herumgezogen. Verzierung, Musterung in Streifen 
oder in regelmäßig wiederkehrender Anordnung kommt erst in gnthischer 
Periode auf den Bildern vor. Das Speisegeräth ist im Ganzen einfach, da 
wohl anzunehmen ist, dass die Ueberreste antiker Gold- und Silberarbeit, 
welche noch die Tafelnder Merovinger und ihrer Zeitgenossen bedeckten, 
allmälig aus dem Gebrauch verschwunden waren. Betnerkenswerth aber 
ist, dass alle Schüsseln, in denen die Fleischspeisen liegen, die Braten 
und Fische, nicht auf einem glatten Boden stehen, sondern mit einem 
verhältnissmäßig hohen _Fuß gebildet sind. Die Trinkgefäße haben ent- 
weder die Becherforrn, d. h. ohne FuB und nach oben sich ein wenig 
erweiternd, oder mit hohem Fuß und Knauf noch ganz die Formdes 
romanischen Kelches. Die kirchliche und die weltliche Form, die beide 
derselben Grundform entstammen, waren noch nicht völlig auseinander- 
gegangen, wie in der Epoche des lgothischen IStils. Selbstverständlich 
fehlte es auch nicht an goldenen und silbernen Prunkgefaßen in der [arm 
lichen Haushaltung, aber die Goldschmiedekunst, noch vorzugsweise von 
Geistlichen ausgeübt, war zu sehr von der Kirche in Anspruch genommen, 
um der Weltlichkeit in gleichem Maße zu Diensten zu stehen. Daher sehen 
wir selten Gegenstände ihrer Art die Tafel schmücken; auch hat sich aus 
karolingischer oder sächsisch-hohenstauiischer Epoche nichts erhalten, was 
dem Schmuck fürstlicher oder vornehrner Tafel gewidmet gewesen wäre. 
Aus dieser Zeitwissen auch die Schatzinventare nichtszu berichten; 
später freilich haben sie erstaunlich viel zu erzählen. 
Gewöhnlich steht vor den Gästen ein Teller, nicht vor allen freilich, 
was auf Rechnung der Ungenauigkeit des Zeichners geschoben werden 
kann. Jenes mag als die Regel aufieder vollständig ausgestatteten Tafel 
betrachtet werden. Woraus aber die Teller bestanden, aus edlem Metall, 
aus Zinn, glasirtem Thon, aus Holz, das lässt sich nicht erkennen; Zinn 
hat jedenfalls eine Rolle dabei gespielt, ebenso Holz im Bürgerhause, 
zumal "um das Fleisch darauf zu legen; wie weit aber glasirtes irdenes 
Geschirr gebraucht worden} entzieht sich ebenfalls Lnnserer Kenntniss. 
Erhalten halfsich von alledem nichts aus den früheren Zeiten des Mittel. 
alters. Als Speisegeräth sehen wir ferner einige Messer auf dem'Tische 
liegen, und wir mögen annehmen, dass jeder Gast ein solches erhielt, 
wenn er nicht es rnitbrachte, wie es bei den Feudalfesten der. Herren 
und Ritter gewiss der Brauch war. Auch die späteren Inventarr lassen 
den Vorrath an gewöhnlichem Speise- und Trinkgeräth stets gering er-
	        
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