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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

der vertieften Dille zum Aufnehmen der Wachs- oder Unschlittkerze. 
Lampen kommen auch vor, z. B. wie schon erwähnt, als Ampel über 
dem Bette hängend, sodann in den Händen der klugen und thörichten 
Jungfrauen. Sie haben die Form kleiner nach unten gespitzter Gefäße. 
Größere Räume, Festräume, Hallen, wurden mit Leuchtern, die von 
oben herabhingen, beleuchtet. Oft ist ein solcher Kronleuchter nur ein 
einfaches hölzernes Kreuz, auf dessen vier Enden Kerzen aufgesteckt 
sind. Aus den großen Lichterkronen aber, mit welchen zu dieser Zeit die 
Kirchen geschmückt wurden, wie z. B. der Dom von Aachen eine solche 
von Kaiser Friedrich Rothbart zum Geschenk erhielt, lässt sich wohl 
schließen, dass auch ähnliche Kronleuchter den Palästen und vornehmen 
Häusern nicht fehlten. Der Form nach bestanden sie in einem mehr oder 
weniger reich verzierten Reif, der rings mit Kerzen besteckt wurde. 
Die Beheizung geschah, wie heute, schon in zweierlei Weise, meist 
landschaftlich geschieden, durch Kamin oder Ofen. Im altnordischen und 
in England auch im altsächsischen Hause brannte das Feuer auf einem 
Feuerplatz mitten in der Halle und der Rauch konnte seinen Weg sich 
durch Thür, Fenster und Dach suchen. Von Kamin und Ofen haben wir 
auch die landschaftlich ebenfalls geschiedenen Ausdrücke für das Gemach, 
einerseits Kammer und Zimmer (chambre), andererseits Stube (stove, stulm). 
Wie weit der Ofen in dieser Zeit schon aus glasirten Kacheln bestand, 
müssen wir dahingestellt sein lassen. Der Kamin hatte in der Regel einen 
gewaltigen wMantell, der als Rauchfang in die Höhe ging und in großen 
Räumen, wie in den Küchen, weit in das Zimmer vorsprang. Seinen 
Rand umgab ein Bord, auf welchen Leuchter und andere Gegenstände 
gestellt wurden. Es war die Vorlaufsitte unserer heutigen vKamingarnitura. 
Ueber dem Kaminfeuer hing an einem gezahnten Eisenstab der Wasser- 
kessel; am Feuer konnte gebraten und gekocht werden, wie man das 
wohl heute noch in einem alten englischen Farmhause sehen kann. Ueber 
eisernen Böcken oder Feuerhunden lagen große Scheite Holz, um von 
unten Luft zu haben und gaben den großen Räumen Wärme und Licht 
und den Eindruck der Wohnlichkeit, den dieselben meist entbehrten. 
ll. 
Eine durchgängig große Wandlung ging mit dem mittelalterlichen 
Hausrath vor sich, als sich der Kunststil aus dem romanischen in den 
gothischen verwandelte. Es war aber nicht allein diese Wandlung des 
Geschmacks, welche die Veränderung hervorrief; diese beruhte mit darauf, 
dass die Kunst weltlich wurde, dass Laienkünstler an die Stelle der 
geistlichen traten, dass die Kunst in Zünften arbeitete und nunmehr 
auch für das Haus, wie früher fast allein für die Kirche. Die wohnliche 
Ausstattung des Hauses wurde dadurch reicher, künstlerischer und behag- 
licher. Es gab mehr Hausrath und mehr Verzierung an demselben.
	        
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