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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 1)

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einen auffallenden Zug in seiner Lebensweise, durch die Emsigkeit, mit 
welcher er große Mistpillen dreht, die je ein Ei enthalten und die er 
dann vor sich her wälzt, Aufmerksamkeit erregt. Er wurde zum Gott 
Cheperru, der das Sonnenei vor sich hinschiebt und damit Nut, die 
Göttin des Himmelsoceans, befruchtet. Aus seinem Namen leitete man 
ferner das Sinnbild des irdischen Seins und des künftigen Werdens des 
Menschen ab, und so wurde er zum Symbol des ewigen Lebens"), daher 
seine große funeräre Bedeutung. Der Scarabäus soll den ersten Lebens- 
hauch empfinden am Tage der Auferstehung und wird daher der Mumie 
an die Stelle des Herzens gelegt. Die Todten-Scarabäen sind in der 
Regel ziemlich groß und tragen auf der Unterseite das 30. Capitel des 
Todtenrituales eingravirt. Bei anderen Exemplaren ist die Unterseite bald 
der des lnsectes nachgebildet, bald ist sie glatt, bald sind Gebete oder 
andere lnschriften darauf ersichtlich. So ist uns z. B. der Name einer 
Anzahl von Königen nur von solchen Inschriften her bekannt. Manfindet 
Scarabäen in mannigfachstem Material und in den verschiedensten Größen. 
Oft sind sie durchlöchert oder angebohrt, um auf ein Schnürchen gereiht 
oder in einen Ring gefasst zu werden; bald sind sie mit größter Sorgfalt 
ausgeführt, wie jenes köstliche Exemplar der Königin Aahotep; bald 
tragen sie alle Anzeichen werthloser Dutzendwaare an sich. Schon aus 
der lV. Dynastie sind Scarabäen aus Obsidian und Krystall bekannt. Im 
Museum zu Gizeh befindet sich ein Scarabäus mit dem Namen Men- 
kaura's, jenes Königs, der in der kleinsten und jüngsten der drei großen 
Pyramiden von Gizeh beigesetzt war. Auch aus dem Anfang des ersten 
thebaischen Reiches gibt es welche, und zwar aus Smaragd, Amethyst 
und Granat. lm Neuen Reiche endlich wird ihre Zahl unübersehbar. Der 
Handel brachte sie in alle Länder der Alten Welt und als sie schließlich 
ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, erfreuten sie sich als 
Schmuckstück und Ornament noch allgemeiner Beliebtheit und wurden 
schließlich geradezu zum Symbol des Landes aus dem sie stammten." 
Eine besondere Gruppe von Schmuckstücken, die uns noch zu be- 
sprechen bleibt, bilden die Ringe. 
Ich habe sie nicht in den übrigen Zusammenhang aufgenommen, 
weil sie in Folge ihrer größeren selbständigen Bedeutung innerhalb des 
Schmuckes eine besondere Stelle einnehmen und das Wesentliche, was 
sich von ihnen sagen lässt, nur bei Zusammenfassender Behandlung ge- 
nügend hervortritt. - Der Ring der Aegypter bestand ursprünglich aus 
einem gravirten viereckigen Stein, der in einen hufeisenfürmigen Bügel 
aus Gold so gefasst war, dass er sich drehen konnte, und ist ohne Zweifel 
erst später Schmuckstück geworden. Ursprünglich lag seine Bedeutung 
im Siegel, das man vermittelst dieses Ringes auf Thon, Wachs und 
anderes dazu geeignetes Material aufdrücken konnte. Der Ring mit seinem 
5'; Vergl. Meyer, Geschichte Äegyplens I, 74 und Muspero, n. n. O. p. 136 f.
	        
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