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einen auffallenden Zug in seiner Lebensweise, durch die Emsigkeit, mit
welcher er große Mistpillen dreht, die je ein Ei enthalten und die er
dann vor sich her wälzt, Aufmerksamkeit erregt. Er wurde zum Gott
Cheperru, der das Sonnenei vor sich hinschiebt und damit Nut, die
Göttin des Himmelsoceans, befruchtet. Aus seinem Namen leitete man
ferner das Sinnbild des irdischen Seins und des künftigen Werdens des
Menschen ab, und so wurde er zum Symbol des ewigen Lebens"), daher
seine große funeräre Bedeutung. Der Scarabäus soll den ersten Lebens-
hauch empfinden am Tage der Auferstehung und wird daher der Mumie
an die Stelle des Herzens gelegt. Die Todten-Scarabäen sind in der
Regel ziemlich groß und tragen auf der Unterseite das 30. Capitel des
Todtenrituales eingravirt. Bei anderen Exemplaren ist die Unterseite bald
der des lnsectes nachgebildet, bald ist sie glatt, bald sind Gebete oder
andere lnschriften darauf ersichtlich. So ist uns z. B. der Name einer
Anzahl von Königen nur von solchen Inschriften her bekannt. Manfindet
Scarabäen in mannigfachstem Material und in den verschiedensten Größen.
Oft sind sie durchlöchert oder angebohrt, um auf ein Schnürchen gereiht
oder in einen Ring gefasst zu werden; bald sind sie mit größter Sorgfalt
ausgeführt, wie jenes köstliche Exemplar der Königin Aahotep; bald
tragen sie alle Anzeichen werthloser Dutzendwaare an sich. Schon aus
der lV. Dynastie sind Scarabäen aus Obsidian und Krystall bekannt. Im
Museum zu Gizeh befindet sich ein Scarabäus mit dem Namen Men-
kaura's, jenes Königs, der in der kleinsten und jüngsten der drei großen
Pyramiden von Gizeh beigesetzt war. Auch aus dem Anfang des ersten
thebaischen Reiches gibt es welche, und zwar aus Smaragd, Amethyst
und Granat. lm Neuen Reiche endlich wird ihre Zahl unübersehbar. Der
Handel brachte sie in alle Länder der Alten Welt und als sie schließlich
ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, erfreuten sie sich als
Schmuckstück und Ornament noch allgemeiner Beliebtheit und wurden
schließlich geradezu zum Symbol des Landes aus dem sie stammten."
Eine besondere Gruppe von Schmuckstücken, die uns noch zu be-
sprechen bleibt, bilden die Ringe.
Ich habe sie nicht in den übrigen Zusammenhang aufgenommen,
weil sie in Folge ihrer größeren selbständigen Bedeutung innerhalb des
Schmuckes eine besondere Stelle einnehmen und das Wesentliche, was
sich von ihnen sagen lässt, nur bei Zusammenfassender Behandlung ge-
nügend hervortritt. - Der Ring der Aegypter bestand ursprünglich aus
einem gravirten viereckigen Stein, der in einen hufeisenfürmigen Bügel
aus Gold so gefasst war, dass er sich drehen konnte, und ist ohne Zweifel
erst später Schmuckstück geworden. Ursprünglich lag seine Bedeutung
im Siegel, das man vermittelst dieses Ringes auf Thon, Wachs und
anderes dazu geeignetes Material aufdrücken konnte. Der Ring mit seinem
5'; Vergl. Meyer, Geschichte Äegyplens I, 74 und Muspero, n. n. O. p. 136 f.