[m
Ritter v. Doubek in Wosaek, nach Cartuns des Malers Fr. Boh. Doubelt in München; -
im Sitzungasaale: 5aal-, Stiegen- und Rathsltellerfenster für das neue Ratlihaus in
Reichenberg.
39511011 das ltlseßms. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Decernber von it.3ii, die Bibliothek von 274a, die Vorlesungen von 608 Personen
besucht.
Vorlesungen. Am i. Decernber hielt Custusadjunct Dr. Leisching einen Vor-
trag über Joshua Reynolds, den ersten Prüsidenten der Akademie der Künste in London.
Der Vortragende schilderte zunächst den Lebensgang des englischen Malers, welcher sicli
durch seine berühmten Discourses einen Ehrenplatz unter den ersten Aesthetiltern aller
Zeiten und Volker errungen hat. Der iunge Joshua, dessen Familie in kümmcrlichen
Verhältnissen lebte, schwankte längere Zeit, ob er seinen litterarischen und speculaiiven
oder künstlerischen Neigungen nachgeben solle. Dass er sich für die Kunst entschied,
ist zum Theil der Lectüre der i-Theory of Piiinting- des Jonathan Richardson zuzu-
schreiben, vnr Allem aber seinem angeborenen Talente für die Kunst und der kunst-
freundlichen Stimmung des Elternhauses; er eroberte sich aber auch eine hervorragende
Stellung als Gelehrter. Bei Thomas Hudson lernte Reynolds nicht viel, mehr von William
Gandys Bildern, welche den Stil van Dyclüs fortsetztcn; die größte Förderung erhielt er
indessen durch 3'[,jahrigen Aulenthalt in ltalien, wo auch schon seine kritischen und
kunstphilosophischen Gedanken reiften. Der Vortragende schilderte hierauf den Zustand
der Kunst, in welchem Reynolds sein Vaterland im Jahre 1752 wiederfantl. und wie
Reynolds sich nach langeren Küinpfen eine herrschende Stellung im Kunstlebcii, vor
Allem als der am meisten gesuchte Portratist seiner Zeit erwarb. Die hervorragendsten
Bilder, Stil und Technik des Meisters wurden sodann besprochen und des Charakters
des Künstlers und seiner beneidenswerthen gesellschaftlichen Stellung gedacht, welche
ihn mit den besten Geistern seiner Zeit, Gelehrten, Künstlern, Siaatsmünnern aller Rich-
tungen in intimste Beziehung brachte. Dr. Leiscliing gab sodann einen Abriss der Grün-
dungsgeschichte der Royal Academy und ging schließlich zu einer eingehenden Würdi-
gung der Reden über, welche Reynolds in seiner Eigenschaft als Präsident der Akademie
gehalten hat, wobei zunächst die Stellung, welche die Discourses in der englischen Kunst-
philosophie einnehmen, hierauf der empirische Standpunkt Reynolds' crortert und sodann
eine Blütenlese der bedeutendsten Stellen der Reden geliefert wurde, so vor Allem jene
über das Verhaltniss der Schüler zu den Kunstregeln, über den Studiengang, über das
Genie, über die Rolle, welche die Nithülimung in der Kunst spielt, üner die Wichtigkeit
allgemeiner Bildung für den Künstler u. s. w. Der Vortragende schloss mit folgender
Bemerkung: Nicht nur die Kunst bedarf gebildeter Künstler, auch die empirische Aesthctik
kann nur von dieser Seite jene Förderung erwarten und erhalten, deren sie bedarf,
um zum Heile der Kunst mit dauerndem Erfolge die speculative Aesthetilt zu überwin-
den und an die Stelle der schalen Kunstrhetorik die echte Kunstempfindiing zu setzen.
Reynolds' Discourses gehören zum Besten, was i: über das Wesen der Kunst gesagt
worden ist.
- Am tg. Decembcr sprach Dr. Moriz Hoernes über IDIC ältesten Stufen italieni-
scher Kunst und Industrien. Der Vortrag wird in den aMitthCilungens vollständig zum Ab-
druck gelangen. .
- Am n. December sprach Architekt Professor v. Fcltlcgg über rTheophilos
Hansen's Bedeutung als Menschen und Künstlers. Der Vortragende entwarf zunlchst ein
Bild der künstlerischen Qualitäten des Meisters, als deren vornehmste er das hervor-
ragende Verstündniss Hansen's für Monunientslitüt bezeichnete. Nicht Hanserßs Vorliebe
für das Griechenthum sei es, welche das Wesen seiner Kunst charakterisire, vielmehr
war Hansen trotz dieser Vorliebe ein echt moderner Künstler, dem die Errungenschaften
der nach riechischen Kunst, vor Allem des Römischen, der Renaissance, ja selbst der
Barocke in Fleisch und Blut übergegangen waren, ein Künstler, der sich dieser Errungen-
schaften auf das glüazendste bediente, während er reiner Grieche zu sein glaubte und
zu sein vorgab. Den Beweis hiefür erblickte der Vortragende nicht blos in Hansen's ge-
sammter Thltigkeit, sondern auch in Hansen's eigentlich griechischem Bauwerke, dem
Parlamentsgebüude, welches trotz seiner griechischen Detaildurchbildung im Grossen und
Ganzen unverkennbar vorn Geiste der römischen Kunst beseelt ist. Aber dies Alles,
schloss der Vortragende diesen Theil seiner Ausführungen, kann gesagt werden, ohne
dass man hiedurch die Manen des großen Künstlers verletzen würde, ja es muss sogar
getagt werden, um Hansen vor dem Vorwurfe zu schützen, seine Kunst sei ein wohl
bedeutender, aber anaclironistischer Versuch gewesen. - Auf den Lebenslauf des Meisters
eingehend, n elchen der Vortragende auf Grund eingehender Quellenstudien, die zumeist
den Nachlass und Briefwechsel Hansen's umfassten, darstellte, eiitrollte derselbe ein Bild
der überaus reichen Thütiglteit Hansen's, welche in den Sechziger und Siebziger Jahren
ihren Hohepunkt erreichte. Einer eingehendereii Schilderung unterzog der Vortragende