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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 5)

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und wurde nicht zu Nägeln, nur selten zu Pfeilspitzen u. dgl. dem Ver- 
luste preisgegebenen Dingen verarbeiten An Waffen fertigte man Beile, 
Lanzen, Dolche; an Werkzeugen Paalstäbe, Sieheln, Feilen, Pfriemen, 
Meißel und Rasirmesser; an Schmuck Haarnadeln und Kämme. Es fehlen 
Atm- und Halsbänder, Ohr- und Fingerringe, Gürtelbeschläge und Bronze- 
gefäße. Ueberhaupt verstand man die Bronze noch nicht zu treiben und 
ihr mit dem Hammer feinere Formen zu geben. 
Neben dieser niedrigen Stufe der Bronzearbeit, welche G. de Mor- 
tillet als wlipoque du fondeur: bezeichnet, geht noch die alterthümliche 
Steinmanufactur einher. Beile wurden polirt, Pfeilspitzen fein zu- 
geschlagen. Zum Schmuck nahm man fossile Muscheln aus den nächst- 
gelegenen pliocänen Hügeln, durchbohrt: Eckzähne vom Bären und vom 
Eber, aber auch schon Bernsteinperlen, welche vom Nordhandel südlicher 
Culturvölker hieher abzweigten. Gegen spätere Perioden der altitalischen 
Handelsgeschichte ist der Bernstein freilich noch selten. Edelmetall fehlt 
gänzlich, ebenso natürlich das Eisen. 
ln ausgedehntem MaBe wurde die Schnitzerei in Holz, Knochen 
und Hirschhorn, dann die Holzilechterei betrieben. Aber es sind wieder 
nur nackte, wenn auch mannigfache, nützliche Gebrauchsartikel, an die 
man seinen Fleiß setzte. Selten ist ein Holzstab, ein Beinkamm, ein 
thönetner Spinnwirtel in einfachster Weise, gleichsam urgeometrisch, 
verziert. 
Am ehesten dürfte man noch auf den Flächen der zahlreich vor- 
handenen Thongefäße oder in freier plastischer Bildung aus demselben 
StoEe, sei's in Verbindung mit Gefäßen oder auch selbständig, die 
Aeußerung eines verheißungsvollen Sinnes für reiche Ornamentik oder 
nachbildende Phantasie erwarten. Auch hier wird uns wenig Befrie- 
digung. Wir citiren das competente Urtheil Wolfgang Helbig's, der über 
die Terramara-Thongefäße sagt: nWenn sie überhaupt verziert wurden, 
dann geschah es durch krumme oder gerade Streifen oder durch Kreise, 
die vermöge eines GriEels in den feuchten Thon eingegraben oder relief- 
artig aus demselben herausgearbeitet wurden. Niemals jedoch wurden 
vermöge dieser Motive in sich abgeschlossene ornamentale Schemata her- 
gestellt. Vielmehr beschränkte sich die Decoration in der Regel auf die 
Verwendung eines dieser Motive, und fehlt in den wenigen Fällen, in 
denen mehrere zusammengestellt sind, unter denselben jeglicher orga- 
nische Zusammenhang." 
Was von Rundfiguren vorhanden ist, gleicht einem Lichtschimmer, 
stark genug, uns die tiefe Dunkelheit künstlerischen Bestrebens erst recht 
zu zeigen. ln einer Terramara südlich von Reggio sind die Bruchstücke 
von vier thönernen Thierßguren gefunden worden. Zur Noth erkennt 
man in denselben zwei Schweine und zwei Hunde, und Helbig hat wohl 
Recht, wenn er annimmt, dass diese ältesten Denkmäler italischer Plastik 
mit dem Cultus, der sonst als mächtiger Pathe der bildenden Künste 
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