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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 5)

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Besuch des lnneums. Die Sammlungen du Museums wurden im Monat 
April von 5089, die Bibliothek von 1414 Personen besucht. 
N91! angestellt. lm Sitzungssaale des Museums: Photographische Glaabilder 
von Max JaEQA; Paravent auf Goldgrund gemalt von Frl. Marie Rothauer in Klagenfurt. 
Vorlesungen. In den beiden Vortragen am 16. und am 23. März versuchte Reg.- 
Rath Dr. A. llg von dem Leben und Wirken des WienerArchitekten Johann Lucas v. Hilde- 
brand ein möglichst vollstandiges Bild zu entwerfen, soweit namlich die heutige noch 
sehr lückenhafte Forschung über den Gegenstand dazu ausreicht. Eingangs wurde auf 
die interessante Erscheinung in der österreichischen Architekturgeschichte hingewiesen. 
dass im Zeitalter der Barocke eine sehr große Anzahl technisch, besonders ,im Forti- 
ficationswesen gebildeter Officiere gleichzeitig als die geistigen Urheber monumentaler 
Kunatbauten begegnen. Aus einer solchen Familie stammt Johann Lucas, dessen wahr- 
scheinlich aus Schwaben gekommener Vater Christoph in kaiserlichen Diensten gewesen 
war. Der Sohn selbst diente ebenfalls als Officier in Neapel, studirte dann in Rom das 
Architekturfach wieder unter einem Obersten Namens Ceruti, und außerdem als Schüler 
des berühmten Nachfolgers Bernini's, Carlo Fontana, dessen wichtiger Einßuss auch auf 
den llteren Fischer von Erlach nachgewiesen ist. 
Ein hoher Militär, Graf Philipp Christoph Braeuner, empfahl unseren jungen 
Künstler an den großen Prinzen Eugen, der damals in Mailand residirte und namentlich 
durch seinen Verkehr mit dem dortigen prachtliebenden Grafen Archinto viele jener Künstler 
kennen lernte, die er splter nach Wien ziehen sollte, um sie bei seinen großen Unter- 
nehmungen zu beschafttgen. 1701 erscheint Hildebrand bereits als kaiserl. Hofingenieur 
in Wien und entwirft das folgende Jahr ein leider verloren gegangenes Modell zum 
Neubau der Hofburg. 1706 fertigte er im Verein mit seinem Freunde, dem Geometer 
Marinoni, ferner mit Leandro Anguissola, gleichfalls einem Militlrtechniker, und mit dem 
Ingenieur A. W. Steinhluaer den bekannten großen Plan der Residenz. Der erste große 
Bau, von dem wir wissen, ist das reizvolle Palais auf der Freiung, jetzt Kinsky, damals, 
von 1709-1713, für [den Stadtcommandanten von Wien, Grafen Wirich Philipp Daun 
errichtet. lm Jahre darauf erscheint Hildebrand mit einigen kleineren inneren Umgestal- 
tungen in der erzbischbflichen Residenz zu Salzburg beschäftigt, was von Wichtigkeit ist 
für seine spätere umfassendere Thatigkeit daselbst. 1712 lieferte er die Zeichnung zu 
dem reich geschmückten Metallsarg Kaiser Joseph l. in der Capuzinergruft, welchen der 
Bildhauer Kraker, die Metallarbeiter Engelbrecht und Pfeßel und der Steinmetz Fossati 
ausführten. Gleichzeitig entstand an der Stelle der späteren Rotunde von Fischer von 
Erlach beim Durchgange vom Michaelerplatz in die Burg sein Triumphbogen, durch 
welchen damals Karl VI. bei seiner Rückkehr von Spanien den Einzug hielt, dessen 
reicher hildnerischer Schmuck daher auch Beziehungen auf diesen Fürsten unter der 
Gestalt des Hercules und dessen Thaten bei den nach ihm genannten Säulen in jenem 
Lande enthielt. 
Als der Fischefsche Neubau 1728 an die Stelle trat, wurde das Thor demolirt, - 
wohl zum Schmerze seines Urhebers, in dessen Schafen und Wirken der andere große Ar- 
chitekt jener Z_eit hier ihm nicht das einzigemal störend entgegentritt. 1713 beruftHildebrand 
der neue Erzbischof von Salzburg, Franz Anton Reichsgraf von Harraeh dahin, und überträgt 
ihm den großen Umbau des Schlosses Mirabell. Hier gelang es dem Künstler, umgekehrt 
an die Stelle seines Rivalen Fischer zu treten, welcher bisher unter dem vorigen Erzbischof 
Grafen Johann Ernst von Thun-Hohenstein, dessen erklärter Lieblingsarchiteltt er ge- 
wesen war, die ganze Reihe der Prachtbauten errichtet hatte, welche in der Regierungs- 
periode dieses kunstsinnigen Cardinals entstanden waren. Der Vortragende fügte hier 
eine eingehendere Schilderung des Schlosses Mirabell ein und kam auch auf die neben 
Hildebrand beschäftigten übrigen Künstler zu reden, unter denen besonders Ider große 
Raphael Donner und Martina Altomonte hervorragen. Unterdessen war auch in Wien das 
oastrum doloris für Theresia Katharina Pfalzgrafin von Ncuberg nach Angaben des ge- 
lehrten Heraeus entstanden. Im Jahre 1713 aber hatte Hildebrand wieder das Unglück, 
gegen Fischer von Erlach in der Concurrenz für die Karlskirche zu unterliegen. ln diese 
Zeiten fallt auch aein Antheil an dem Bau des Winterpalastes des Prinzen Eugen in der 
Hirnmelpfortgasse, eineAngelegenheit, über welcher jedoch noch manches Dunkel schwebt. 
Thateache ist nur, dass Fischer von Erlacb nach eigener Angabe (in dessen Werk wEnt- 
Wurf einer historischen Architekturu) das prachtvolle Stiegenbans und die Fagade ge- 
schaffen hat, während Hildebrand schon in einem früheren Stadium des Baues an dem- 
selben tbatig gewesen war. Es scheint somit, dass er dem genialen Rivalen wieder hatte 
Weichen müssen, wogegen von nun an Hildebrand bei Prinz Eugen fortan dessen Lieb- 
lihgsarcbitekt bleibt; sein Sommerschlosa Belvedere hat er auch ganz allein ausgeführt. 
Bei dieser Gelegenheit verbreitete sich der Vortrag auf die mannigfachen Künstlersagen, 
Anekdoten und Gerüchte, welche über die wirkliche oder angebliche Feindschaft der
	        
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