6 URTHEILE man PRESSE
Neues Wiener Tagblatt.
6. März 1893.
v Die erste Lieferung dieses vielversprechenden Werkes, das in zehn
Lieferungen beendigt sein soll, liegt uns jetzt vor. In diesem sehr um-
fangreichen ersten Hefte sehen wir bereits, dass in dem Werke, das an
sich einem lebhaft gefühlten Bedürfnisse entgegeukommt, ein interessanter
Autor von grosser Erfahrung, weitem Blick und glänzender Darstellungs-
gabe zu Worte kommt. Das Werk verspricht eine Arbeit vunngrösster
Bedeutung zu werden.
Hallische Zeitung.
8. März 1893.
Dass ein solches Werk ein Bedürfniss war, wird Niemand in Abrede
stellen, da wir bisher keine zusammenfassende" Arbeit über _die moderne
europäische Malerei hesassen, und dieser Mangel gegenüber der steten Be-
rührung mit den Malerwerken des Auslandes auf den internationalen Kunst-
ausstellungeu in Berlin und München immer fühlbarer wurde. Die Tendenz
dieses Werkes geht indessen weiter; einmal will sie, wie alle moderne
Geschichtsschreibung, den Zusammenhang der Kunstperiode mit Zeit und
Ort ihrer Entstehung behandeln und in dem Zusammenfassen der gleich-
zeitigen Verhältnisse auch die Wechselwirkung der Länder und Schulen
begründen. Die Fülle dieser neuen Gesichtspunkte wird dem Werke nur
zum Vortheil gereichen. Dass Muther eine solche Aufgabe beherrscht,
zeigt die erste Lieferung des Werkes, wie man es auch nach seinen
früheren kunstgeschichtlichen Arbeiten erwarten konnte; er ist in der eng-
lischen Malerei ebenso zu Haus als in der französischen, spanischen und
italienischen. Sein Urtheil ist durch die stete Berührung mit allen mo-
dernen Werken dieser Nationen ein ausserordeutlich gereiftes; seine Sprache
ist interessant, oft mit Satire und Humor gewürzt.
Berner Bund.
9. März 189;.
Der Verfasser löst zum erstenmale die Aufgabe, eine Geschichte der
Malerei von ganz Europa (und des nordamerikanischen Ablegers) zu schreiben.
Mit einem umfassenden Wissen ausgestattet, hat er, nach der ersten Lieferung
und dem sehr eingehenden Prospekt zu urtheilen, eine vortreffliche Auswahl
getroffen. Er verbindet Zeitgeschichte, Ixhensereignisse und -Gewohnheiten
der betreffenden Individualität und künstlerischen Charakter derselben zu
einem organischen Ganzen. Die Künstler, die Muther uns schildert, treten
uns deshalb nicht nur als historische Figuren, sondern auch als lebendige
Menschen entgegen. Dem, der von einem ernsten, sachkundigen, fein-
fühligen Manne das Vortreiliiche, das im neunzehnten Jahrhundert in
ganz Europa auf dem Gebiete der Malerei geschaffen worden ist, erklärt
haben will, können wir unserer Ueberzeugung nach das Werk Muthers
warm empfehlen.