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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 5)

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Ueberall legt er den Finger auf Das, worauf es ankommt. Gleich durch 
das erste Kapitel, in welchem England als das Land gepriesen wird, in 
dem vor 150 Jahren die ersten Anfänge der modernen Kunst gemacht 
wurden, werden wir mächtig gefesselt. Besonders schön ist hier die 
Gegenüberstellung der künstlerischen Art von Englands Malerheroen 
Reynolds und Gainsborough, und wie wird im folgenden Kapitel der 
durch und durch originelle Spanier Goya in seinem Wesen vor uns 
enthüllt! Es ist unmöglich, nach der Lektüre der diesen Meistern ge- 
widmeten Partien sich nicht für sie zu interessiren, in dern Masse sind 
sie Einem nahe gebracht. 
Die Darstellung des Buches, (dessen Schilderungen durch viele ein- 
gestreute autotypische, also stilechte Abbildungen unterstützt werden,) ist 
eine solche, dass selbst der Gaumen des verwöhntesten literarischen Fein- 
schmeckers sein volles Genügen findet. 
Breslauer Zeitung. 
23. März 189;. 
Es liegt die erste starke Lieferung von 192 Seiten vor. Sie zeigt 
deutlich, dass hier andere Wege als bisher eingeschlagen worden sind. 
Ich möchte das Werk, so wie es geplant ist, ein rGeneralstabswerk der 
neuen Kunst: nennen, deswegen, weil es sich nicht darauf beschränkt, 
gruppenweise abgeschlossen das zu geben, was innerhalb dieser oder 
jener Grenzpfähle geleistet wurde. Es soll nicht getrennt die Rede sein 
von französischer, von deutscher, Ivon niederländischer oder spanischer 
Kunst. Nicht die Thatigkeit von Gruppen soll in_ abgeschlossener Weise 
behandelt, vielmehr soll gesagt werden, wie sich die fortwährenden 
Wechselwirkungen aller auf alle geltend machten. Die Gleichzeitigkeit 
des Schaffens an den verschiedensten Orten bildet den Gegenstand der 
Untersuchung. Sie ennöglicht ein fortwiihrendes Vergleichen und gibt 
ein klares Bild von den Unterschieden der Anschauung, des künstler- 
ischen Vermögens. Der Stoif ist, soweit sich dies aus dem detaillirten, 
bereits ein kritisches Programm enthaltenden Prospekte ersehen lasst, in 
grossen Zügen gegliedert; diesen ordnen sich die einzelnen Personen und 
Vorkommnisse an, In breiter Front entwickelt sich die Heerschau, neben- 
einander, nicht hintereinander. Gelingt es dem Verfasser, das durchweg 
festzuhalten, so hat er eine Arbeit von grösstem Verdienste vollbracht. 
Der Autor will keine Chronik geben; eine Geschichte der Kunst, 
nicht eine solche all jener, die sich Künstler nennen, will sein Buch 
sein. rVom Guten das Bester, ist der Standpunkt des Verfassers. Dass 
er rnit dem, was er sagt, manchen Sturm und viele Stürmchen hervor- 
rufen wird, steht ausser Frage. Was thut'sl Alea jacta estl Es ist 
ja so ausserordentlich bequem, den vererbten Kanon von der Unfehlbar- 
keit immer wieder der nächsten Generation zu vermachen, statt ihr 
Fühlen und Empfinden auf natürliche Wege zu leiten. Es ist ein Ver- 
dienst, wenn in diesen Wall von traditioneller Verknöcherung endlich 
einmal Bresche geschossen wird. 
Der Verfasser beginnt mit den rAnfängen der modernen Kunst in 
Englandc, d. h. mit jener Zeit, wo dern Klassizismus durch das er-
	        
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