MAK
Nr. 12 
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Seite 131 
2500 Pfund verkauft. Im Vergleich zu den Bildern er 
zielten die Möbel nicht so hohe Preise. Für den be 
rühmtesten Teil der Möbelsammlung, nämlich eine 
Einrichtung von 30 Louis-XVI.-Möbeln vom Ebeni- 
scen G. Jacob, der die Möbel für die Königin 
M a r i a Antoinette entwarf, würden nur 4900 
Pfund gezahlt, für eine Louis XV. Kommode von L’- 
Hernice 1100 Pfund, für ein großes Louis XV. 
Schrank-Buffet 1400 Pfund. Fünf Louis XV. Sessel 
mit Gobelinbezug mit Darstellungen aus den Fabeln 
La Fontaines erzielten 1200 Pfund. Ein großer Beau- 
vais-Gobelin nach Bouchers ,,Italienischen Festen“ 
wurde mit 1750 Pfund losgeschlagen. 
Chronik 
ANSICHTSKARTEN. 
(67.GQ0 Ansichtskarten) hat der in Frank stadt in Mäh 
ren im Ruhestand lebende Schuldirektor Franz Flias bis 
her zusatnrnengebracht. Er sammelt seit 1892, ist aber noch 
lange nicht saturiert und hofft es noch auf 100.000 Stück zu 
bringen. 
(Sonderpostkarten von Tyrnau.) Aus Anlaß der Tyrnaucr 
Bernolakfeier gibt das tschechoslowakische Postministerium 
zwei Serien von Korrespondenzkarten mit Ansichten der Stadt 
Tyrnau heraus. 
BIBLIOPHILIE. 
(Die älteste Bibliothek Deutschlands.) In diesen Tagen 
kann die Staats- und Stadtbibliothek in A u g s b u r g ihr 400- 
jähriges Jubiläum begehen. Sie wurde im August 1537 eröff 
net und ist mit ihren mehr als 300.000 Bänden heute noch 
immer die zweitgrößte Bibliothek Deutschlands. Ihren kost 
barsten Besitz bildet die einzigartige Bibelsammlung, die Bibeln 
in 72 Sprachen umfaßt, darunter eine vollständige Ueberset- 
zung des Neuen Testaments aus dem Jahre 1530. Die Zahl 
ihrer Wiegendrucke hat bereits das zweite Tausend über 
schritten. 
(Ein Klopsfock-Archiv.) Die K 1 öp s to c k - G es e Il 
se h a.f t hat sich zur Einrichtung eines Klopstock-Archivs ent 
schlossen. Sie wendet sich mit einem Aufruf an die Öffent 
lichkeit, in dem sie erklärt, sie wolle, nachdem sie in den 
ersten Jahren ihrer I ntwicklung wenig gefördert worden sei, 
heute mit frischen Kräften an die Erreichung ihrer Ziele gehen. 
Sie verfolge die immer dringlicher gewordene Aufgabe der er 
neuten Drucklegung der Werke des Dichters in volkstüm 
licher und in wissenschaftlicher Form; zweitens suche sie die 
Bedeutung .seines Werkes mit künstlerischen Mitteln darzu 
stellen. Als dritte, jüngste und vielleicht wichtigste Aufgabe, 
schreibe sie die Förderung und Pflege des in Klopstocks Ge 
stalt erstmalig überragend zutage tretenden Dichtertyps auf 
ihre Fahne, des „sittlich und national tief innerlich gebundenen 
göttlichen Sehers, des Führers zum großen deutschen Vater 
lands". Sie richte an alle, denen der Gedanke eines nationalen 
Dichtertums am llerzen liege, die Bitte, an der Schaffung eines 
„Klopstock-Archivs zur Förderung ■ gottsucherischer deutscher 
Kunst" mitzuwirken. 
(Nachgelassene Schriften von Karl Kraus.) Aus der lite 
rarischen Hinterlassenschaft von Karl Kraus hat die Natio 
nalbibliothek in Wien handschriftliche Entwürfe, Druckmanu 
skripte, und Korrekturen zu vielen Heften der „Fackel" als 
Geschenk erhalten. Es handelt sich vor allem um Material 
aus dem Weltkrieg und aus den ersten Nachkriegsjahren. 
Außerdem vermitteln sie einen stilgeschichtlich wertvollen Ein 
blick in das allmähliche Werden der Sprachform des Ver 
fassers. 
(Uebersiedlung einer weltberühmten Bibliothek,) Die alt 
berühmte Bibliothek von South K e n s i n g t o n, die nicht 
weniger als eine halbe Million Bücher enthält, wird ihren 
Standort wechseln und nach Bloonsbury übergeführt wer 
den. Die Uebersiedlung, soll bis Weihnachten beendet sein. 
BILDER. 
(Das erste Madonnenbüd Leonardo da Vincis.) In der Mün 
chener Pinakothek hängt seit 1889 die vielumstrittene „Ma 
donna mit der Nelke", in der schon damals verschiedene 
Sachverständige ein Werk Leonardo da Vincis erkannt 
haben wollten, was aber von der Mehrzahl der Kunsthistoriker 
bestritten wurde. Jetzt weist Emil M ii 11 e r mit überzeugen 
den Argumenten in der soeben erschienenen Folge des „Mün 
chener Jahrbuches der bildenden Kunst" nach, daß es sich hier 
um ein vollkommen authentisches Werk Leonardos handelt, und 
zwar um sein erstes Madonnenbild und zugleich das be 
rühmteste seiner Jugend. Da die Urheberschaft als einwandfrei 
gesichert gelten kann, ist der kleine Bestand der eigenhändigen. 
Werke des großen italienischen Malers und Bildhauers um 
eine neue Tafel bereichert worden. Man weiß von dem 
Schicksal dieses Bildes nicht mehr, als daß es sich von 1600 in 
den spanischen Niederlanden befand, wo es 1889 um — 22 
Mark versteigert wurde. 
(Ein Relief von Konrat Me't ) Von Konrat M e i t, densein 
Freund Dürer hoch geschätzt und auch gemalt hat, als er 
ihn während seiner Tätigkeit als Hofbildhauer der Statthalterin 
Margarete von Oesterreich in Mecheln im Jahre 1520 be 
suchte, ist in Italien ein Relief aus Blei auf Kupfer mit einer 
Darstellung von Venus und Amor entdeckt worden, das 
von besonderem Werte ist, da die Zahl der erhaltenen Werke 
dieses Meisters sehr klein ist. Die neue Arbeit zeigt unver 
kennbar den höchst persönlichen Slil Meiis, wie ein Ver 
gleich mit seiner einzig bezeichneten, einer Alabasterstatuette 
der Judith mit dem Haupt des Holofernes ohne weiteres er 
kennen läßt. Es ist das einzige Relief in Metall, das von dem 
Künstler erhalten ist. Zweifellos ist die Gruppe von Meit 
aus Buchs- oder Birnholz geschnitten worden, und man- kann 
annehmen, daß der Bleiguß auf der Kupferplatte dann als 
eine Wiederholung für die Werkstatt oder zum Verkauf an 
gefertigt wurde. Mit ihrem rücksichtslosen Realismus gehört 
die Arbeit zweifellos noch der lotisierenden Stilperiode des 
Meisters an und dürfte zwischen 1510 und 1520 entstanden 
sein. 
(Entdeckung alter Kirchenfresken.) Beim Abbruch der 
alten Kirche von -Birmenstorf im Aargau entdeckte man 
Chor guterhaltene Bilderzyklen, die die Propheten und Apo 
stel mit den Spruchbändern des Credo und andere Heilige 
darstellen und nach dem Urteil von Prof. Dr. Konrad, 
Es eher (Zürich) ins 14. Jahrhundert anzusetzen sind. Dank 
den sorgfältigen Untersuchungen während des Abbruches 
konnte festgestellt werden, daß das Kirchenschiff mit Aus-' 
nähme des Anbaues von 1815 noch aus romanischer Zeit 
stammt und daß das Chor erst später angebaut wurde. Die 
Kirche von Birmenstorf, sehr wahrscheinlich eine Gründung der 
Habsburger, ging 1363 an das. Kloster KöriigsMden über, 
und die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, daß 
damals das Chor von dem reichbegüterten Kloster erdichtet 
| und mit Fresken ausgestattet wurde. Der Aargauische Heirnat- 
verband hat in Verbindung mit der Museumskommission Baden 
Schritte in die Wege geleitet, das Chor der alten Kirche von 
Birmenstorf als Friedhofkapelle einzurichten, damit die schö 
nen Bilderzyklen an Ort und Stelle konserviert werden kön 
nen und so als ein eigenartiges Denkmal der Nachwelt erhal 
ten bleiben. 
(Ein Fund auf dem Dachboden.) In Frankstadt (Mäh 
ren) fand man beim Bodenräumen ein Oelbild, von dem der 
Besitzer wußte, daß es einer sein Vorfahren vor etwa hun 
dert Jahren aus dem Besitz der Gemäldegalerie des Krem- 
sierer Bischofs erworben hatte. Der Kaufpreis soll einen 
Gulden betragen haben. Es handelt sich um ein in den Maßen 
25 mal 35 Zentimeter gehaltenes Oelbild, das eine Studie 
zu einem größeren Altarbild darstellt. Es zeigt Maria mit dem. 
Jesuskind, Die heilige Jungfrau ist ohne den üblichen Glorien 
schein dargestellt und das Kind hält ein einfaches Ho-lzkreuz 
in den Händchen. In dem Faltenwurf des'Gewandes der Got 
tesmutter wurde die Jahreszahl 1495 festgestellt. In einein 
anderen Teil des Gemäldes fand man eine Signatur mit drei 
griechischen Buchstaben, die als die Signatur des Italieners 
Boccacio Boccacino .bekannt ist. Boccacino gehörte der 
Ferrareser Malerschule an und lebte von 1467 bis 1525, Von 
ihm stammen zahlreiche Altarbilder und Fresken im Dom von 
Ferrara. 
EXLIBRIS. 
(ViacFmir Stepanovic Savonko f.) In Leningrad ist Vladi 
mir Stepanovic-Savon ko gestorben, der als einer der 
eifrigsten Exlibrissammler Rußlands bekannt war. Seine Samm 
lung-zählte an 10.009 Exlibris. Stepanovic-Savouko gehörte zu 
den agilsten Mitgliedern der Leningrader Sammlergesellsclinit 
(LOK); aus seiner Feder erschien im Jahre 1929 ein kleines 
Lexikon der Signaturen der russischen Exlibris-Künstler,
	        
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