in Verbindung gesetzt wird, eine Stelle, welche eben der Maler des
syrischen Codex von 586 in seiner Weise gedeutet hat.
Und solche Ideenverbindungen lebten wahrscheinlich schon in der
Phantasie der Glaubensboten, die den nordischen Völkern das Christen-
thum brachten, sei es, dass die Völker selber in den Süden kamen, sei es,
dass die Boten zu den Völkern zogen. Ihnen waren die Götzen der
Heiden Unholde, Teufel oder Begleiter des Teufels. So lehrten sie es
auch den Völkern "). Und diese Lehre ist an den heutigen Resten des
alten Heidenglaubens noch erkennbar; das Wesen der alten germanischen
Götter erscheint uns, wenn wir seine Spuren in den späteren Zeiten ver-
folgen, wie in zwei widersprechende Theile zerlegt: r. einige Züge haben
sich in die Heiligenlegende geflüchtet, an Namen wohlthätiger Heiliger
sich angelehnt; z. aber der größte Theil erscheint in den Volkssagen
und Gebräuchen als schreckhaft, schädlich, dämonisch. Denn vieles hat
sich in die Sagenkreise geflüchtet, welche das Volk bis zu unseren
Tagen festhielt und die auch den vüberu dem Volke stehenden Leuten
dann bekannt sind, wenn sie in Dichtungen verwendet worden sind. Und
das geschah seit dem Anfange des iz. Jahrhunderts. In diesen Dichtungen
wiederholen sich die Kämpfe mit den nun zu Monstren verdichteten alten
Göttern und Naturkräften, mit den Drachen, Riesen und Zwergen: be-
sonders im gothischen Sagenkreis, der um Dietrich von Bern sich bewegt
, und noch mehr im lombardischen um Rothari und Wolfdietrich, um den
Kreis der Tafelrunde, endlich um den lndienfahrer Ogier von Däne-
mark u. s. w.
Gerade die Lombardei, wo die Mischung zwischen den deutschen
Stämmen und den Romanen sehr stark war, entwickelte einen bes. Reich-
thum phantastischer Sagen: sie, die Urheimat des romanischen Stiles. Der
romanische Stil ist aber eben derjenige, der die phantastischen Gestalten
fast im Uebermaße hervorbrachte. Geradezu eine Ueberfülle finden wir
beispielsweise an der Kirche S. Michele in Pavia angebracht, jener Stadt,
welche lange Zeit hindurch der Regierungssitz war, wie denn auch die
noch heute in Pavia dankbar geehrte Adelheid, Mutter des Kaisers Otto IL,
hier als Verweserin dieses Reichstheiles residirte. Auch S. Ambrogio in
Mailand und manche andere große Kirche der Lombardei zeigt eine Fülle
des phantastischen Elements in Sculptur und Malerei. Ganz besonders
interessant ist ein Mosaikfußboden in der Basilica S. Pietro in ciel d'oro
zu Pavia, welcher den Kampf eines Ritters mit einem Drachen aufweist,
und darüber eine Chimära (mit einem Ziegenhals und Kopf, die aus
dem Rücken eines Katzenthieres herauswachsen, während der Schwanz in
einen offenen Schlangenrachen endet)"'). Hier vollzog sich wie die Mischung
'4) nWodan, Donur, Sachsnot und Alle die Teufel, die ihre Genossen sind-l (Ab-
schwörungsformel in der Taufe für die alten Sachsen).
") Siehe Brambilla, Sulle npere di resmuro alln Bnsilica etc. Paris 1886.