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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 11)

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Der Umstand, dass in dem Säulenhofe des Museums der Festact am 
g. October stattfinden musste, hatte ein Abweichen von der sonstigen 
Anordnung erfordert, derzufolge in dem Hofe die Arbeiten der Allge- 
meinen Abtheilung aufgestellt zu werden pflegten. Der Raum war nur 
durch Wände abgeschlossen, die durch die Arbeiten der Fachschulen für 
Malerei einen mehr festlichen Schmuck erhielten. Hier kam zum ersten 
Male die Schule für Blumenmalerei unter ihrem neuen Vorstande, Pro- 
fessor Rudolf Ribarz, zur Anschauung, und zeigte zu allgemeiner Be- 
friedigung das erfolgreiche Bestreben des Lehrers, die Schüler daran zu 
gewöhnen, dass sie beim gewissenhaften Studium der Natur stets die 
Verwendbarkeit der Motive für die mannigfachen Arten der Decoration 
in's Auge fassen. Der Schule des Professors Karl Karger haben vor- 
nehmlich Aufträge für die Ausschmückung des Schlosses Neubruck Ge- 
legenheit verschafft, technisches Vermögen und Schulung des Compo- 
sitionstalents zu bewähren. Als Vorstufe soll ihr die bisher von Herrn 
Rößler geleitete Abtheilung dienen, die nunmehr Professor Franz 
Matsch übernommen hat. 
In entsprechender Weise wird in Professor Otto König's Bildhauer- 
schule vorgegangen, und noch entschiedener natürlich in den Special- 
ateliers für Holzschnitzerei (Prof. Hermann Klotz), für keramische Deco- 
ration und Emailmalerei (Prof. Hans Macht), für Treiben und Ciseliren 
(Prof. Schwartz), wo die Schüler, indem sie eine bestimmte Technik 
üben, zugleich lernen, was in der Technik und dem besonderen Stoffe 
möglich und stilgemäß ist, und welche Grenzen demnach beim Entwerfen 
eingehalten werden müssen. In erster Linie den beiden zuletzt genannten 
Abtheilungen steht das Chemische Laboratorium unter Leitung des Prof. 
Linke hilfreich zur Seite. Sind die unter Leitung der Professoren Hof- 
rath Storck, Oskar Bey er und Hermann Herdtle stehenden Abthei- 
lungen für Spitzenzeichnen, Textil- und Möbelindustrie nicht in gleich 
unmittelbarer Verbindung mit der praktischen Anwendung, so sehen wir 
doch deren Bedingungen ebenso streng berücksichtigt, und der Atelier- 
unterricht (Hofrath Storck) stellt vollends jene Verbindung für alle 
Zweige des Schaffens her. Nicht minder wird in den, mit mehr oder 
weniger Recht theoretisch genannten Fächern das eigentliche Ziel der 
Schule berücksichtigt. Wurde in früheren Zeiten manchmal ein über- 
mäßiges Gewicht auf die peinlich genaue Wiedergabe decorirter Objecte 
gelegt, wo es sich thatsächlich nur darum handelte, den Schülern die 
Gesetze der Formgebung und Ornamentation, der Perspective und Schatten- 
construction etc. zum Verständniss zu bringen, so stellt man sich nunmehr 
in der Formen- und Stillehre (Professoren Ginzel und Hauser) und 
im technischen Zeichnen (Prof. Kajetan) fast ausschließlich auf den 
Standpunkt, dass diese Unterrichtszweige den angedeuteten Zweck und 
zwar in umfassendster Weise zu erfüllen haben, da ja die vollendete 
zeichnerische und malerische Darstellung Sache der Fachabtheilungen ist.
	        
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