Der Verein für deutsches Knnstgawerba in Berlin hat korzlieh ein be-
quemes Nachschlagebuch heraus egeben, das nach Fächern eingerheilt, die Adressen
seiner it6o Mitglieder enthllt. älienselben gehen u. A. Mittheilungen über den Verein
und ein Programm für das Vereinsjahr 1893194 voraus. Geschäfts-Anzeigen bilden als
dritter Theil die größere Hllfte des Buches und ein alphabetisches Verzeichniss der-
selben erleichtert das Auffinden der hier angeführten Firmen.
Anfgefnndene Blldslnlon. Ein interessanter Fund ist kürzlich in der Krypta
gemacht worden, welche jüngst unter der Sacristei der St. Peter-Paul-Kirche in Lieg-
nitz entdeckt wurde: sechs Bildsaulen, die in einer Reihe auf dem Boden lagen. Bei
sammtlichen, mit Ausnahme einer, waren die Kopfe von den Rumpfen getrennt, doch
fand man sie fast unversehrt und sorgflltig daneben gelegt. Das Material der Bildsäulen
sowie der Sockel ist Sandstein. Sie sind sammrlich mit Farben versehen gewesen, die
zum Vorscheine kommen, so wie man ein wenig den hundertjährigen Staub beseitigt,
der sie bedeckt. Die Gesichter haben alle beinahe denselben Ausdruck, die Figuren sind
steif und leblos. Man dürfte wohl das n. Jahrhundert als das ihrer Entstehung bezeichnen.
Wahrscheinlich sind die Bildsaulen bei einem Brande oder in gefahrvoller Zeit in jene.
Krypta gerettet und dort vergessen worden, bis sie bei dem jetzigen Bau wieder an das
Tageslicht getreten sind. Es unterliegt keinem Zweifel, dass man es mit einer Darstel-
lung der Apostel zu thun hat. Eine Statue weist besonders darauf hin. Es ist die des
Bartholomaus, der seine eigene Haut als Zeugniss seinesMlrtyrerthums über dem Arme trlgt.
Diese Auffassung entspricht der, welche der Darstellung des geschundenen Bartholomäus
von Marcus a Grate im Dome zu Mailand zu Grunde liegt. Merkwürdig ist eine Doppel-
statue. Die Figuren sind zusammengewachsen, aber jede hat ihren besonderen Kopf und
einen Arm frei, der ein ziemlich dickes, wie es scheint, in Leder gebundenes und mit
Metallecken versehenes Buch, wohl die Bibel, trägt, was bei den slmmtlichen Bildsaulen
sich wiederholt. Wahrscheinlich sind damit die beiden Haupxapostel Petrus und Paulus
dargestellt. denen die Kirche geweiht war, obgleich Schlüssel und Schwert, die beiden
lnsignien dieser Apostel, fehlen. Was die anderen Figuren anbetrifft, so ist kaum mit
Sicherheit zu bestimmen. welche Apostel sie darstellen. Die etwa einen Meter hohen
Figuren haben auf Sockeln gestanden, die ebenfalls mit reichern Bildwerk geschmückt
waren. Leider haben diese Sculpturen bedeutend gelitten. Am besten erhalten ist an
dem einen Piedestal die Figur des Pelikans, der seine eigene Brust mit dem Schnabel
aufreillt, die unter dem Gelieder sitzenden Jungen zu nähren, das bekannte altkirchliche
Symbol des Erlösers. An einem anderen scheint ein Bar einen Menschen zu zerßeischen,
an einem dritten ist ein Löwe, wie es scheint, im Kampfe mit einem Greif, dargestellt.
Ausgrabungen in Delphi. Die Arbeiten bewegten sich in den letzten Monaten
östlich vom Tempel, gerade an seiner Vorhalle, wo wichtige Funde an lnscbriften ge-
macht worden sind, darunter solche aus dem g. Jahrhundert, Volksbeschlüsse, jonische
Saulentrommeln und in großen Abständen eine Anzahl Steinbloclre (Statuenbasenf). im
Ganzen wurden bis jetzt aufgedeckt: r. Das Schatzhaus der Athener mit seinen kost.
baren Metopen feinster Arbeit, meist Einzelkämpfe von Kriegern darstellend. z. Die
ganze Rückseite der PoIygonal-Mauer, auf deren Steinen Freilassungen von Sclaven (also
olTenbar aus romisclier Zeit) geschrieben sind; außerdem die Ostseite mit durchwegs
noch nicht bekannten lnschriften. Diese Mauer zieht sich um den ganzen heiligen Bezirk
des Tempels. 3. Das Opisthodom (Hinterhaus) des Tempels mit vielen Kellerräumen,
welche wahrscheinlich dazu dienten, den Erschütterungen durch Erdbeben entgegen-
zuwirken. Zuletzt hat man die Fortsetzung der Feststraße gefunden, durch welche der
Perieget Pausanias eintrat. und holt, in deren weiterem Verlaufe auf den Eingang des
Tempels zu stoßen, vielleicht schon in deri nächsten Tagen, wo die Arbeiten wegen des
Winters unterbrochen werden müssen.
Hiezu als Beilage:
Titel und Inhalt zu Bd. IV der wMittheilungen des k. k. Oesterr. Museums",
A Jahrgänge i892-i8g3.
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Für die Redaction verantwortlich: J. Fohresics und F. Rum.
Selbstverlag des k. k. Oesterr. Museum: für Kunst und Indlutrle.
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