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stücken belebt, die wie irisirende Schmetterlingsßügel aussehen, einen
guten Eindruck hervorrufen. Jedenfalls zeigt dieser Versuch, dass 'die
Schule für Spitzenindustrie nicht blos dabei stehen bleibt, die alten herr-
lichen Muster zu copiren, sondern sich auch an neue Wege wagt.
Die Mannigfaltigkeit der Spitzentechniken zeigt die Ausstellung des
k. k. Spitzencurses, die Mannigfaltigkeit der Stickereitechniken zeigt auf
24 Tafeln die Ausstellung der Kunststickerei-Abtheilung des Wiener
Frauen-Erwerb-Vereines. Diese Ausstellung enthält wohl an zoo verschie-
dene technische Eigenthütnlichkeiten, durch welche mit der Nadel zier-
liche und elfectvolle Stickereien hergestellt werden können. Eine gute
Zeichnung, eine geschickte Farbenwahl liegt den Mustern zu Grunde, die
aufs Genaueste ausgeführt sind; dabei ist die Gruppirung der Muster
innerhalb der Tafeln so geschickt gemacht, dass sie wie Bilder an der
Wand wirken. Obwohl gerade in dieser Schule sehr viele Gegenstände
ausgeführt werden, so fehlt doch ein selbständiges Object. Dafür besagen
die Lehrgänge. dass, wer in dieser Weise und in diesem Umfange zu
sticken versteht, auch nicht verlegen sein wird, wenn ihm die höchsten
Aufgaben und die schwierigsten Aufträge zur Ausführung übergeben
werden. u
Die farbigen Kupferstiche des 18. Jahrhunderts.
Vortrag. aus Anlass der Ausstellung solcher Stiche gehalten im k. k. Oesterr. Museum
für Kunst und Industrie am 4. Februar r89z von Eduard Chmelarz.
(Schluss)
In der That lässt in diesen Blättern Debucourt selbst die Arbeiten
Janinefs weit hinter sich zurück. Was die Wirkung derselben so wesentlich
steigert, ist Debucourfs Meisterschaft, eben die Kunst der Arbeit zu ver-
stecken und überdies die verschiedenen Techniken: Schabkunst, Aquatinta
und Tuschrnanier in virtuosester Weise zu vermischen. Vielleicht hatte
er sogar etwas von den Engländern und ihrer Schabkunst gelernt,
während die Misserfolge Le Blon's und Dagoty's etwa auch darauf zurück-
zuführen sind, dass die Schabkunst in Frankreich zu ungenügend aus-
gebildet war. Vielleicht hat sogar das leider in der Ausstellung nicht
vertretene Blatt von Jakes und Pollard (nach Rowlandsons), Vauxhall in
London vorn Jahre 1785, den Debucourt zu seinen Bildern vom Palais
Royal angeregt, wo, und noch mehr in einigen späteren Blättern, alle
Schwierigkeit der Herstellung verduftet und nichts zurückbleibt als der
volle EEect eines geistreich behandelten Aquarells, mit aller Weichheit
der Zeichnung, aller Brillanz und Harmonie der Farbe.
Zu den technischen Vorzügen gesellt sieh bei Debucourfs Blättern
von 1788-1792 noch der besondere Reiz schalkhafter, manchmal geradezu
mit raff-inirter Pikanterie behandelter Stoffe, welche in Folge dessen als
der Haut-Goüt des Buntdruckes heutzutage mit unsinnigen Summen bezahlt
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