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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 2)

unseres Schmuckes ist es jedoch wichtig, uns vor Augen zuhalten, dass 
sehr viele Sorten dieses Edelsteins in Verwendung genommen wurden, 
die keineswegs hoch im Werthe standen, und dass Pliniusß), dem wir 
obige Angabe entnehmen, nach Aussehen und Herkunft zwölf Arten von 
Smaragden unterscheidet und ausdrücklich sagt, dass eigentlich nur der 
tiefgrüne, durchsichtige skythische Smaragd in hohem Werthe stehe. 
Nach seiner Art zu schätzen, wären weder die Smaragde, die uns vor- 
liegen, noch jene des Lyoner. Schmuckes werthvoll gewesen, wenngleich 
diese größer und schöner sind als die unserer Ausstellung. 
Vergegenwärtigen wir uns nun, um zu. einem klaren Bilde zu ge- 
langen, die technischen und künstlerischen Eigenschaften dieser 
Schmuckgegenstände. 
Der erste und stärkste Eindruck, den wir beim Anblicke dieser 
Geschmeide empfangen, ist der eines außerordentlichen Rückganges in 
der Gnldarbeit. Die Lötharbeit, bei den reizenden Granulirungen früherer 
Zeit mit so großem Geschick angewendet, ist auf ein Minimum beschränkt 
worden, die Drahtverbindungen sind großentheils auf kaltem Wege her- 
gestellt, die Drahtringelchen der Anhängsel nicht zusammengelöthet, 
sondern mittelst einer feinen Zange zusammengebogen und durch Win- 
dungen geschlossen worden. Nur wo es unbedingt nöthig war, ist die 
Lötharbeit in ihr Recht getreten, so bei-den rückwärts an den Rosetten 
der Ohrgehänge diagonahangebrachten Versteifnngsstäben, die anibrer 
Kreuzungsstelle den Ansatzpunkt für den Ohrhaken abgeben, und bei 
Befestigung des Ohrhakens selbst. Das zur Umrahmung der Steine ver- 
wendete Goldblech ist in der Regel sehr dünn. Die Goldblechstückcben 
sind, wie es der Stein verlangte, rund oder viereckig ausgeschlagen 
worden. Letzteres war namentlich bei Smaragden der Fall, weil man 
sich mit dem schwierigen Umformen und Schleifen eines Krystalles von 
so bedeutender Härte nicht viel Mühe geben wollte. Nur bei tadellosen 
Stücken lohnte der, Stein die langwierige Arbeit des Schlilfes, bei blass- 
grünen Exemplaren, die Flecken und Wolken hatten, behielt man ein- 
fach die hexagonale Säulenform, in der er in der Natur auftritt, bei, 
hilf nur nach, wo es nöthig war, schnitt den Krystall in entsprechend 
lange Stücke, durchbohrte ihn und fasste ihn auf Draht. Hie und da 
sehen wir den Edelstein durch eine Glaspaste ersetzt, ohne dass man 
aber Anstand genommen hätte, an einem solchen Schmuckstück zugleich 
auch echte Steine zu verwenden. 
Alles in Allem zeigt sich, dass wir hier Arbeiten vor uns haben, 
die so billig und rasch als möglich angefertigt worden sind. Meist zart 
und gebrechlich, machen sie überdies noch häufig den Eindruck einer 
auf bloßen Schein berechneten Wahre. 
') Vergl. für diese und die vorhergehenden Angnben: Plin, N. H. IX,  H1 und 
XXXVU, Q. I6 K. '
	        
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