werthig neben jenen goldenen Niken, Eroten und sonstigen beziehungs-
reichen Gestalten aus der Blüthezeit griechischer Kunst. An Stelle dieser
feinfühligen Kunstweise ist nun allmälig der brutale Reichthum getreten
und er ist es nun, der, wenn man so sagen darf, den geistigen Inhalt
des Schmuckes ausmacht. Der kalte, nackte, unerhört kostpielige Stein
verkündet lärmend die sociale Stellung seiner Besitzerin - und ihr Ver-
hältniss zur Kunst.
Das gilt selbstverständlich in erster Linie von jenen Schmuckgegen-
stilnden, die uns nur mehr litterarisch bezeugt sind, und deren Werth
die Ursache ihres frühen Unterganges war"). Was wir heute noch mit
Augen sehen ist durchwegs Waare mittlerer und letzter Kategorie.
Mögen indes diese Arbeiten immerhin für die ärmere Classe der
Bürgerschaft in den Provinzen oder gar blos für den ephemeren Schmuck
der Leiche angefertigt worden sein, an den künstlerischen Principien,
wonach sie gebildet sind, ändert dies gewiss nicht viel, denn ohne Zweifel
haben die kostspieligen Prunkstücke der Reichen und Reichsten das Vor-
bild abgegeben. Nach diesen Funden, den ältesten auf uns gekommenen
Denkmalen einer bestimmten Gruppe von Juwelierarbeiten, müssen wir
uns demnach eine Vorstellung bilden von den vielgerühmten Smaragd-
geschmeiden allerersten Ranges, deren Werth auf Millionen von Sesterzen
berechnet wurde.
Wir haben früher erwähnt, dass manche dieser Schmuckstücke so
zarte Gebilde sind, dass man meint, sie wären bloße Scheinarbeiten und
für den Gebrauch schier unverwendbar gewesen. Es ist das eine Beob-
achtung, die uns die Frage nahelegt, ob nicht einige von diesen Geschmeiden
direct für den Schmuck der Leiche angefertigt worden sind. Bei
den unter I, z und 8 beschriebenen Stücken, sowie bei jenen zweien
des Hofmuseums möchten wir es entschieden annehmen. Bei dem Hals-
schmuckfragment und dem unter 3 beschriebenen Ohrgehänge spricht
der Vergleich mit anderen gleichzeitigen Goldarbeiten, bei denen eine
sepulcrale Bedeutung ausgeschlossen ist, dafür, dass sie für Lebende ge-'
arbeitet worden sind. Bei den unter 4 bis 7 beschriebenen Stücken wagen
wir dagegen keine Entscheidung.
Eine andere Frage ist die nach dem Markte für diese Erzeugnisse,
sie ist nicht so schwer zu beantworten als die frühere. Alle diese Ar-
beiten mit den unverkennbaren Merkmalen einer flüchtig und lieblos
erzeugten Waare, deren einzelne Muster fabriksmäßig hundert- und
tausendfiltig wiederholt wurden, sind sicherlich nicht für die Bedürfnisse
einer einzelnen Stadt oder eines Landes, sondern für einen weit ver-
zweigten Handel hergestellt worden. Für die große Ausdehnung des
römischen Schmuckhandels im Allgemeinen sowie für die Verbreitung
'; Eine ausführlich: Zusammcnszellung solcher litgerarischer Denkmnl: finde! nun
Hermes l. in dem Aufuue von Hühner, oOrnlmßntl muliebru, S. 345 I.