dieser speciellen Gattung legen die Fundorte ein sprechendes Zeugniss
ab. ln Lugdunum an der Rhone hat man den Schmuck mit den Bild-
nissen des Commodus ausgegraben, aus Viminacium am Einflusse der
Morava in die Donau stammen die Ohrgehänge der Aurelia Theodote
und jene des Hofmuseums. In Dalmatien nicht minder wie auf italischem
Boden selbst konnten wir derartige Stücke constatiren, und wenn unser
Carnuntum mehrfach vertreten ist, so dürfen wir gewiss daraus nicht
schließen, dass solcher Schmuck in Pannonien häufiger getragen wurde
als etwa in Makedonien, Syrien, Spanien oder Aegypten. Ja für Aegypten
ist es sogar leicht, den directen Beweis zu bringen. Wir denken an die
Mumienporträte aus dem Fajium. Bekanntlich ist. viel Schmuck
auf denselben abgebildet, oft allerdings in zu flüchtiger Weise, um eine
Verwandtschaft mit noch erhaltenen Stücken feststellen zu können,
manchmal aber so deutlich, dass ein sicheres Urtheil möglich ist. Dies
ist auch bei zwei Bildnissen der Fall, die einen dem unseren voll-
kommen ähnlichen Schmuck aufweisen. Es sind die weiblichen Porträte
der GraPschen Sammlung Nr. 15 und 52 9). Beide Damen tragen reiche
Halsgeschmeide, woran wir die in Goldumrahmungen befestigten, ling-
lichen Smaragdkrystalle, die durch anders gestaltete Zwischenglieder
mit einander verbunden sind, genau wieder erkennen. Es ist der Typus
des Lyoner Halsbandes in seiner breiten, auf kräftige Wirkung hinzie-
lenden Weise, es ist dieselbe Arbeit wie jene, die wir an dem Schmuck-
fragment Nr. 9 unserer Ausstellung beobachten konnten.
Die Mode des Smaragdschmuckes war also auch im Nilthale in
Geltung und bediente sich im Wesentlichen derselben Formen wie im
übrigen römischen Reiche. Diese Thatsache bietet uns zugleich eine Will-f
kommene Handhabe für die Datirung der Bildnisse.
Bekanntlich ist eine vollkommene Einigung über die Zeit ihrer Ent-
stehung noch nicht erfolgt, wenngleich Heydemann's Datirung ziemlich
, allgemein als die richtige gilt. Von ihm wird die Mehrzahl der Bilder
in das z. Jahrhundert n. Chr. gesetzt. Untersuchungen der Haar- und
Barttracht, der Kleidung u. s. w. haben ihn zu diesem Ergebnisse geführt,
den Schmuck fand er jedoch als Hilfsmittel für die Datirung belanglos "j.
Zu ähnlichen Resultaten in der Zeitbestimmung gelangt auch Wilkens 1').
Ebers dagegen bleibt bei seiner wiederholt ausgesprochenen Ansicht, die
Mehrzahl dieser Bilder seien hellenistisch, also in das 2. Jahrhundert
v. Chr. zu setzen n).
Die Beweise für Heydemands Anschauung haben sich nun durch
unsere Schmuckuntersuchung nicht nur um einen vermehrt, sondern wir
') Vergl. die Heliogram: Antike Portrlts aus hellenistischer Zeit. Wien, Theodor
Graf, o. J. '
") Ber. der kgl. sächs. Gesellsch. der Wissensch. Histon-philos. Cl. 1888, Dec.
") Archaol, AuL, Beibl. zum Jahrb. des Archaol. lnstir. 1889.
") Antike Purtrats. Die heilenisc. Bildnisse aus dem Faiium. Leipzig, 1893.