Länder und endlich die Maschinen, deren größter Theil gleichwohl in
den anderen Abtheilungen der einzelnen Länder, mit Ausnahme Oester-
reichs, zu sehen war. Es kann sich also wohl kein Besucher der Aus-
stellung vermessen, zu behaupten, dass er alles Zusammengehörige, das
er sehen wollte, auch wirklich gefunden hat, denn auch innerhalb der
geschlossenen Abtheilungen der einzelnen Staaten ist von einem Installa-
tionsplan nicht viel zu spüren; das Gleichartige ist an allen Ecken und
Enden verstreut; neben Möbeln stehen Maschinen, neben Spitzen sieht
man Schitfstaue, neben Glas gusseiserne Röhren. Dieser Mangel an Dis-
position und System ist am empfindlichsten in der deutschen Abtheilung
fühlbar, die das Schwerfälligste ist, was man sich denken kann, und die
in ihr vorhandenen vielen treElichen Objecte um alle Wirkung bringt.
Nur Oesterreich ragt durch seine feinsinnige, geschmackvolle, übersicht-
liche Installation hervor, welche Prof. Beyer mit Hofrath v. Storck und
dem Executivcomite der österreichischen Commission getrotfen hat; es
herrscht in Antwerpen und darüber hinaus nur eine Stimme der Bewun-
derung darüber, wie Oesterreich es verstanden hat, in seiner räumlich
kleinen Ausstellung die Schönheit seiner, vornehmlich kunstindustriellen,
Erzeugnisse durch zweckentsprechendes Arrangement, das an eine Art
Prunkraum erinnert, zur höchsten Geltung zu bringen.
Wenn die innere Ordnung der Industrie-Ausstellung nicht durchaus
gelobt werden kann, so ist das äußere Arrangement umsomehr als ge-
lungen zu bezeichnen, wenn man berücksichtigt, dass die Besucher unserer
modernen Ausstellungen an kolossale Verhältnisse gewöhnt sind, dem Aus-
stellungspark immer zuerst ihre Aufmerksamkeit zuwenden, daselbst in
allen Formen unterhalten sein wollen und nur auf dem Umwege durch
Vergnügungen für die ernsteren, sozusagen doch eigentlichen Zwecke
eines Wertkampfes der Nationen auf dem Gebiete von Industrie, Kunst
und Wissenschaft zu interessiren sind. Von den nicht nur für Ant-
werpen, sondern auch für jede Millionenstadt bedeutenden Ausdehnung
der Ausstellung macht man sich schwer eine Vorstellung; sie umspannt
eine Grundfläche von rund 40 Hektaren, den ganzen Stadtheil zwischen
dem Bassin aux Charbons, dem stets von holländischen und innerbel-
gischen Schiifen belebten Bassin des Bateliers und dem Bassin aux
Briques im Westen, der Rue de l'Escaut und Rue des Peintres im Norden,
der Rue Brederode im Osten und dem Südhahnhof. Ein genialer Einfall
war es, das Museum mit seiner herrlichen Bildergalerie dem Ausstellungs-
platze einzuverleiben; zu diesem Zwecke hat man die zum Quai Hamand
und den südlichen Hafenbassins führende Rue du Retranchement mit
doppelten Uebergängen überspannt. So ist die hier tretflich vertretene
altflandrische, vor Allem aber die jüngere vlämische Schule mit Rubens
an der Spitze, dessen reichbewegtes, künstlerisches und politisches Wirken
so innig mit Antwerpen verknüpft ist, in den Dienst der Ausstellung ge-
bracht und man kann den Leitern des Unternehmens hiefür nur dank-
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