ornamentirten Truhen und mit dem in Kerbschnitt und mit Messing-
knöpfen verzierten übrigen Mobiliar einen Beweis von der großen künst-
lerischen Veranlagung dieses tüchtigen Volksstammes ablegt.
In nächster Nähe des Huzulenhauses steht die ruthenische Dorf-
kirche, welche mit ihrem vorspringenden Dache, ihren drei Kuppelspitzen
und ihrem freistehenden unscheinbaren Glockenthurme einen eigenartigen
Eindruck macht. Das schrnucklose Innere birgt eine Ausstellung ruthenischer
Cultusobjecte, in welcher gute alte und minder gute moderne Kirchen-
geräthe vereinigt sind. Die letzteren würde man an diesem Orte gerne
vermissen. Das bedeutendste Stück ist eine im üppigsten Barockstil
geschnitzte Ikonostasis, deren ornamentale Formen in einem merkwürdigen
Contraste zu den byzantinisch-strengen Heiligenbildern der Füllungen
stehen. Außerdem seien noch schöne, gestickte Kirchengewänder und
Kelchdecken, gute Gefäße, holzgeschnitzte Kreuze und Elfenbeinschnitze-
reien erwähnt. Unter den modernen Arbeiten verdienen genannt zu werden
zwei Altarbilder, ein Christus und eine Madonna, welche ruthenische
Gewandung tragen und in ihrer ganzen Auffassung von ungemein frischer
Erfindung Zeugniss ablegen.
Weiters finden wir die Volkskunst noch vertreten im Pavillon für
Frauenarbeit, im ruthenischen Pavillon, in der lndustriehalle und im
Pavillon für Volksschulen. Im ersteren, sowie im ruthenischen Pavillon
tritt dieselbe oft in höchst zweifelhafter Nachbarschaft auf, zwischen
gemalten und gestickten Excessen auf Seide und Stramin und zwischen
Nichtigkeiten aus bronzierten Tannenzapfen und Sonnenblumenkernen.
Der ruthenische Pavillon enthält überdies noch die reichhaltigste Kilim-
sammlung der Ausstellung und gute Gefäße und Perlstickereien aus
Kolomea. Besonders hervorgehoben sei die im Schulpavillnn ausgestellte
reichhaltige Mustersarnmlung vorzüglicher nationaler Stickereien der ein-
classigen Mädchen-Volksschule in Srodopolce.
Ein schönes Stück nationaler Kunstindustrie sind die Nachahmungen
altpolniscber, golddurchwirlrter SeidenstoEe, die von Graf Emil Potocki
in Buczacz erzeugt werden. Es sind äußerst vornehm wirkende Decken
für Divans etc., die merkwürdigerweise in einem Nebenraurne des Archi-
tektur-Pavillons ausgestellt, um nicht zu sagen versteckt sind.
I-Iiemit sind wir am letzten Abschnitte unserer Betrachtung angelangt,
an der Besprechung der modernen Kunstindustrie Galiziens, wie sie sich
uns in der Industriehalle darbietet.
Am ausgedehntesten sind die Zimmer-Einrichtungen vertreten, und
es kann ohne Uebertreibung gesagt werden, dass in Kunsttischlerei- und
Kunstschlosserei-Arbeiten mehr als eine galizische Firma mit den Pro-
ducten der besten Wiener Ateliers den Vergleich nicht zu scheuen braucht.
In erster Linie ist die Lemberger Tischlergenossenschaft zu nennen,
welche im Verein mit dem Decorateur Krzysztofowicz drei sehr gut
gezeichnete und tadellos ausgeführte Räume: ein Renaissance-Speise-