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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 12)

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zeugern von Gegenständen der schönen Gewerbe noch keineswegs zum 
Durchbruch gekommen. Der Beweis hiefür liegt in den eben berührten 
Fällen, in welchen die auf Vorrath gearbeiteten Ziermittel mit der größten 
Sorglosigkeit den widerstrcitendsten Formen aller nur möglichen Erzeug- 
nisse aufgedrungen werden, sowie in der Art und Weise, wie die Zier- 
formen aller Stilarten, den zahlreichen Sammelwerken entnommen oder 
nach vorhandenen Originalobjecten copirt, ohne Anstand zur Verwendung 
gelangen, wenn auch Charakter, Bestimmung und praktischer Zweck 
des Ganzen noch so energisch gegen ein solches Verfahren protestiren. 
Diese Sorglosigkeit zeigt sich besonders auffallend, wo es sich um die 
Herstellung einer Zierform handelt, welche wir gemeiniglich als eine 
Füllung bezeichnen. Bestimmt, die allseitig ausgesprochen begrenzte, 
nackte Fläche zu beleben, soll bei der Füllung ein Ornament sich so 
entwickeln und ausbreiten, dass eben diese Fläche sich weder vergrößern, 
noch verringern lässt, ohne das Aussehen des Ganzen zu schädigen. Das 
heißt, die Füllung muss wie alles bildmäßig Abgeschlossene für den 
bestimmten Raum componirt sein. 
Der Herstellung einer guten Füllung geht nun der moderne Kunst- 
handwerker sehr gerne aus dem Wege. Er vermeidet sie entweder gänz- 
lich oder fügt ein ihm zugängliches Ornament, so gut es gehen mag, in 
den vorhandenen Raum ein, ohne Rücksicht darauf, ob es etwa nach 
irgend einer Richtung hin zu frühe seine Endschaft erreicht oder auch 
in die ihm gebotenen Grenzen gezwängt erscheint. Das mit der modernen 
Gestaltungsweise noch am besten vereinbare Auskunftsmittel, um ein dem 
Zwecke einer Füllung ziemlich entsprechendes Ornament hervorzubringen, 
besteht in der Verwendung von gar nicht oder nur locker in Verbindung 
gebrachten, gruppenweise geordneten Ziermotiven. Diese Gruppen, entweder 
ein Mittelstück und vier Eckstücke oder, wenn die zu zierenden Flächen 
länglich rechteckig sind, ein Mittelstück und zwei Abscblussstücke, lassen 
sich jeweilig zusammen- oder auseinanderrücken, und haben sich auf diese 
Weise großen und kleinen Dimensionen anzupassen. 
Auf solche Weise wird Arbeit und Zeit erspart. Ob dies jedoch 
überhaupt nutzbringend genannt werden kann, mag unerörtert bleiben. 
Das wachsende Bestreben, rasch und mit geringer Mühe zu pro- 
duciren, trägt übrigens in unseren Tagen zur Vorliebe der Kunstgewerbe- 
treibenden, sich mehr und mehr einer naturalistischen Richtung zu- 
zuwenden, nicht wenig bei. Raumvertheilung und symmetrische An- 
ordnung scheinen ja bei dieser modernen Kunstübung entbehrlich zu 
sein, und dadurch allein müsste schon sehr viele Arbeit entfallen. 
Einige Anforderungen, welche in der Praxis noch weiters an den 
Zeichner gestellt werden können, passen aus dem Grunde weniger in den 
Rahmen dieser Besprechungen, weil sie mit der künstlerischen Auf- 
gabe in keinem directen und nothwendigen Zusammenhang stehen. Ich 
kann es mir daher füglich erlassen, näher auf sie einzugehen. Doch
	        
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