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Falle, wenn der Maler Vielerlei in ein Ensemble zu zwingen trachtet,
macht es ihm große Schwierigkeiten, das Interesse immer von Neuem
wieder zu fesseln und er wird obendrein aller angeführten Vortheile
verlustig.
Seine Haupterfolge hatte Galland in den Kreisen der Aristokratie
und Haute finance. Hier galt es ganze Paläste oder einzelne Räume ein-
heitlich zu schmücken. Hier fand der Meister für seine fein abgewogenen
Compositionen richtiges Verständniss, hier wusste man den Ernst zu
schätzen, mit dem er sich in das jeweilige Problem zu vertiefen gewohnt
war. Beschäftigte ihn eine seiner würdige Aufgabe, so war ihm kein
Aufwand an Zeit, Arbeit und Mühe zu groß.
Galland's Hauptverdienst, sagt Havard, besteht darin, die Kunst-
und Malweise der Gegenwart mit den großen decorativen Traditionen
des I7. und 18. Jahrhunderts in Einklang gebracht zu haben. - Nebst den
Franzosen waren es namentlich die alten Venezianer, Veronese an der
Spitze, in deren Geist er sich vertiefte. ln diesem Sinne sind die Plafond-
und Wandmalereien in zahlreichen Palästen von Paris ausgeführt, deren
ermlidende Aufzählung wir wohl unterlassen dürfen. Für das Finanz-
ministerium malte er 18 Supraporten und fünf Plafonds, die 187i ver-
nichtet wurden. Mehrere seiner Arbeiten gingen im Bombardement von
St. Cloud zu Grunde. In neun Capellen von St. Eustache malte er die
Giebelfelder. In Marseille, Lille, Nizza war er nicht minder thätig', wie
in Madrid, London und Stuttgart. Als das Pariser Stadthaus wieder auf-
gerichtet war, erhielt er den Auftrag, I3 Kuppeln in der Galerie des
metiers mit Darstellungen der verschiedenen Handwerke zu schmücken,
welch' schwierige Aufgabe er auf das glücklichste decorativ gelöst hat.
Für Van der Bilt schuf er Decorationsmalereien, die nach New-York
kamen. Eine seiner großartigsten Schöpfungen ist die Decoration für das
Stiegenhaus im Palais Narischkin in Petersburg, wo Galland die Ankunft
eines Gastes und ein Concert im Hause eines venezianischen Patriciers
des 16. Jahrhunderts schilderte. Neben der Ausführung aller dieser Auf-
träge, worunter noch ein Historiengemälde für das Pantheon besonders
zu erwähnen ist, entwickelte Galland seine erfolgreichste Thätigkeit an
den Gobelins. Eine Bestellung von hervorragender Wichtigkeit war hier
der Entwurf von 19 Cartons für das Palais de Flillysee. Die Dichtkunst
bildet das Sujet dieser Compositionen, nach welchen der Raum, für
den diese Gobelins angefertigt wurden, auch den Namen w-Salon de
poemes- erhielt.
Als Galland starb, war eine neue Zeit herangebrocheri, das zweite
Empire, unter dem er groß geworden, gehörte bereits ganz und,gar der
Vergangenheit an, und für manches seiner Werke war das unmittelbare
Verständniss geschwunden. Als aber bald nach seinem Tode eine Aus-
stellung der künstlerischen Hinterlassenschaft veranstaltet wurde und
hunderte von Skizzen und Entwürfen, von denen ein großer Theil in