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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 6)

Das schöne, in den Formen der Hochrenaissance gehaltene, außen 
und innen reich und sinnig, aber nicht anspruchsvoll gezierte Gebäude 
ist von Gartenanlagen umgeben, die nicht nur einen anmuthigen Schmuck, 
sondern zugleich einen unschätzbaren Schutz gegen den verwünschtesten 
Feind eines Museums, den Gassenstaub, bilden. Um das überkuppelte 
Stiegenhaus gruppiren sich in praktischer Anordnung die Sammlungssäle; 
Bibliothek, culturgeschichtliche Gegenstände, als Mobiliar, Hausrath in 
Glas, Thon, edlen und unedlen Metallen, in Schmuck und Geräth der 
Kirche, Wehr und Waffen, Trachten und andere Textilarbeiten etc.; 
im zweiten Stockwerk folgen die Bildergalerie und die Naturerzeugnisse. 
lm Untergeschoss sind, das Bild des Volkslebens in der Gegenwart ver- 
vollständigend, zwei Bauernstuben mit echter Einrichtung untergebracht. 
Jede Abtheilung enthält des Anziehenden und Wichtigen eine Fülle, 
wie sie eben ein Boden bieten kann, den die Natur so mannigfaltig ge- 
staltet und ausgestattet hat, dem vorgeschichtliche Geschlechter und 
Römer ihre Spuren aufdrückten, auf dem sich die Jahrhunderte hindurch 
ein auch politisch und religiös bewegtes Leben entfaltet hat. Die Ver- 
lockung, in Einzelheiten einzugehen, ist groß. Doch wollen wir uns für 
den Augenblick darauf beschränken, dass auch die hie und da begeg- 
nenden Eigenartigkeiten der vom Conservator Herrn Straberger geleiteten 
Aufstellung für den Nutzen selbständiger Verwaltung zeugen, die nDi- 
lettantenu Gelegenheit gewährt, neue praktische Einrichtungen zu erfinden. 
Auf solche kommen wir wohl noch zu sprechen. 
Die in diesen Tagen dem Lande Oberösterreich, der Stadt Linz 
und den Präsidenten des Verwaltungsrathes des Museums, Excellenz Graf 
Khuenburg und Dr. Dürrnberger, sowie dem genannten Conservator von 
allen Seiten dargebrachten Glückwünsche sind in vollem Maße verdient. 
Der ebenfalls um die Anstalt hochverdiente Professor Kaiser hat leider 
diesen Tag nicht mehr erleben sollen. vFröhliches Gedeihenlu rufen auch 
wir dem Museum Francisco-Carolinum freundnachbarlich zu. B. 
Das Parament und seine Geschichte, 
mit besonderer Rücksicht auf den Ursprung des Messkleldes. 
Von Dr. Heinrich Swoboda. 
Der menschlichen Bekleidung ist neben dem einfach praktischen 
Zweck auch ein ethischer und ästhetischer Werth zuzusprechen, wodurch 
zugleich das Kleid seine Beziehungen zu den drei großen Menschheits- 
idealen, dem Wahren, Guten und Schönen findet. Der Wahrheit, wir 
meinen noch nicht die ästhetische Wahrheit, entspricht die Bekleidung, 
da sie aus einem unleugbaren Bedürfnisse der Wirklichkeit gefolgert 
werden muss. Somit ist sie auch ein praktisches Gut zu nennen, steht 
aber auch zur höheren Erfassung des Begriffes vgutl in Beziehung, indem 
sie die sittliche Ordnung aufrecht zu halten mithilft. So wird drittens 
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