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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 2)

Diese Räume haben für den heutigen Tag einen Festschmuck 
eigener Art angelegt. Es galt den Versuch, die Erinnerung an einen 
der glänzendsten Zeitabschnitte in der Geschichte des Reiches und 
der Reichshauptstadt in einem Bilde zurückzurufen. 
Nach einer langen Zeit schwerer Kämpfe und Wirren waren in 
Wien um weiland Se. Majestät Kaiser Franz versammelt zahlreiche 
gekrönte Häupter, die berühmtesten Männer ihrer Zeit, um mit Rath 
und That an dem großen Friedenswerke theilzunehmen. Alles, 
was durch Rang, Geist, Talent dazu beitrug, jener Zeit ein einziges 
Gepräge zu verleihen, und alles dies auf dem Hintergründe unseres 
schönen, fröhlichen Wien, das seinen altbewährten Zauber niemals 
mächtiger entfaltet hatte. Um ein solches Bild dieser geschichtlich 
denkwürdigen Tage und mit demselben der ganzen Zeitperiode in 
ihrer Kunst, ihrem Kunsthandwerke, wohl auch in ihren Sitten und 
Gebräuchen so vollständig und echt, als es heute noch möglich ist, 
vorführen zu können, sind alle Kräfte des Institutes, alle Freunde und 
Gönner desselben seit länger als Jahresfrist thätig gewesen. 
Das Ausstellungs-Comite hatte sich hiebei der thatkräftigen För- 
derung der hohen Reichs- und Staatsbehörden zu erfreuen; viele 
fremde Höfe widmeten dem Gedanken volle Sympathie, und alle 
Kreise der Residenz und des Reiches wetteiferten in dem Bemühen, 
historisch interessante und charakteristische Kunsterzeugnisse der Zeit 
zur Verfügung zu stellen. 
Sonach dürfen wir hoBen, ein patriotisches, geschichtlich und 
culturgeschichtlich anziehendes Unternehmen nicht unwürdig durch- 
geführt zu haben, und wagen die allerunterthänigste Bitte: Eure 
Majestät wollen geruhen, die Eröffnung der Wiener Congress-Aus- 
stellung allergnädigst zu gestattenm 
Se. Majestät der Kaiser geruhte hierauf zu erwidern: 
"Es gereicht Mir zu ganz besonderer Befriedigung, diese Aus- 
stellung persönlich eröffnen zu können, welche dazu bestimmt ist, 
die Erinnerung an eine sehr wichtige historische Zeitperiode unseres 
Vaterlandes zu erneuern und wach zu erhalten. Ich spreche bei dieser 
Gelegenheit Allen, welche mitgewirkt haben, dieses patriotische Un- 
ternehmen zu Stande zu bringen, Meine vollste Anerkennung und 
Meinen Dank 3115.11 
Se. Excellenz Herr Oberstjägermeister Graf Abensperg-Traun 
stellte sodann das Comite dem Kaiser vor. Hierauf geruhte Se. Majestät 
viele der geladenen Persönlichkeiten mit einer Ansprache auszuzeichnen und 
trat dann unter Führung des Custos Dr. Leisching den Rundgang an. 
Im Arcadenhofe besichtigte der Kaiser die Bilder und Möbel mit 
großem Interesse, und erkundigte sich nach dem v-Congressbildw von Isahey, 
das Königin Victoria zur Verfügung gestellt hat; außerdem nach den Bildern 
aus der russischen Kaiserfamilie. Als der Monarch erfuhr, dass der Kaiser 
von Russland selbst die Gemälde für die Ausstellung senden ließ, trat 
der Monarch auf den russischen Botschafter Grafen Kapnist zu und 
dankte ihm. Im Saale VII besichtigte der Kaiser die Erinnerungen an 
das Kaiserhaus und die europäischen Fürstenhäuser; besonderes Interesse 
erweckte die Uniform des FML. Koller, in der Napoleon I. die Fahrt nach 
Elba angetreten. Dem Monarchen fiel auch die prachtvolle Cassette der
	        
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