arbeiten, Kugeln, Schleifen, Schneiden erfunden worden und dass die
Böhmen die ersten in die weitentlegendsten Länder, als: Westindien, Türkei,
Srnirna, Alkair, Oran, mit Leib und Lebensgefahr, Anwendung Guth und
Bluts, wo schon viele ihr Leben verloren, zu reysen sich gewaget haben".
Vergeblich wurden Patente wegen guten Umgehens mit den Glasarbeitern
(8. März 1751), gegen Anwerben einheimischer Künstler in fremde Länder
(14. März 1752), gegen die Auswanderung von Glasergesellen (17. August
1752 und 3. September 1755) erlassen").
Viele Glashütten gehen ein, wie seinerzeit im Laufe desr Dreißig-
jährigen Krieges, und außer den großen, in den Besitz des Adels (Harrach,
Kinsky, Bouquoy) übergangenen Etablissements erweisen sich nur wenige
concurrenzfähig. Durch die Lahmlegung der künstlerischen Thätigkeit
und das Schwinden des Kunstsinnes in den letzten Decennien des 18. Jahr-
hunderts ist dem böhmischen geschliEenen Glase die künstlerische Basis
vollständig entrückt worden. Auch ist das feine geschlißene Glas nicht
mehr der Hauptartikel des immer noch Horirenden Glashandels, sondern das
Spiegelglas, die Lampen, Kron- und Wandleuchter und die billige Waare.
Unter günstigeren Verhältnissen hält sich die schlesische Glas-
schleiferei und -Schneiderei in künstlerischer Beziehung einige Decennien
länger als in Böhmen aufrecht. Der Absatz beschränkt sich wohl aus
Schlesien und die benachbarten Gegenden, erst zum Schlusse des 18. Jahr-
hunderts wiederholen sich die Versuche, auch andere Gebiete für den
Absatz zu erobern 1').
Die Zeit- und Ortsverhältnisse äußern sich mitunter durch einen
nüchternen, ja sozusagen philisterhaften Zug in dem Decor und seiner
Behandlung.
Die Darstellungen der Kriegsereignisse weichen allmälig in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts jenen verschiedener Beschäftigungen
friedlicher Art und gesellschaftlicher Belustigungen; ein besonderes Gepräge
verleihen hiebei dem Decor schlesischer Gläser das Badeleben zu Warm-
brunn, die Anfänge der Touristik im Riesengebirge, und die Entwicklung
der Großindustrie und des Handels.
Das Bedeutendste leistet wohl wieder die Schaatfgotschkche Glashütte
und die zahlreichen selbständigen Graveure von Warmbrunn. Die Besucher
dieses rasch zum Rufe gelangten Bades pflegten zur Erinnerung an ihren
Aufenthalt geschliffene, mehr oder weniger reich verzierte Becher von
hier nach Hause mitzubringen. ln ähnlichen kleinen niedrigen Verkaufs-
läden, wie sie sich noch gegenwärtig vis-a-vis dem neuen Curhause be-
finden, haben die Graveure von Warmbrunn ihre Waare feilgeboten und
über Wunsch Wappen und Monogramme auf bereits theilweise fertige
Gläser eingeschlilfen.
"j Mlrcä, LXXXlX-XCIII, XCVI. Schebek, S. 365.
") Czihlk, 1. c. S. 149, VIII.