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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 9)

dringen, das bleibt unvergesslich im Gedächtniss. Nicht einverstanden 
aber erklärt sich unser ästhetisches Empünden, wenn der Künstler nicht 
nur färbt und bemalt, sondern auch aufmalt, die bunte Musterung der 
Barbarengewänder, Schabraken, Felle etc. wiedergibt, also vom Coloristen 
zu einem von der Sculptur unabhängigen Maler wird. Das ist Alles sehr 
sorgfältig und an sich gefällig, lässt aber die ohnehin nicht großen Fi- 
guren puppenhaft erscheinen. 
Ein gewisses Recht auf seinen Namen gibt dem Alexauder-Sarkophag 
das Relief der einen Langseite, das ein deutlicher Hinweis als eine Schlacht 
zwischen Makedoniern und Persern bestimmt. In der Reitertigur am 
linken Flügel, die einen Löwenkopf auf dem Haupte trägt, haben wir 
nämlich unbedingt Alexander den Großen zu erkennen. Freilich macht 
das Köpfchen in Folge seiner genauen Uebereinstimmung mit den übrigen 
Gesichtstypen keinen Anspruch auf ikonographische Porträtähnlichkeit. Der 
sonstigen realistischen Züge im Sinne moderner Geschichtsmalerei sind 
nicht viele. Die Bewaffnung der Makedonier weist keine besonderen 
Eigenthümlichkeiten auf, außer in der sogenannten thessalischen Sturm- 
haube mit dem breiten Rande, während eine zweite Helmform, die an 
die phrygischen Mützen gemahnt, eine Uebertragung aus kleinasiatischem 
Kreise auf die Makedonier ist. Die Perser tragen die übliche Barbaren- 
tracht, zu der nur die eigentbümliche Verhüllung der unteren Gesichts- 
partien als eine Besonderheit hinzutritt. Ihre Rosse sind von denen der 
Feinde durch geflochtene Stirnbüschel und aufgebundene Schwänze unter- 
schieden, nicht aber auch durch die Schabraken. Und wie die Dar- 
stellung in Bezug auf das Aeußerliche sich mit einigen Andeutungen 
begnügt, so führt sie uns auch nicht eine bestimmte Schlacht vor die 
Augen, sondern nur das typische Bild einer solchen, das ebenso gut auf 
Gaugamela wie auf lssos passt. 
,'Wir erinnern uns hier an eine andere, längst bekannte Perser- 
schlacht, das berühmte Mosaik aus Pompeji. Dort ein bestimmter, ent- 
scheidender Moment in der Schlacht von lssos, Conceutration des Ganzen 
auf einen Punkt, wohl abgewogene Gegensätze, auf der einen Seite die 
Maltedonier wie ein Wettersturm heranbrausend, auf der andern die 
Perser verwirrt, von Entsetzen gelähmt, in der Mitte die tragische Ge- 
stalt des Großkönigs. Hier löst sich die Schlacht in der Weise des alten 
ldealstiles in eine Reihe von Einzelkämpfen auf, nur dass das dichtere 
Figurengedränge unmittelbarer das Gewühle der Schlacht andeutet. ln 
diesem heben sich gleichwerthig drei Gruppen heraus: links dringt 
Alexander auf einen zur Flucht gewendeten Perser ein, der sein Pferd 
niederknien lässt und herabsteigt, um sein Leben durch einen Fußfall 
vor dem Sieger zu retten; in der Mitte haut ein Makedonier im Vorüber- 
sprengen einen Feind nieder, der gleichfalls um Gnade bittet; rechts 
eine ergreifende Gruppe, die lebendigste des Ganzen: ein rnakedonischer 
General, in dem man den alten Parmenio erkennen will, und ein Satrap
	        
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