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Litteratur- Bericht.
Das Kreuz von St. Trudpert, eine alemannische Nielloarbeit aus spät-
romanischer Zeit. Von Marc Rosenberg. Freiburg i. B., Herdefsche
Verlagshandlung. 4". '54 S.
Dieses in der ehemaligen Abtei St. Trudpert im Schwarzwalde befindliche roma-
nische Processionskreuz zahlt zu jenen Kunstwerken, die trotz ihres geringen Schönheits-
werthes die Aufmerksamkeit nicht nur des Kunsthistorikers, sondern jedes Kunstfreundes
auf den ersten Blick hin fesseln. Es liegt dies llBlJplSEChllCh an dem tiefen Ernste, dem
unverkennbaren Kunstwollen, mit welchem die Künstler der damaligen Zeit an ihre
Aufgaben herangetreten sind. Noch sind ihnen die Hände gebunden in Folge Mangels
jeglicher Uebung und Schulung; aber ihre Kunst strebt bereits zielbewusst nach detn
Höchsten und man errath, dass sie dieses Ziel erreichen wird. Für den Historiker bietet
außerdem ein jedes solches Werk eine ganze Reihe von Fragen nach Ursprung und
Entwickelung, die nicht blos um des betreffenden Gegenstandes willen, sondern auch
für die allgemeine Kunstgeschichte von Bedeutung sind. Der Verfasser ist diesen Fragen
nicht aus dem Wege gegangen, sondern hat sie aammtlich -- die technischen wie die
stilistischen, die ikonographischen wie die culturhistorischen -. einer gründlichen Er-
brterung und Lösung unterzogen. Das Ergebnis: lautet dahin, dass wir in dem Kreuze
von St. Trudpert eine theils getriebene, theila mit Niello verzierte Silberarbeit alaman-
nisthen (vielleicht Konstanzer) Ursprungs, aus der Zeit um das Jahr tzoo, zu schützen
haben. Rgl.
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Die Silbetbibliothek Herzog Albrechfs von Preußen und seiner Gemahlin
Anna Maria. Von P. Schwenke und K. Lange. Fol. 42 S. Text
mit 8 Textillustr. und tz Taf. Lichtdr. Leipzig, K. W. Hiersernann,
1894. M. 25.
Die für ihre kunstgeschichtliehe Bedeutung bisher zu wenig bekannte Silber-
bibliothek Albrechfs von Anspach und Ba reuth, Großmeisters des Deutschen Ordens,
ersten Herzogs in Preußen (1 1568), welc e in der-kg]. und Universitats-Bibliothek zu
Königsberg i. Pr. verwahrt wird, hat aus Anlass der ggojahrigen Jubelfeier der Albertus-
Universität eine würdige Publication gefunden, in welcher sich Directnr P. Schwenke vom
bibliothekarischen und archivalischen, Professor K. Lange vom kunsthistorischen
Standpunkte darüber verbreiten.
Schwenke erzahlt uns nach einem einleitenden Capitel über Bibliotheken und
Buchgewerbe unter Herzog Albrecht die Entstehung und Schicksale der Silberbibliothek.
Dieselbe umfasst zwanzig - ngeradezu im Gegensatz zur Schlichtheit der großen Masse
der von Albrecht gesammelten Bücher: - ganzi in Silber gebundene (inhaltlich unbe-
deutende, zumeist theologische) Werke in Folio (14), Quart (4) und Octav (z). Die Ein-
bande wurden, soweit sich aus der Datirung ersehen lässt, in den Jahren 1545-562,
die meisten t5g5[56 angefertigt. Zwei davon scheinen dern Herzoge zugekommen zu sein,
wahrend siebzehn, darunter einige nachweislich als Geschenke des Herzogs, aus der
Bibliothek seiner prachtliehenden zweiten Gemahlin Anna Maria von Braunschweig
(j 1568) stammen; die Provenienz des zwanzigsten ist unbekannt. Anfanglich waren
diese Silberbände in einem tgegitterten Schall": in der Schlossbibliathek aufbewahrt und
einzelne Schaden, die sich zeigten, wurden noch im Jahre 1680 ausgebessert. Erst gegen
Ende des XVll. oder im Laufe des XVlll. Jahrhunderts kann die systematische Berau-
bung stattgefunden haben, in Folge deren jetzt der grüßte Theil der Schließhaken und
viele Schließenansatze, auch einige Leisten und Eckverzierungen fehlen. lm sieben-
jährigen Kriege musste die Bibliothek geflüchtet werden und nahm dabei vielfachen
Schaden, einige Bücher wurden geradezu ruinirt; 1806 brachte man sie nach Memel.
Seit dem Jahre 1810, in welchem die Silberbibliothek zugleich mit der Schlossbibliothek
in die uVereinigte königliche und Universitatsbibliotheka aufgenommen wurde, erfreut
sich dieselbe wieder einer sorgfältigen Custodie.
rSilbereinbande finden sich zumeist in Deutschland und sind deutschen Ursprunges,
daher wohl die ganze Kunstgattung als eine deutsche anzusprechen ist: (S. 30); um so
höher ist das Verdienst K. Lange's in Anschlag zu bringen, welcher die Königsberger
Silherbibliothek vom ltunsthistorischen Standpunkte erforschte und dabei zu sehr
beachtenswerthen Resultaten gelangte. L. macht uns mit den von 1527 bis circa 1570
in Königsberg ansässigen Goldschmieden (25) bekannt, welchen zwar der Nürnberger
Meister G. Schultheiß die Geschicklichkeit zu außergewöhnlichen Stücken abspricht,