La gravure en pierres fines, carnees et intailles, par Ernest Babelon.
Paris, Librairies-imprimeries-reunies 1894 (Bibliotheque de l'enseigne-
ment des beaux-arts). 8". p. 320. M. 4:50.
Die lange vernachlässigte oder nur dilettantisch betriebene Gemmenkunde hat in
den letzten Zeiten wieder lebhaftere wissenschaftliche Bearbeitung gefunden. Die wichtigsten
Erscheinungen auf diesem Gebiete sind Rolletüs knapper Abriss der Glyptik in Bucher's
Geschichte der technischen Künste, Furtwanglefs Studien über die Gemmen mit Künstler-
inschriften im deutschen archäologischen Jahrbuch 1888 und das soeben erschienene Buch
Babelon's, des Conservators der Munzen- und Antikenabtheilung in der Nationalbibliothek zu
Paris, einer Sammlung, die bekanntermaßen an hervorragenden Werken der Steinschneide-
kunsi eine reiche Folie besitzt. Babelon's Werk, das, wie eigentlich nicht erst hervorgehoben
werden müsste, den Vorzug der kunsthistorischen Litteratur der Franzosen theilt, dass es die
trockensten Partien durch fesselnde Darstellung zu beleben versteht, ist eine selbst-
stlndige Leistung, die den Gegenstand nach mancher Richtung fordert. Die Anordnung
des Stoifes ist natürlich eine chronologische. Wie sehr sich das Gebiet der Gemmenkunde
in der neuesten Zeit erweitert hat, zeigt eine ganze Anzahl von Capiteln, unter anderen das
rLes intailles myceniennes et cretoisesn betitelte, welches von den sogen. lnselsteinen
handelt, die für die Kenntnisa der mykenischen Cultur zu Quellen ersten Ranges geworden
sind. Einen interessanten culturhistorischen Beitrag liefert das Capitel über die Ver-
wendung antiker Gemmen im Mittelalter. Dasselbe ist übrigens nur ein Anfang zu einer
zusammenfassenden Behandlung dieses Gegenstandes, die auch das außerhalb Frankreichs
befindliche Material - wir erinnern nur an das mit antiken Gemmen nbersaete Kreuz
von St. Paul und Obiecte aus dem Welfenschatze - in den Kreis der Betrachtung
ziehen müsste. Dass die Vorliebe für diese Werke der antiken Kleinkunst selbst in den
muhamedanischen Orient vorgedrungen ist, hat Karabacek in der Abhandlung: aEin
römischer Cameo aus dem Schutze der Aijübiden Sultane: nachgewiesen. Etwas ober-
llachlich behandelt ist das Capitel über die Glyptik des 17. und 18. Jahrhunderts; die
p. 281 verlangte Biographie des Johann Pichler hat Rollett schon im Jahre 1874 in dem
Buche: IDiß drei Meister der Gemmoglyptik: Antonio, Ginvanni und Luigi Pichleru ge-
liefert. Das Buch enthalt eine große Anzahl von Abbildungen, die auch weniger bekanntes
Material - zumeist aus der Nationalbibliothek - vorführen. Ms.
l
Schloss Krzyitopör und dessen Architekt Lorenz Senes. ln der Aka-
demie der Wissenschaften in Krakau legte am 12. November 1894 der Secretar eine
Abhandlung des Dr. S. Tomkowicz ober die befestigte Magnatenburg Krzyztopor im
Gouvernement Radorn vor. Das feste Schloss, jetzt eine imposante Ruine, wurde von
1631-1644 für Christoph Ossolinski erbaut, und erhielt seinen Namen von dem über
dem Hauplportal des inneren Gebäudes an ebrachten Wappen der Familie: Kreuz (krzyz)
und Streitaxt (topör), wurde aber schon rägg von den Schweden zerstort. Von der Groß-
artigkeit der Vertheidigungsanlagen nach Vauban's System und des in der Art Vignolfs
gehaltenen Palastes geben die Uebcrreste noch Kunde, aber von der in zeitgenössischen
Berichten geschilderten Pracht der Ausstattung ist natürlich keine Spur mehr vorhanden.
Als den Architekten hat Dr. Tomltowicz den Graubündener Lorenz Senes, eigentlich
Lorenz Demereto oder Meretor ade SllnlOl oder vielmehr ade Senes, entdeckt, der 1632
nach Polen gekommen ist und zuletzt 1649 erwahnt wird.
i!
Das Allge meine Künstler-Lexikon von Müller-Seubert erscheint soeben
in dritter umgearbeiteter und bis auf die neueste Zeit erganzter Auflage (Frankfurt
a. M., Rütten 8: Loening), herausgegeben von Hans Wolfgang Singer.
l
Von Hirth's Forme nschatz ist das x. Heft des neunzehnten Jahrganges
(1395) erschienen (Preis des Jahrganges M. I5). Das Werk ist seiner Zeit rasch} ein
beliebtes Hausbuch der Künstler und Kunsthandwerker geworden, und dass es im Laufe
der Jahre nichts von seiner praktischen Bedeutung und seiner Beliebtheit eingebüßt hat,
beweist die ununterbrochene Reihe der bisher (seit 1877) erschienenen Hefte mit zu-
sammen circa 3100 Blättern.