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Die Sehabkunst-Ausstellung im Oesterr. Museum ").
Von Eduard Chmelarz.
Unter den Special-Ausstellungen, welche seit einer Reihe von Jahren
von der Direction des Museums veranstaltet werden, dürfte die gegen-
wärtige, den Erzeugnissen der Schabkunst von ihrer Erfindung bis in die
neueste Zeit gewidmete, wohl eine der bedeutsamsten zu nennen sein.
Man kann hierauf schon aus dem großen Interesse schließen, welches
die ausgestellten Kunstblätter bei den zahlreichen Besuchern aus allen
Kreisen der Bevölkerung seit Wochen finden. Der von dem Arrangeur der
Ausstellung, Bibliothekar-Scriptor Franz Ritter, nach Inhalt und äußerer
Ausstattung musterhaft hergestellte Katalog trägt zum Verständniss der
Ausstellung wesentlich bei und wird als wissenschaftliche Erinnerungsgabe
an dieselbe dauernden Werth behalten. Im Anschlusse an diesen Katalog
und auf dessen interessanteste Nummern hinweisend, soll nunmehr im
Folgenden auch eine zusammenfassende historische Uebersicht über die
Gesammtentwicklung der Schabkunst geboten werden.
Von all' den Namen, welche diese Technik in den verschiedenen
Sprachen gefunden hat: Schwarzkunst, Sammetkunst, maniere noire,
gravure d'6pargne, Mezzotinto, incisione a fumo oder a foggia nera, von
allen diesen ist einzig und allein der Name Schabkunsl der richtige
und zutrelfende; denn nicht in der Schwärze liegt das Charakteristische
dieser Technik, da ja sämmtliche graphischen Künste fast ausschließlich
in Schwarz drucken, sondern in der ganz eigenartigen Weise ihres Ver-
fahrens, das von jenem aller anderen Reproductionen grundverschieden
ist. Alle diese steuern nämlich in ihrer Arbeit vom Lichte zum Schatten,
das heißt in eine Kupferplatte werden die Schattirungen der Modellirung
mehr oder weniger tief eingravirt oder eingeätzt, oder in eine Holzplatte
erhaben geschnitten. Bei der Schabkunst geschieht gerade das Umgekehrte,
vom Schatten zum Lichte, und der Vorgang erscheint in der That nicht
einmal sehr complicirt: Die Kupferplatte wird mit Hilfe des Granirstahls
oder des Wiegmessers, welches etwa die Gestalt eines nach einem be-
stimmten Kreisabschnitt gewölbten und dabei gezahnten Stemmeisens
hat, nach Länge, Breite und Diagonalen ganz gleichmäßig aufgerauht,
so dass sie, mit Druckerschwärze eingerieben, einen durchaus schwarzen
Abdruck, wie Sammet, liefert. Die Aufrauhung mit dem Granirstahl ist
eine mühselige, bei größeren Platten wochenlang dauernde Arbeit, und
der Künstler muss sich durch einen Abdruck von der Gleichmäßigkeit
der Schwärze überzeugen, weil eine spätere Correctur der Granirung
wohl nicht unmöglich, aber sehr schwer ist. Sodann kann er an die
eigentliche Schabarbeit seines Bildes gehen, indem er sich in die auf-
gerauhte Platte ganz zart die Contouren seiner Zeichnung einritzt und
') Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 8. November 1894.