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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 158)

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Schulbehörden gewiesen werden sollen, wenn es sich darum handelt, den 
gewerblichen Unterricht für das weibliche Geschlecht zu organisiren. 
Welcher specielle Zweig an einzelnen Anstalten gelehrt werden soll, lässt 
sich durch eine allgemeine Massregel nicht feststellen, sondern das muss 
eben von Fall zu Fall bestimmt werden. Nur auf zweierlei muss gleich- 
mässig Rücksicht genommen werden: erstens auf die Bedürfnisse der In- 
dustrie des Ortes, in welchem sich die Schule befindet und zweitens auf 
eine eventuelle specifische Geschicklichkeit einer Lehrerin, wenn diese nicht 
zu einer Liebhaberei ausartet und den Gang des Unterrichtes nicht hemmt- 
Am wenigsten geeignet ist jedweder plastische Unterricht für das Mäd- 
chen. Es ist daher durchaus nicht zweckrnässig, wenn der Zeichenunter- 
richt für das weibliche Geschlecht in vorwiegend akademischer Form ge- 
geben wird und sich in höheren Classen auf das Zeichnen nach Gyps- 
modellen, das Zeichnen nach der Büste beschränkt. Dieser sollte viel- 
mehr auf die ganze Ausdehnung des Flachornamentes hingeleitet werden, 
auf Uebungen in der Farbe, auf Zeichnen und Malen der Blumen und 
auf einen vorbereitenden Unterricht in der Xylographie (in Xylographie 
wird in Prag im czechischen Frauenerwerb-Verein nicht erfolglos unter- 
richtet) und Lithographie. 
Ein wichtiges Element für die Entwicklung der Erwerbsthätigkeit 
des weiblichen Geschlechtes ist das Institut der Industriallehrerinnen. Dieses 
Institut verdient die besondere Fürsorge der Regierung und es würde sich 
die Erweiterung dieses Institutes im Interesse des gewerblichen Unter- 
richtes in Oesterreich empfehlen, insbesondere die Aufrechthaltung dort, 
wo eine bestimmte Hausindustrie existirt, oder wo ein höher entwickeltes 
gewerbliches Leben vorhanden ist. Nichts würde dem Institute der In- 
dustriallehrerinnen mehr schaden, als die Verbindung allgemeiner Unter- 
richtszwecke mit dem Industrialunterricht. Es würde das ebenso schädlich 
sein, als wenn man die Zeichenlehrer verhalten würde, sich auch mit anderen 
Lehrgegenständen an Mittelschulen zu beschäftigen. Heutigen Tages muss 
man Specialitäten auszubilden suchen, weil ia ohnedies auch specielle Be- 
rufszweige eine Ausdehnung gewonnen haben, dass sie kaum mehr von 
einer. Persönlichkeit zu bewältigen sind, und weil dem gewerblichen Unter- 
richte in der Schule nichts mehr schadet, als Dilettantismus in Gewerbe- 
sachen. 
Für Zeichenvorlagen für den gewerblichen Unterricht ist relativ noch 
wenig geschehen. Am meisten noch für das Gebiet der Spitzen; auch 
existiren für das gesammte Gebiet der sogenannten Frivolitäten eine Menge 
kleinerer Werke in deutscher, französischer und englischer Sprache, aus 
denen deutlich hervorgeht, dass diese Art von Arbeiten ein allgemeines 
Bediirfniss des weiblichen Unterrichtes geworden sind. Von der Central- 
stelle in Würtemberg, mit Rücksicht auf die Schule in Reutlingen, und vom 
Wiener Frauen-Erwerb-Vereine sind Lehrmittel geschaEen für das Zu- 
schneiden der Wäsche, aber für alle früher angeführten Unterrichts-
	        
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