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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 158)

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und England, Dank dem fördernden Einfluss einer freieren humaneren 
Auffassung des höheren weiblichen Unterrichts, die Arbeitsleistung der 
Frauen eine ganz hervorragende Stellung einnimmt. Ich zweifle sehr, 
dass bei den herrschenden Vorurtheilen diese Erfolge besonders hoch an- 
geschlagen werden. So bedauerlich diese dem weiblichen Unterrichte 
wenig geneigte Anschauung in den höheren Regionen der Unterrichts- 
kreise ist, ebenso erfreulich ist es, dass in den mittleren Kreisen des 
Unterrichtswesens, in Lehrerbildungsanstalten, in Vereinen zur Förderung 
des Frauenerwerbes , in einzelnen Unterrichtsanstalten ein reges Streben 
sich Bahn bricht, die weiblichen Arbeiten auf ein höheres geistiges Ni- 
veau zu bringen und die Erwerbsfähigkeit des Frauengeschlechtes durch 
die Schule zu steigern. Es wird aber nach dieser Richtung in der näch- 
sten Zeit viel mehr geschehen müssen, als es bisher der Fall war. Es wird 
von Lehrerinnen nicht mit Unrecht und ganz oGen geklagt, dass dern 
Unterrichte für Handarbeiten in den Mädchenschulen viel zu wenig Zeit 
gegönnt wird. Kaum dass dieser Unterricht für das Haus genügt, viel 
weniger also für den gewerblichen Theil desselben. Auch in den Leh- 
rerinnen-Bildungsanstalten wird diesem Unterrichte viel zu wenig Zeit 
geschenkt. Die meiste Zeit wird für Lehrgegenstände, welche das Wissen 
und die Methodik betreffen, verwendet und die geringste Zeit dem Zeichen- 
unterrichte und den weiblichen Handarbeiten. Wie wichtig die weiblichen 
Handarbeiten für die industrielle Bewegung sind, zeigt in Oesterreich die 
Klöppelschule in ldria, in Folge deren der ganze lndustriezweig gehoben, 
der ganzen sehr armen Bevölkerung ein reicher Erwerb zugeführt worden 
ist. Die Klöppelschulen in Tirol werden gewiss in der kürzesten Zeit 
günstige Resultate liefern und ein nicht geringer Percentsatz in dem in- 
dustriellen böhmischen Erzgebirge erwartet die Befreiung von der Noth- 
lage, in der sie sich jetzt befindet, von jenen Massregeln, welche eben 
ergriffen werden, um die Arbeitsthätigkeit der Spitzenarbeiterinnen zu 
heben. Die gewerblichen Unterrichtszweige, welche für Mädchen geeignet 
erscheinen, sind relativ leichter zu bezeichnen als für das männliche Ce- 
schlecht. Jedes Mädchen beschäftigt sich ja von Hause aus schon mit weiblichen 
Arbeiten; es ist daher das Nähen und Sticken und das gesammte Gebiet 
der textilen Kunst und die Bekleidungsindustrie das rechte Gebiet auch 
für den weiblichen Unterricht in Volks- und Bürgerschulen und Industrial- 
schulen. Es werden noch hinzukommen alle Arten von Cartonnage-Arbei- 
ten; es ist ja bekannt, dass insbesondere feinere Cartonnage-Arbeiten 
grossentheils aus Paris bezogen werden müssen, weil bei unserer weib- 
lichen Jugend für diese Arbeiten, welche eine gewisse Geschmacksbildung 
verlangen, nicht hinlänglich geschulte Kräfte vorhanden sind. Das Blumen- 
malen und die Fabrication von künstlichen Blumen, das Malen auf Por- 
cellan, die Fayence- und Emailmalerei, die Decorationsmnlerei auf Holz 
oder Stoffe sind lauter Zweige der Industrie, welche vorzugsweise für 
das weibliche Geschlecht geeignet sind, auf welche die Schulmänner und 
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