JAHRESBERICHT
des
k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie
für 1888.
Das Jahr 1888 hat vorzugsweise der inneren Arbeit gehört. Es sind nunmehr
18 Jahre verflossen, seitdem das Museum das gegenwärtige Gebäude bezogen hat. ln
dieser ganzen Zeit haben keine nennenswerthen Reparaturen stattgefunden. Allmälig
waren durch die nicht gelungene Art der Heizung die Wande geschwarzt, die Plafonds
gänzlich mit Ruß überzogen; die oft veränderte Aufstellung und Neubefeatigung der
Gegenstände war auch den Wänden nicht von Vortheil gewesen; die Stuckwände der
Halle hatten ihren Glanz verloren, der Fußboden zeigte überall die Spuren des Ge-
brauchs. Mittlerweile war auch die Art und Ausstattung der Vitrinen, die Anfangs als
Muster erschienen waren, von anderen, später gegründeten Museen in ihrer künstlerischen
Erscheinung wie in ihrer praktischen Einrichtung überholt worden und standen nicht
mehr auf der Hohe der Zeit. Wie sie nach und nach entstanden waren, ein Theil noch
aus dem provisorischen Gebäude (dem Ballhause), ein Theil von gelegentlichen Aus-
stellungen herstamrnte, so waren sie ungleich in der Form, ungleich in der Farbe,
lußerst dürftig in ihrer inneren Ausstattung. Sie genugten auch nicht der Zahl nach,
und es mussten mehrere neu beschafft werden, während einige altere, ganz unsolide und
unbrauchbare zu entfernen waren.
So galt es in jeder Beziehung zu erneuern, zu bessern, zu restauriren, zu ergänzen,
eine nicht geringe Arbeit der verschiedensten Art, da sie alle Säle sowie die Arkaden-
halle gleichmäßig betraf, aber sie musste einmal vorgenommen werden. Da zur Durch-
führung beständig ein oder mehrere Säle geschlossen werden mussten, dern Publicum
also stets ein Theil der Sammlungen zu versagen war, so erwies sich das Jahr 1888
insofern besonders günstig, als das Interesse ohnehin der großen Gewerbe-Ausstellung
in der Prater-Rotnnde sich zukehrte, sowie nicht minder den vielen anderen großen Aus-
stellungen dieses Jahres, und daher das Muse schon von Vorneherein mit einem ver-
ringerten Besuche zu rechnen hatte. Es wur en daher die Arbeiten, nachdem das hohe
Ministerium seine Zustimmung ertheilt und die Mittel zur Verfügung gestellt hatte,
sofort möglichst früh in AngriH" genommen und bis zum Ende des Jahres, wenn nicht
vollständig, doch so weit durchgeführt, dass nur ein Rest übrig blieb und am fünfund-
zwanzigsten Jahrestage der Gründung des Museums (am 3t. Marz 1839) alle Raume mit
ihrer Ausstattung und Decoration sich in neuer oder erneuerter Gestalt zeigen können.
Diese Arbeit aber an Wänden, Flafonds, Vitrinen u. s. w. war zugleich die Vnr-
bedingung einer weiteren Arbeit. Bei jedem neuen Museum, das aus dem Nichts ent-
steht, sich rasch vermehrt und immer neue Gegenstände, neue Collectionen den alten
Bestanden hinzufügt, ist zum Oefteren eine Umstellung der Gegenstände, eine Neuordnung
der Sammlungen, ein Ausschießen und Entfernen der unbrauchbar gewordenen Obiecte
nothwendig, in Folge dessen auch eine Umarbeitung oder Neubearbeitung der lnventare
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