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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

Wien" [Abb. 2] in die Kongreßzeit, wozu ich als viertes Werk noch 
das kleine Profilbildnis Kaiser Maximilians in der Wiener kaiserlichen 
Gemäldegalerie Katalog des Hofmuseums Nr. 1426) [Abb. 3] anfügen 
möchte, das dieselben Maße aufweist wie das Ludwig-Porträt (29 X 22 Zenti- 
meter), also gewissermaßen als dessen Gegenstück anzusehen ist." Dieser 
letztere Umstand scheint mir nämlich für die Datierung des Bildes von größerer 
Bedeutung zu sein als die ikonographischen Abweichungen vom Bilde der 
Sammlung Figdor, auf Grund deren Baldass das Gemälde des Hofmuseums für 
das ältere hielt."""" Denn wir müssen folgendes in Betracht ziehen: Das Bildnis 
Ludwigs bildet für uns den sichersten, ja streng genommen den einzigenBeweis 
für Strigels Anwesenheit beim Wiener Kongreß. Konnte ihm der Kaiser eben- 
sogut an einem anderen Ort als Wien eine Sitzung gewährt haben, so ist diese 
Möglichkeit bei Ludwig auszuschließen, der sich nur ein einziges Mal in 
seinem Leben (während des Kongresses in der Zeit vom 17. bis 31. Juli 1515) 
in Wien? und zweimal (vom 31. juli bis 3. August 1515 und im Oktober 1523) 
in Wiener-Neustadtii- aufgehalten hat, sonst aber nie über die Grenzen seines 
Reiches hinausgekommen ist. Da nicht anzunehmen ist, daß Strigel jemals 
nach Ungarn oder Böhmen gekommen ist und überdies das in Rede stehende 
Porträt den König als etwa neunjährigen Knaben zeigt - was ja auch seinem 
Alter zur Zeit des Kongresses entspricht -, so kann das Bild nur anläßlich der 
ersten Reise Ludwigs nach Osterreich in Wien oder Wiener-Neustadt gemalt 
worden sein und ist also die Entstehungszeit des Porträts und damit auch 
Strigels Aufenthalt in Niederösterreich innerhalb der angegebenen Zeitgrenzen 
(17. Juli bis 3. August 1515) unzweifelhaft festgelegt. 
Wenn nun mit diesem genau datierbaren Bild das oben erwähnte kleine 
Maximilian-Porträt im Format bis auf den Zentimeter übereinstimmt, so kann 
man aus dieser Tatsache wohl nicht nur auf den gleichen Besteller - in 
diesem Falle der Kaiser A sondern auch auf die gleiche Entstehungszeit 
schließen. Das Kaiserbild ist wahrscheinlich mit jenem „petit tableau du chief 
de Pempereur" identisch, das Baldass (1. c., pag. 272, Anmerkung 1) in dem 
vom 17. juli 15 16 datierten Inventar der Erzherzogin Margaretha, Statthalterin 
der Niederlande, nachgewiesen hat; es dürfte also bald nach dem Kongreß in 
den Besitz der Regentin gelangt sein. Vielleicht war auch das Ludwig-Porträt 
" Die Maße des Bildes sind nach einer Mitteilung des Herrn Dr. Ludwig von Baldass, der das Porträt 
in seiner vorerwähnten Arbeit (Tafel XXXV) zum erstenmal publiziert hat, nachfolgende: Höhe 35-8 Zentimeter, 
Breite 27': Zentimeter. Es befand sich früher im Besitze des Lord Grinsthorpe in London. 
"i Man hat früher mit diesen beiden Bildern auch noch drei andere, ungefähr gleich große Porträte 
(Ferdinand I. im Wiener Hofmuseum, Wladislaw II. in der Sekundärgalerie desselben Museums und 
Margarethe von Parma in der Schweriner Galerie) in Zusammenhang gebracht und von einer förmlichen 
„Folge" von Strigel-Bildem reden wollen. Allein, wie Baldass, l. c., pag. 277, Anmerkung 1, mit Recht bemerkt, ist 
diese Zusammenstellung schon aus dem Grunde eine rein willkürliche, weil das Bildnis Ferdinands und der 
sogenannte Wladislaw II. (in Wirklichkeit jemand ganz anderer) gar nicht von Strigel herrühren, das Schweriner 
Bild aber zwar von Strigel stammt, jedoch vermutlich keine Habsburgerin darstellt. 
"n Vgl. Baldass, l. c., pag. 272. 
1' Vgl. Cuspinians Diarium bei Freber, l. c., pag. 603 und 511. 
H- Für den ernten Wiener-Neustädter Aufenthalt vgl. Cuspinian, l. c., pag. 611, für den zweiten, im Jahre 
1523, Fraltndi, Ungarn vor der Schlacht bei Mohacs (Budapest 1885), pag. 24, und L. Kolankowski im „Kwsrtalnik 
historyczny", Rocznik XXV (191 1), pag. 56 ff.
	        
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