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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 6)

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Weichporzellane heranreichte. Bleu de Sevres wurde der allgemeine 
Name für diesen cobaldblanen Glasurfond. 
Zum Metalle: Cobalt gesellen sich noch Chrom, Uran, Mangan, 
Platin, Iridium und Gold, und damit ist die Zahl der färbenden Metalle 
hier bald erschöpft. 
Das reicht wohl zu einer Reihe von hübschen Farbfonds, die die 
unermüdliche Anstrengung der Chemiker von Sevres mannigfach hervor- 
zauberte, aber nur spärlich zu malerischem Decor. 
Da ersann der Chef des peintres und nachmalige Director der 
Fabrik, Robert, auf obigen Grundlagen ein Decorationsverfahren, das 
mit einem Schlage dem Porzellan wieder seine Stellung sicherte als 
edelstes, preciosestes Gebilde der Töpferkunst, als keramisches Juwel. 
Es ist dies die päte sur päte oder, wie man sie jetzt nennt, päte 
d'application, die Decoration mit Masse auf Masse. 
Das uralte Verfahren der Töpferei, die Gefäße durch andersfärbige 
Thonangüsse zu verzieren, ist da auf die schwierige Porzellanmasse 
übertragen, verfeinert und zur höchsten künstlerischen Verwerthung 
durchgebildet. 
im Wesen besteht der Decor der päte d'application in Flachreliefs 
aus weißer oder lichter Masse auf färbigem Porzellankörper. Die Aus- 
führung ist folgende: 
Auf das fertig geformte, getrocknete, nicht gebrannte Gefäss wird 
mit Pinsel und Schwamm der farbige Grund - mit Scharffeuerfarben 
gefärbte Masse - gleichmäßig aufgetragen, eventuell gekörnt, durch Radi- 
rung gemustert. 
Die Application des Bildes auf diesen Grund erfolgt dann mit breiiger, 
flüssiger, weißer oder licht gefärbter Masse, die mit dem Pinsel aufgesetzt 
wird. Jede auf den saugenden Körper gestrichene Lage trocknet rasch, 
die Lagen wiederholen sich, es wird mit dem Pinsel weiter gehöht, 
modellirt, bis das Bild - etwa eine Figur - eine gewisse Höhe, ein 
Relief erreicht hat. Die Schärfen und Detailausführungen des Bildes 
fehlen nun noch, sie sind mit Pinsel und flüssiger Masse nicht zu erzielen. 
Nun wird sculpirt, geschabt, radirt, geschnitten, bis das Relief fertig wird. 
Dann hat das Werk langer Mühe alle Phasen und Gefahren der 
Fabrication zu durchlaufen - es wird verglüht, glasirt und im großen 
Feuer gebrannt. Das Scharffeuer zaubert nun alle Reize des Materiales 
und der Technik hervor. Die Glasur durchdringt das Relief, erweicht es, 
der farbige Grund schimmert an den dünnen Stellen desselben durch, 
gibt dem Bilde einen ätherischen Hauch, wie er nur noch den Limousiner 
Emailen und den schönsten Werken der Gemmenschneidekunst innewohnt. 
Für den an sich gemmenhaften Charakter des Porzellankörpers kann 
kein edlerer, passenderer, kostbarerer Decor gedacht werden. 
Kostbar auch im Sinne des Preises dieser Werke, der da dem Auf- 
wande von Kunst und Technik entsprechend, so hoch steht, wie an keinem
	        
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