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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 6)

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indem er hauüg den technischen Charakter der Arbeit nicht in der gewünschten Deut- 
lichkeit erkennen lasst; auch weiß man heutzutage bessere Lichtdrucke herzustellen, 
sowie ein stärkeres Papier die Benutzung der Tafeln angenehmer machen würde. Doch 
über derlei Mängel sieht man gerne hinweg, angesichts des reichen und umfassenden 
Materiales, das uns hiemit geboten erscheint. Vieles darunter ist bisher unpublicirt, und 
selbst die bekannteren Exemplare, wie z. B. die sogenannte Dalmatik Karl's des Großen, 
sind nicht unwillkommen in einem Werke, das in seiner Gesammtheit eine rnoglichst 
erschöpfende Darstellung des historischen Verlaufes der Stickereikünste bringen soll. 
Ganz besonders Rühmliches ist aber vom Texte zu sagen. Dieser halt sich nämlich nicht 
blos frei von den hergebrachten, inhaltsarmen Scbonredereien, sondern bietet sogar eine 
bisher vermisste systematische Uebersicht über die verschiedenen Arten der Stickerei 
und eine sachgemäße Darlegung ihrer technischen Besonderheiten. Die einzige bisher 
erschienene Lieferung mit ihren 48 Seiten Text und mehreren Dutzend Tafeln lässt 
bereits mit Zuversicht ein gedeihliches Fortschreiten und reiches Schlussergebniss 
erwarten, zumal sich der Herausgeber ausschließlich auf die eigentliche Kunststickerei, 
also insbesondere Seiden- und Goldstickerei beschränkt hat, wogegen er von der 
gewöhnlichen Garnstickerei auf Leinen, Tüll, Netzwerk u. s. w. vollständig abzusehen 
gedenkt. Das Material ist zum größeren Theile von Erzeugnissen der kirchlichen Kunst 
bestritten, die ja die Kunststickerei jederzeit in besonders hervorragendem Maße be- 
schäftigt hat; es mochte auch dem Herausgeber dieses Gebiet besonders vertraut sein. 
Sehr verdienstlich sind ferner die im Texte regelmäßig wiederkehrenden Hinweise auf 
aufklärende Notizen aus älteren Kircheninventaren, was der Arbeit de Farcy's geradezu 
wissenschaftlichen Werth verleiht. Rgl. 
c 
Studien zur Kunst- und Culturgeschichte. V. Helldunkel. 3. Chiaroscuro- 
Camaieu - Holzschnitte in I-Ielldunkel. Von Wilh. Seibt. Frankfurt 
a. M., Heinrich Keller, 189i. 8'. VIII, 75 S. M. I. 
Dem Verfasser handelt es sich zunächst darum, im Allgemeinen auf die Schon- 
heiten hinzuweisen, welche in den Holzschnitten mit Tondruck nach Zeichnungen deut- 
scher, italienischer und niederländischer Künstler aus dem I6. und 17. Jahrhundert 
enthalten sind. Ein kritisches Verzeichniss der Clairobscurs ist mit der obengenannten 
Schrift keineswegs beabsichtigt. Nichtsdestoweniger gewährt die verdienstliche Arbeit 
eine ziemlich vollständige Uebersicht dieses ganz eigenartigen und hochinteressanten 
Zweiges der vervielfältigenden zeichnenden Künste. Nach einleitenden Worten über die 
Etymologie von i-Camaieuc, monochrome Malerei, Technik des Zeichnens und der 
Helldunkel-Holzschnitte bespricht der Autor mehr oder weniger eingehend die schönsten 
Clairobscurs des I6. und t7. Jahrhunderts. Die Reihe wird eroßnet durch die Arbeiten 
Lucas Cranach'a - welchem die Erfindung des Golds und Silberdruckes mit großer 
Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben ist -, dann folgen Jost de Negker und Hans Burgk- 
mair, Hans Baldung Grien, Hans Wechtlin, Albrecht Altdorfer, Ugo da Carpi, Antonio 
da Trento, Giuseppe Niccolö Vicentino, Andrea Andreani, Bartolomnieo Coriolano, Hein- 
rich Goltzius und schließlich Christoph Jegher. Eine kleine Abhandlung über Heraklius 
und dessen drei Bücher von den Farben und Künsten der Romer, sowie der Abdruck 
von Lucas Cranach's Wappenbrief aus dem Jahre tgo8 und des von Ugo da Carpi im 
Jahre t5t6 an den hohen Rath von Venedig gerichteten Gesuches um Schutz gegen 
Nachdrucker, sind der Schrift als aAnhünga beigegebem- Der fleißigen und im Hinblick 
auf die verschiedenartigen Abdrucksgattungen, Wiederholungen und Copien gewiss nicht 
unsehwierigen Arbeit mochten wir nebenher einige wenige ergänzende Bemerkungen 
zufügen. So ist die Uebernahme des Papiers durch die Araber von den Chinesen (S. n) 
nicht mehr (nach Wattenbach) um das Jahr 704, sondern auf Grund der Forschungen 
von Karabacek und Wiesner (Mittheilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog 
Rainer, II,_lII. Bd.) in die Mitte des 8. Jahrhunderts zu setzen. Von Burgkmaifs nTod 
als Dämon der Vernichtunga, B. 40 (S. a8), existirt auch ein Abdruck von drei Platten 
ohne den Namen des Jost de Negker und die Jahreszahl tgto. Bei _den Helldunkel- 
blattern des Hans Wechtlin (S. 3t) waren desser. Buchtitelverzierungen zu erwähnen 
gewesen, besonders eine schone, Bartsch und Passavant unbekannt gebliebene, von zwei 
Platten abgedruckte Randeinfassung mit Kindern und Trophäen aus dem Jahre Agtt. 
Von Albrecht Altdorfer's nscboner Maria von Regensburg, B. 5; (S. 35) ist in dem 
Jahrbuch der konigl. preußischen Kunstsammlungen Vll, 154 ein Abdruck von sechs 
Platten reproducirt. Die nUeberraschunga (ila Sorpresau) nach Parmigianino, B. XII, 
x48, 13 (S. 54), welche der Verfasser dem Giuseppe Niccolo Vicentino zuschreibt, dürfte 
wohl mit größerer Wahrscheinlichkeit den Arbeiten des Antonio da "Trento zugezahlt 
werden, Der nRaub der Sabinerin- von Andrea Andreani nach Giovanni da Bologna, 
B. Xll, 94, 3 (S. 56, Note) ist eine etwas größere Wiederholung von Bartsch, l. c. z. 
R_r. 

	        
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