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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 6)

wirkung dieser unserer diplomatischen Beamten im Orient, mit denen 
das Handelsmuseum ohnehin in beständigem amtlichen Verkehre steht, 
hat nun ganz wesentlich dazu beigetragen, auf der Ausstellung ein nahezu 
lückenloses und übersichtliches Bild von der modernen orientalischen 
Teppicherzeugung dem zahlreichen hiehei interessirten Publicum vor 
Augen zu bringen. 
Auf die modernen Erzeugnisse musste nämlich, sollte die Ausstellung 
nicht blos eine Augenweide, sondern auch einen praktischen Nutzen bieten, 
ganz besondere Sorgfalt verwendet werden. Die unzweifelhaft älteren 
Teppiche verschwinden immer mehr aus dem Markt und werden bereits 
ziemlich allgemein in die Classe der Antiquitäten eingereiht. Der Nutzen 
einer Ausstellung älterer Teppiche liegt daher, wenn man den Werth des 
aus der bloßen Anschauung erwachsenden künstlerischen Genusses als 
einen vergänglichen nicht in Anschlag bringt, und von der Verwerthung 
einzelner ornamentaler Details für kunstgewerbliche Zwecke als von einer 
das größere Publicum nicht unmittelbar berührenden absieht, haupt- 
sächlich nach wissenschaftlicher Seite: der Erkenntniss der älteren Ge- 
schichte des orientalischen Teppichs. Dagegen ist das Bedürfniss nach 
neu geschalfener Waare täglich vorhanden, und diese will daher das 
Publicum mit Bezug auf Herkunft, Qualität und Kaufwerth kennen lernen. 
Darin beruht die praktische Bedeutung der modernen Abtheilung; daneben 
ist ihr aber auch ein nicht geringer wissenschaftlicher Werth beizumessen, 
denn gerade die Betrachtung der modernen Erzeugnisse lässt sich, wie 
die Ausstellung lehrt, vielfach aufklärend für die Beurtheilung älterer 
Teppiche verwerthen, bezüglich deren uns die sonstigen Kriterien im 
Stiche lassen. 
Mit Rücksicht auf den erwähnten, mit der Ausstellung moderner 
orientalischer Teppiche verbundenen praktischen Zweck erschien die Zwei- 
theilung der Ausstellung in eine moderne und eine alte Abtheilung am 
zweckmäßigsten und natürlichsten. Die technischen Unterschiede, die 
sonst einer Systematik der orientalischen Teppiche zu Grunde gelegt 
werden müssten, durften in diesem Falle bei der Eintheilung unberück- 
sichtigt bleiben. Handelte es sich doch in allererster Linie um eine Aus- 
stellung von Knüpfteppichen, für die sich das europäische Publicum ganz 
vorzugsweise interessirt, und von denen sich verhältnissmäßig noch zahl- 
reiche Exemplare aus früheren Jahrhunderten erhalten haben. Doch hat 
auch der Wirkteppich durch einige in der Masse versprengte Exemplare 
auf der Ausstellung Vertretung gefunden, und zwar nicht blos durch 
primitiv gearbeitete und gemusterte Karamani-Kilim, sondern auch durch 
ältere, reicher gemusterte Exemplare, die eine besondere Erwähnung ver- 
dienen. Der Vollständigkeit halber sind endlich auch Surnak- und Filz- 
teppiche zur Aufnahme gelangt. 
In unserem nachstehenden Berichte wird es sich allerdings empfehlen, 
die technische Scheidung zu Grunde zu legen, zuerst die Knüpfteppiche
	        
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