Kaiser-Jubillums, sowie die schonen Lichtdruck-Publicationen über die Denkrnller von
Olmutz haben in jüngster Zeit viel dazu beigetragen, diesem Bereiche das Interesse der
Kunsthiatoriker zuzuwenden; da ist es denn aber recht erfreulich, durch eine neue
Gabe, wie die vorliegende, gewahr zu werden, wie reich die Quelle trotz solcher Aus-
beutungen noch immer hieße. Freilich wäre bei all' diesen Unternehmungen Eines zu
wünschen. In der heute so beliebten, durch die bequemen und billigen Reproductions-
verfahren ao sehr erleichterten Publicationaweise hat sich ein bischen ungeregelter
Raubbau merklich eingenistet und es fehlt darum immer mehr an Methode und System.
Wir werden schließlich vor der Fülle von Publicationen bisher unbekannter Kunst-
objecte aus allen Ecken und Enden des lieben Vaterlandes rathloa wie der Zauber-
lehrling dastehen und nicht wissen, was wir mit den Wassern beginnen sollen, die wir
mit unseren billigen Rcproductionen sorglos und planlos beschworen haben. Der Ruf
nach einer ordnenden Hand wird immer dringender.
Damit aoll aber ltein specieller Vorwurf gegen das Franüsche Unternehmen
ausgesprochen sein. Es ist ja ganz loblich, dass der Zeichner von seinem Standpunkt
auch beiträgt. was zur Kunsttopographie des Landes verwerthbar sein kann, obschon
obne jeden Text die Veröffentlichung an einem empündlichen Mangel leidet. Sehen
wir aber davon ab, so kann man sich mit der Arbeit vielfach zufrieden finden.
Werthvoll sind vornehmlich die Darstellungen der deutschen Renaissance-Portale
in Mahrisch-Weißkirchcn, Proßnitz, Olmütz, Kromau und Trubau; die barocken Stucco-
Fenster-Leibungen in Nikolsburg; die Spindeltreppe im Schlosse Kanilz; die schonen
gothischen Reste des Prlmonstratenserltlosters Rosa coeli daselbst, besonders der male-
rische Kreuzgang; die Renaissance-Architekturen des Schlosses Namiest, dessen herrliche
Bibliothek mit den Fresken von Carpofero Tencala im Barockstil Franz aber über-
sehen hat; die charakteristischen Hofe rnit Laubengangen der deutschen Renaissance
des XVL-XVll. Jahrhunderts in den Schlössern von Namiest, Ullersdorf, Rotschitz,
Weißkirchen, Kromau, Eywanowitz, Trübau; der Grabstein im Kreuzgang bei
St. Michael in Olmntz; jene in Ungnrisch-Hradisch; die farbige Mosaikplatte der Dietrich-
stein in der Brunner Garnisonskirche; die l-lolzkirehen in Hotzendorf und GroB-Karlowitz 5
die reichen Chorstühle später Renaissance in Konigsfeld ; die Kirchenthüre der Ursuline-
rinnen in Olmutz; die Zunfttruhen, das Taufbecken bei St. Jacob in lglau; der pracht-
volle gothische Hangeleuchter in Alt-Brunn; die vielen schonen Grabkreuze und Portale,
Gitter und Oberlichten aus Eisen, die Zinngefaße der Handwerlter-lnnungen und endlich
die Siegel. Dagegen sind die silbernen Bestecke aus der Sammlung Promber in Ungarisch-
Hradiach mit dem Bildnisse Kaiser Maximilian's l. und Ornamenten im deutschen
Renaissancestil (Taf. 88) entschieden Fälschungen; auch zu dem Buffet in Ullersdorf
(Taf. 43) haben wir durchaus kein Vertrauen bezüglich seines echten Alterthums.
Alles in Allem genommen, kann der Billigdenkende dem mit aichtlicher Liebe
veranstalteten Werke nur seine vollste Anerkennung zollen. Was daran mangelt, zu
vervollstlndigen, wäre Sache anderer Factoren. Als Correspondent der k. k. Central-
Commission hat der Herausgeber einen achtenswerthen Beitrag zur Vervollstlndigung
ihrer Absichten in loealtopngraphischer Hinsicht geliefert und uberdiea gewiss auch für
moderne Schaifende zahlreiche Vorbilder künstlerischer Arbeit beigebracht. llg.
l
Sammlung von Abbildungen türkischer, arabischer, persischer, central-
asiatischer und indischer Metallobjecte. Mit einleitenden Bemerkungen
herausgeg. vom k. k. Oesterr. Handelsmuseum. Wien, Verlag des
k. k. Oesterr. Handelsmuseums, 1895. Fol. H. 30.
Auf 50 Lichtdrucluafeln bringt diese Publication eine Reihe von Gefäßen zur
Darstellung, deren Form und Decoration in gleichem Maße unser Interesse beansprucht.
Wie schon der Titel besagt, sind die meisten der Länder vertreten, die wir in dem
CollectivbegriE nOrientu zuaammenfassen, von der frankischen Einfluss zeigenden Türkei
bis zu dem chinesische Ornamentformen aufweisenden Nepal. Die Mehrzahl der Gefäße
sind gegossene Erzeugnisse des Gelb- und Kupferachmiedes und durch Gravirung,
Tauacbirung, bei Arbeiten der Hindu durch Treiben auf's Reichste verziert. Wo die per-
spectivische Darstellung der Obiecle die Decoration stark verkürzt, sind Abwicklungen
der betreEendcn Ornamente beigegeben. Vorwiegend sind die zu religiösen Waschungen
dienenden Wasserkanncn sarnmt Becken und die dieselbe Form zeigenden Theekannen
vertreten, und wie sehr sich auch all' diese Gcflsse in der Gesamrntform gleichen, so
ist doch durch Variation der Grundform und verschiedenartige Ornamentation eine große
Abwechslung erzielt. Einen besonders gefälliger: Eindruck machen die mit Gold und
Silber tauachirten sBidric-Gefaße aus Hyderabad, und es sind in der Beschreibung der
Tafeln detaillirte Angaben über deren Herstellung enthalten. H-e.
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