Die Weihnachtsausstellung wurde am 1. December eröffnet und am 12. Ja-
nuar 1879 geschlossen. An derselben betheiligten sich 202 Aussteller.
Das Museum und die Kunstgewerbeschule wurden auch im abgelaufenen Jahre
wiederholt durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers und mehrerer Mitglieder des
a. h. Hauses ausgezeichnet.
Il.
Beziehungen des Museums nach Aussen.
Die Weltausstellung in Paris nahm auch während des grössten Theiles des
verflossenen Jahres die Kräfte des Museums und der Zweiganstalten in hervorragender
Weise in Anspruch. Die Staatssubvention, eine Dotation der Gesellschaft zur
Förderung der Kunstgewerbeschule, ferner grossmüthige Spenden des Herrn
Baron Hirsch in Paris und des Censors der Nationalbank Herrn Rath machten es mög-
lich, die Mehrzahl der Lehrer und eine grössere Zahl von Schülern der Kunstgewerbe-
schule mit Auftragen für die Ausstellung zu versehen und Reisestipendien zu zahlen.
Schon vor Eröffnung der Ausstellung begaben sich der Director des Museums und
die Professoren der Kunstgewerbeschule Reg.-Rath Storck und O. Beyer, welche
Letzteren die Installation der Ausstellung des Museums, der Schule und der kunstgewerb-
lichen Fachschulen des Handelsministeriums übernommen hatten, nach Paris. Im Laufe
des Sommers besuchten dann zu Studienzwecken die Custoden Reg-Rath v. Falke und
Bucher, die Professoren Laufberger, Sturm, König, Donadini, Herdtle, Docent Macht,
Assistent Trötscher,-Dr. Lincke, Assistent der Chem.-techn. Versuchsanstalt, die Ausstellung.
Die Gegenstände, welche bei Gelegenheit der Ausstellung für die Sammlungen des
Museums erworben wurden, finden sich in dem Abschnitt IV dieses Berichtes verzeichnet.
Besonders hervorzuheben sind die Möbel im Stil der französischen Renaissance, theils
Originale, theils Copien, durch welche eine Lücke in der Möbelabtheilung auf das glück-
lichste ausgefüllt worden ist.
Zu den Ergebnissen der Ausstellung darf auch gerechnet werden, dass Dr. Lincke
sich angeregt fühlte, die neuerdings in Frankreich zum Malen auf Faience verwendeten
pastosen Emailfarben, deren Composition geheim gehalten wird, herzustellen, und dass
ihm dies in der befriedigendsten Weise gelang; ferner, dass Docent Macht Gelegenheit
erhielt, die Henri-Deux-Faiencen in Originalexemplaren zu studiren und die von ihm
gehegten Vermuthungen über die Art der Fabrication derselben vollständig bestätigt zu
sehen. Die Resultate seiner Untersuchungen bildeten dann den Gegenstand eines vom
Custos Bücher am 19. December gehaltenen Vortrages, der, im Druck erschienen, in allen
Fachkreisen unbedingte Zustimmung gefunden hat.
In den Fonds für Hoftiteltaxen, dessen Widmung im Jahresberichte für 1877 ge-
meldet wurde, sind in der Zeit vom 12. Juni 1877 bis letzten December 1878 74 Ein-
zahlungen im Gesammtbetrage von 17.750 fl. geleistet worden. Mit Genehmigung des
k. k. Obersthofmeisteramtes wurden auf Rechnung dieses Fonds Aufträge ertheilt bezw.
Ankäufe gemacht auf dem Gebiete der Decorationsmalerei, der Kunsttischlerei, der Holz-
plastik, der Vergolderarbeit, der Bronze-Industrie und Ciselirkunst, der Goldschmiedekunst
und des Niello, der Glas- und Porcellanmalerei.
Während der Monate April und Mai waren mehrere Säle des Museums dem Verein
"Adlern für eine heraldische Ausstellung überlassen.
Provinzial-Ausstellungen wurden von dem Museum beschickt in Prag (Druck-
Schriften und Initialen) und Innsbruck (Kunstgewerbe). Das Arrangement der Museums-
ausstellung in Innsbruck hatte Custos Chmclarz übernommen, welcher daselbst auch als
Juror fungirte.
Custos- Bücher hielt auf Einladung des Schriftstellervereines Concordia in Prag
dort im October einen Vortrag über i-Nationale und internationale Strömungen im
Kunstgewerbew.
Auszeichnungen wurden dem Museum zu Theil:
Von der Jury der Weltausstellung in Paris, Unterrichtsgruppe - Grand Prix;
von der Heraldischen Ausstellung - ein Ehrendiplom.
Die Kunstgewerbeschule erhielt in Paris die Goldene Medaille. (XVIII. Cl.
Mobilien.)
III.
, Wechselnde Ausstellung.
An neuen Gegenständen wurden im Laufe des Jahres ausgestellt:
Gold- und Silberarbeiten von K. Bender, der Prager Goldschmiedschule.
Bronzcgegenstände von F. Bergmann, der Ciselirschule in Wien, Hollenbach,
Hohmann, Wodwaska.