mattem Gold einen guten Contrast bildet. Leitner war es auch, der das
Platina in gleicher Weise wie das Gold als Verzierung des Porcellans zur
Verwendung brachte, und ebenso erfand er ein Schwarz, welches dem
älteren Wiener Porcellan eigenthümlich war. Das Wiener-Braun nachzu-
ahmen ist noch heute anderen Fabriken nicht gelungen.
Das alles sind Vorzüge, die unter den Porcellanliebhabern gekannt
und geschätzt sind, und insbesondere verleiht das erhabene Gold dem Wiener
Porcellan auf dem antiquarischen Markt denselben Werth wie Alt-Sevres.
Der Kunstverständige aber wird mehr noch seine Befriedigung in der ausser-
ordentlichen Vollendung der Malerei, in der Feinheit und Schönheit der
Ornamentation finden, die in der erwähnten Zeit von Sorgenthal und
Niedermayr die kaiserliche Fabrik unter ihren Rivalen wohl auf die erste
Stufe gestellt haben. ,
Der Styl, der damals in der Decoration, wie überhaupt in der Kunst
herrschte, war die Antike der französischen Republik und des Kaiserreichesi
deren eigentliche ornamentale Seite vorzugsweise durch die Ausgrabungen
in Pompeji angeregt war. Man weiss, mit welcher äussersten Kälte, Nüch-
ternheit und Steifheit dieser Styl damals, zumal in Frankreich unter dem
Empire geübt wurde, so dass seine Wiederaufnahme durchaus als eine var-
unglückte betrachtet werden muss, und das um so mehr, als seine Farben-
gcbung auf dem Grunde der Schmutzfarben ruht, wie sie zu jener Zeit
beliebt waren. Gilt dies von den Möbeln jener Zeit, von den gewebten
Stoffen, von den Goldschmiede-Arbeiten, so auch von dem kaiserlichen
Sevres-Porcellan. Um so auffallender, um so ruhmvoller und anerkennens-
werther ist es, wenn das gleichzeitige Wiener Porcellan nicht blos von
jenen Mängeln des Zeitstyls frei ist, sondern wahrhaft decorative Reize
aufzuweisen hat, obwohl die künstlerische Weise durchaus keine andere
ist. Es sind die Resultate einer guten traditionellen Schule, die in Wien
ungestört blieb, während sie in Idrankreich durch die politischen und so-
cialen Ereignisse eine plötzliche Erschütterung erlitten hatte.
Von diesem decorativen Standpuncte aus bestätigten die Dietrich-
stein'schen Porcellane, welche der Sorgenthal-Niedermayr'schen
Periode angehören, das Lob, das wir dem Wiener Fabricate dieser Zeit
ertheilt haben, in jeder Beziehung. Antike Motive der verschiedensten
Art sind mit grossem Geschmack zurVerwendung gebracht, höchst reizend
componirt und mit wahrhaft mustergiltigsr Vollendung, die gar nichts
mehr zu wünschen übrig lässt, ausgeführt. Nach solcher Reinheit, Ge-
nauigkeit und Liebe in der Ausführung der zierlichen, 0B minutiösen Orv
namente möchte man die ganze heutige Porcellan-Fabricatzion, Minton,
Copeland und Sevres nicht ausgenommen, Vergehens durchsuchen. Auch
die Farbengebnng ist auf dem weissen reinen Spiegel des Porcellans, durch
dessen Glanz sich Wienbesonders auszeichnet, reich und kräftig und ganz
frei von der gleichzeitigen Vorliebe Eir die gebrochenen Schmutzfarben.
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