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herrliches Intaglio von Bergkrystall vor, das auf einer ungefähr 10" langen
und 10" breiten Krystalltafel die Hauptmomente aus dem Leben und Leiden
des Herrn in vielen kleinen Seenerien veranschaulicht. Wir gestehen ein,
dass diese Sculpturen in Bergkrystall zu dem Vortrefdichsten zu zählen
sind, was im Beginne des XI. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Glyptik
geleistet werden ist. Täuseht uns ein gewisses Stylgeüihl nicht, so möchten
wir die Anfertigung dieser vielen Intaglio, ausgeführt in Bergkrystall, einem
äusserst befähigten Künstler zuschreiben, der am Hofe der kunstsinnigen
und prachtliebenden Theophanie, der Gemahlin Ott0's II. und der Mutter
Otto's 111., seinem Kunstgewerke oblag.
Die vorliegenden kurzen Andeutungen, die einer Anregung in der
ersten Nummer der „Mittheilungen des k. k. Museums für Kunst und In-
dustrie" Entstehung zu danken haben, beabsichtigen, Freunde und Kenner
der Krystall-Seulptur auf ein Feld aufmerksam zu machen, das bis jetzt
von der Kunst- und Alterthumsforschung noch nicht genugsam bebaut und
beackert worden ist. Wir meinen die kunstgeschichtliche Bearbeitung der
Frage: WVelche Entwickelung hat die Sculptur des Bergkrystalls zu kirch-
lichen und profanen Zwecken im Mittelalter und in neuerer Zeit durch-
gemacht? Wir sind gern erbötig, einer geübteren Feder, welche diesen
bisher wenig beachteten Zweig der mittelalterlichen Sculptur in Bearbei-
tung zu nehmen beabsichtigt; unser seit längerer Zeit gesammeltes Material
behufs einer späteren Publieation mitzutheilen. Dr. Fr. Bock.
Eröffnung einer permanenten Ausstellung kunstindustrisller Objeuts
im Istituto vlelle science, lettere ed arti in Venedig.
Nach dem Regolamenw nrganica du Iutitum delle scienze, leuere ed urli vom Jahre
1838 gehört die Hebung der Agricultur, der Industrie und des Handels in dem venetianiscben
Kronlande zu den Aufgaben dieser Anstalt. In Rücksicht auf Beförderung industrieller Ver-
hiiltnisse hatte dasselbe jedes zweite Jahr eine Ausstellung industrieller Objscte zu ver-
anstalten und die besten Aussteller mit Prämien zu hetheilen, zu welchem Zwecke eine
Dotation von 800 il. C. M. bewilligt war.
Eine solche Ausstellung hat jedoch seit mehreren Jahren nicht mehr stattgefunden, theils
in Folge der nachtheiligen Einflüsse der Kriegsereignisse des Jahres 1859; im Jahre 1864
auch aus dem Grunde, weil jene Localitäten im Dogenpallaste, in welchen in früheren
Zeiten die Expositionen stattgefunden hatten, wegen nothwendigen Restaurationen nicht in
Anspruch genommen werden konnten. Die bezügliche Dotation wurde in Folge dessen zu
Anschaffungen für die wisseushhnftlichen Sammlungen dieses Institutes verwendet.
Dus Präsidium dieses Institutes und die venetinuische Statthslterei sprachen sich
nun vor kurzem in einer Eingabe an das Stuntsministerium dnfdr aus, dass es von jener,
alle zwei Jahre wiederkehrenden Ausstellung gegenwärtig abkonuue und an dieser statt
eine p e rmunente Ausstellung hervorragender industrieller und kunstgewerblicher Objecte,
wie eine solche durch dus Museum für Kunst und Industrie in Wien nach dem Muster des
Sonth-Kensington-Museums bereits mit Erfolg eingeführt worden sei, auch in Venedig ein-
trete, du eiueltheils eine hinreichende Anzahl solcher Objecte im Venetinnischen vorhanden,
andererseits von deren beständigen Vorführung eine Aufbesserung der industriellen Ver-
hältnisse dieses Landes mit mehr Grund zu erwarten sei, als von den, jedes zweite
Jahr wiederkehrenden. auf einen kürzeren Zvitrsum beschränkten Expositionen.
Die Direction des österr. Museums für Kunst und Industrie, welches nach der ihrn
gewordenen Aufgabe durch Förderung der knnstgewerblichen Thütigkeit zur Hebung des
Geschmackes in dieser Richtung beizutragen hat, hat in einem speciellen Berichte an das