MAK
Seite 324. 
Internatianale Sammler-Zeitung, 
Rümmer 20. 
diene* IflMgd liegt in den wiederholten Beraubungen. denen der 
Damscbatj non S. Pietro mäh end der Stürme der Völkerwanderung, 
dann durch den berüchtigten Sacco di Roma 1527 und zuletjt durch 
die französische Herrschaft unter Oopoleon I. ausgesetjt mar. 
Was die franzosen oor einem Jahrhundert weggescbleppt haben, 
wurde allerdings zum großen Teile durch den Pariser frieden wieder 
zuriickerstattet, aber die ältesten Kuifusgeröte aus byzantinischer 
Zeit und dem spateren fHittelalter mären schon früher unwieder- 
bnnglich oerloren. Alan hot bei der fleuordnung alle Gegenstände 
oon geringerm Wert ausgeschlossen und nur heroorragende Stücke 
aufgenommen, darunter manche, die bisher an oersdiiedenen Auf- 
bemahrungsorten zerstreut und oerborgen waren Der erste Saal 
enthält im wesentlichen die kirchlich tn Geräte aus Silber und Gold, 
der zweite die Gewänder, die eine unoergkichliehe Schau oon 
meisterroerteen der Kunststickerei darstellen. Das älteste Stück 
unter den letzteren ist die sagenannte karolingische Dalmatica 
mit figuren aus der Ceidensgeschicfrfe des Herrn, angeblich ein 
Geschenk Karts d. Gr. an den Statthalter Christi. Cin würdiges 
Seitenstück dazu bilden die Paramente Papst Benedikts XIV. 
mit den gleichen Darstellungen. Van größeren Kunstwerken be 
kannter meist er sind die beiden Branzekandelaber des Pollajala 
und die sechs getriebenen feuchter des Benoenuto Ceilini zu 
nennen, dann die Statuen der Apasfelfürsten oon Horenza Bernini“ | 
sowie die oon Canooa gefertigte Büste des Kardinals 9ork, der 
gleich dem gegenwärtigen Crzpriester der Peterskirche Kardinal 
Rampotla ihren Schaf) mit oielen kostbaren Geschenken bereichert 
hat. Die fllehrzohl der Kostbarkeiten an Cd eimefall und Cdelsteinen 
wird durch Geschenke oon fürsten und Päpsten des 19. und 18. 
Jahrhunderts gebildet. 
(Seltsame Tapeten.) Von wunderlichen Wandbekleidungen 
weifj eine englische Zeitschrift amüsante Beispiele aufzuzählen. ! 
Die berühmte Primadonna Christine Uilsson hat in ihrer Wohnung 
zwei entzückend eingerichtete Räume, oon denen der eine ganz 
mit Daten ausfapeziert ist, und zwar mit den Hauptarien, in denen 
ihre Stimme einst alte Welt begeisterte. Das andere Zimmer ist 
oon oben bis unten mit Rechnungen oon ITlahlzeiten bedeckt, die 
sie auf ihren Triumphzügen eingenommen. Da schiebt sich über 
eine Rechnung oon ein paar mark für ein frugales frühstück im 
amerikanischen Hinterwald die Riesenaufstellung über die Kosten 
eines oerschwenderischen Pariser festbanketts. Die lustigste Reise 
durch alle Küchen und alle Speisezettel kann man auf diesen 
Rechnungen in Gedanken ausführen. Beredte Zeugen einer den 
kulinarischen Genüssen geweihten Hebensführung sind die Tapeten 
in dem Heim eines reichen und exzentrischen Parisers, m. Chatrian, | 
der einer der größten lebenden Gourments ist. Die Wände seines 
Rauchsalons sind mit Zigarren in jeder bekannten Sorte, Gräfje 
und Preislage bedeckt; sie sind oon ihm durch 40 lange Jahre mit 
mühseligem fiter gesammelt morden, und bei jeder ist das Datum 
des Ankaufs, Art, Gräfje und Preis ausführlich oermerkt. Die Be- ; 
kleidung an den Wänden seines Billardzimmers besteht aus 
Tausenden oon ITlenus, die zum größten Teil oon Künstlern aus 
gestattet und wahre meistermerke sind; diese Tapete repräsentiert 
die wehmütig-süfje Crinnerung an all die unzähligen köstlichen 
ITlahlzeifen, die m. Chatrian in 40, dem Gott der Kochkunst und 
des feinen Geschmacks geweihten Jahren oerzehrt hat. Cin anderes 
Zimmer seines palastartigen Hauses ist oon der Decke bis zum 
fufjboden mit Photographien oon all den Berühmtheiten be 
steckt, die er in seinem Heben kennen gelernt hat. eine bunte j 
Gesellschaft ist hier oersammelt: neben einem Könige befindet sich 
ein Preisboxer und eine fürstliche Dame mufj sich mit einer kleinen 
Grisette oertragen ln Hondon gibt es einen markcnsammler, der 
seine nach millionen zählende Kollektion, die frucht langjährigen 
zähen Sammeleifers, zum Tapezieren der Wände in einem Zimmer 
seines Hauses benutzt hat. Die marken zahlreicher Völker aus 
den oerschiedensfen Jahren sind hier aneinandergeklebt, ln einem 
Condoner Restaurant sind die Wände eines Salons mit den Auto 
grammen oon Berühmtheiten bedeckt, die hier einmal oerkehrt 
haben. Die sorgfältig unter Glas bewahrten Autogramme lassen 
auf ein erlesenes Publikum aus dem Reich der Kunst und JTlusik i 
schließen; Sarosate, Paderemski, ITlascagni, Tosti, die ITleiba sind 
darunter. Der bekannte nem-4arker Tenderiein-RtB trat einige 
seiner Räume ebenso phantastisch wie originell faperkrat lassen. 
In einem sind die Wände mit 6000 Spielkarten gzsdiaidd: in 
einem andern besteht die Tapete aus Tausenden mm Theater- 
bilietts. Champagnerkorke, die bei festlichen iftiHrm expor- 
geknal:' bilden die Wandbekleidung eines dritten Raumes, während 
die Wände des Ballsaales mit zahllosen Tanzkarten dekonerr sind. 
Die originellste Tapete besitzt aber doch wohl eine graije Perser 
Deminandaine, die ihre freundinnen gern in einem Salon empfängt, 
desser Wände mit den Ciebesbeteuerungen und den glühenden 
Bekenntnissen ihrer zahlreichen Verehrer bedeckt sind. Die guten 
freundinnen, die diese Tapeten befrachten, werden sich dabei ge- 
roiS) nicht langweilen. 
(Cröffnung eines archaischen Grabes.) Reiche fius- 
beute ergab die Cröffnung eines archaischen Grabes in Betaante 
Piceno bei Ancona: es fanden sich darin oier Jllastsfüijeru drei 
Helme, acht Hamen, mehrere Bronzegefätje. ein Wehrgehänge und 
ein zylindrischer Bronzegegenstand, dessen Gebrauch noch nicht 
aufgeklärt ist und der mit den figuren oon Kriegern und tarnen 
geschmückt ist. 
fDuseen. 
(Crwerbungen des JTlündiener münzkabinettsj Das 
kgl. münzkabinett in münchen hat oon Bildhauer Hamme. die 
seinerzeit 00m Dürer-Bund aus Anlafj eines Wettbewerbs mit dem 
zweiten Preis ausgezeichneten Reichsmünzen-tntroürfe sowie aem 
dem gleichen Künstler eine Serie Bronzemedaillen erwarben. 
(Dem Thüringer ntuseum zu Cisenadi ist oon dem 
Kirdiengemeinde-Vorstand zu Vogclsberg ein groijes. auf Hab 
gemaltes Ölgemälde als Ccihgabe überwiesen worden, das kürzlich 
bei Reparaturarbeiten in der Vogelsberger Kirche aufgefunden 
wurde Als man dabei war, die Deckenoerschalung in einem un- 
benütjten Turmgelasse abzureifjen, entdeckte man, dafj diese Ver 
schalung aus einem auf Holz gemalten Bilde bestand, das mit der 
bemalten Seite nach oben angenagelt worden war. Das Bild 
wurde sorgfältig abgenommen und nach der Reinigung, die nach 
Anweisungen des Hofrats Professor Büttner-Pfänner zu Tal 
in Koburg oom Pfarrer franke in Vageisberg oorgenommen wurde, 
erwies sich das Bild als ein im ganzen oartrefflich erhaltenes Ge 
mälde aus der Zeit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Cs 
zeigt in naioer Zertauffassung die Darstellung des »Jüngsten 
Gerichts“. Das Gemälde, an dem oben ein Stück abgesägt ist, deckt 
etwa eine fläche oon oier Quadratmetern und ist, Vermutungen 
nach, früher in der alten Kirche zu Vogelsberg über dem Altar 
eingelassen gewesen. Die wertoolle Porzellansammlung fllt- 
thüringer Prooenienz im Thüringer FTtuseum zu 0senadi ist dieser 
Tage um eine grofje Anzahl schöner figürlicher Stücke Himbacher. 
Kloster Veilsdorfer und Wallendorfer Prooenienz, sowie Gebrauchs 
geschirr der fabriken Gotha, Rauenstein, Wallendorf, Himbach und 
Volkstedt bereichert worden, sodafj die Sammlung, die porher 
schon sehr reich oersehen mar, der Heipziger Sammlung Thüringer 
Porzellane im Grassi-lDuseum qualitatio wie quantitatio wohl an 
die Seite gestellt werden darf. Übertroffen werden beide Samm 
lungen allerdings durch die Reichhaltigkeit der Weimarer Samm 
lung, die durch den früheren Heiter, Hofrat Prof. Dr. Koetsdiau 
im Kunstgewerbemuseum zusammengebracht worden ist 
(Vom Preljburger ITluseum.) fräulein Jlka oon Hofer 
schenkte dem städtischen ITluseum das oon ihrer oerstorbenen 
Schwester gemalte Porträt Cduard FTlajschs. 
Uom Kunstmarkte. 
Seltene Werke. 
(Schluf; der Auktion Perl.) 
Tlr. 374. Charles Gounod. eigenhändiges Albumblatt mit 
5 Takten aus fausl. Ce^te Szene. Ulk. 51. 
tlr. 392. Taschenbuch für 1798, Hermann und Dorothea oon 
J. W. oon Goethe. Berlin bevfriedrich Vieweg. Crste Ausgabe, ütk.210. 
llr. 395. Dasselbe. Rot fTlaroquin-futteral. Pik. 50. 
flr. 599, Jphigenie auf Tauris, ein Schauspiel. Von Goethe. 
Heipzig, bey Georg Joachim Göschen. 1787. erste Ausgabe. Ulk. 55. 
Tlr. 402. J. G. Haaater, Cssai sur la physiognomie. ITlk. IsO. 
tlr. 429. Custspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater, 
frankfurt und Heipzig. 1774. Von Goethe in Gemeinschaft mit Henz 
herausgegeben. ITlk. 160.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.