mit den heutigen in diesem Zweige vergleichen. Die Goldschmiede der
Renaissance waren Künstler, die heutigen sind Handwerker, das ist der
grosse Unterschied. Jene reichten nicht blos aus für alle Aufgaben, welche
ihre viel und das Höchste fordernde Zeit an ihren Kunstzweig stellte,
sie zeigten sich auch geschickt genug, gelegentlich die Aufgaben der
hohen Kunst zu lösen. Benvenuto Cellini war erst Goldschmied und
dann Bildhauer und Erzgiesser oder was man sonst von ihm verlangte,
und er war nicht einmal der grösste Künstler seines Faches in jener Zeit,
er hat nur am meisten von sich geredet und andere von sich reden
machen. Jene Goldschmiede waren die Medailleurs ihrer Zeit, und wer
die deutschen und italienischen Porträtmedaillen der ersten Hälfte des
1G. Jahrhunderts, wahre Kunstwerke im Porträt wie in der Behandlung
des Reliefs, kennt, der weiss, was das sagen will. Wenn unsere Gold-
schmiede höhere Aufgaben ihres eigenen Faches zu lösen haben, so bleibt
ihnen gewöhnlich nichts übrig, als sich an die Herren Architekten zu
wenden, welche in der heutigen Kunstindustrie ungefähr das sind, was
in der Haushaltung die „Mädchen für Alles".
Es ist darum auch einunendlicherAbstand zwischen den Goldschmiede-
arbeitern des 16. und denen des 19. Jahrhunderts: es ist der Abstand zwi-
schen Kunst und Handwerk. Drei Jahrhunderte liegen dazwischen und
sie bezeichnen fast einen fortwährenden Rückgang, in welchem sich nur
einzelne Nebenzweige zeitweilig zu neuem Reize erheben. Die Arbeiten
der Renaissance zeichnen sich ebenso aus durch die künstlerische Gedie-
genheit der Composition, wie durch den Reichthum der verschiedenen
Technik, welche in Frage kommt, wie endlich durch die Geschicklichkeit
und Vollendung der Arbeit. In ersterer Beziehung, was die Composition
betrifft, meinen wir ebenso den Aufbau des Ganzen, der Gefasse und
grösseren Geräthe, das Verhältniss seiner Theile, die Schönheit der Con-
touren als auch die Verzierung mit ornaxnentalem, plastischem wie ma-
lerischem Schmuck. Unter Plastik verstehen wir hier nicht die Löwen-
salzfasser und die Pferdetrinkbecher, noch die Schidspocale oder der-
gleichen Widersinnigkeiten - diese wollen wir nicht loben, noch zur
Nachahmung empfehlen - sondern die figürlichen Reliefs, die sich flach,
ohne dem Contour des Ganzen zu schaden, um die Gefasse herumlegen,
Degen und Dolchscheiden bedecken und die Griffe zu Kunstwerken
machen, Schmuckgeräthe in Miniatursusfiihrung verzieren und die oft
von jedem Gesichtspunkt künstlerischer Betrachtung aus sich als wahre
Meisterwerke darstellen.
Diesem plastischen Schmuck zur Seite steht der malerische in aller
Art von Email, mit dem die plastischen Figuren überzogen, die ganzen
Gefasse überdeckt oder reizende Ornamente auf durchschimmerndem
Gold- und Silbergrund in farbig funkelndem Lustre zur Darstellung ge-
bracht sind. Und welche Liebe der Ausführung bei den grossen Werken,