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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1868 / 37)

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Das Architekturleben Wiens auf dem Gebiete der monumentalen 
Kunst hat daher den doppelten Vortheil der Mannigfaltigkeit der Styl- 
richtungen und der geistigen Selbstständigkeit der einzelnen Leistungen. 
Wien muss ein sorgsames Auge darauf haben, dass diese Supre- 
matie erhalten wird, und dass die grossen Bauten Wiens in die Hände 
hervorragender Künstler gelegt werden. 
Die Kirchenbauten, die im Jahre 1867 theils entstanden, theils im 
Fortbaue begriffen sind, gehören ausschliesslich der gothischen Stylrich- 
tung an. Die Votivkirche. der glänzendste neuere Kirchenbau des Conti- 
nents, schritt so weit vor, dass im August 1868 an den beiden Thürmen 
die Aufsetzung der Kreuzblume vorgenommen werden konnte. Die Weiss- 
gärber-Pfarrkirche und die Pfarrkirche in Fünthaus liegen in den erfah- 
rrnen Händen Fr. Schmidfs; erstere ist ein Langbau mit einem Thurme 
an dt-r Facadc und der andere ist wohl der erste gothische Centralbnu. 
der in neuester Zeit aufgeführt wird. Auch die Restauration der Stephans- 
kirche macht erfreuliche Fortschritte. 
Von den Monumental-Qtaatsbauten ist aus dem verdossenen 
Jahre leider nur die Rossauer Caserne vollendet. Der Concurs für die 
grossen Museenbauten hat zu keinem befriedigenden, vielmehr zu einem 
unerquicklichen Ende geführt; dagegen wurde principiell genehmigt der 
Bau des österreichischen Museums für Kunst und Industrie, der im Re- 
naissaucestyle aufgeführt werden wird und dem Architekten Prof. Ferstel 
übergeben wurde. Auch der Neubau der Universität ist vorzugsweise in 
die Hände dieses Künstlers gelegt worden. Im Jahre 1868 sollte noch 
sowohl der Grundstein für das österreichische Museum für Kunst und In- 
dustrie, als für das chemische Laboratorium der Universität gelegt werden. 
Unter den Palastbaute n, die im Jahre 1867 gebaut wurden, nehmen 
das Palais des Erzherzogs Wilhelm, erbaut von Hausen, und das Pa- 
lais des Erzherzogs Ludwig Victor, erbaut von Ferstel, den ersten 
Rang ein; auch das Künstlerhaus, erbaut vom Architekten Weber, ist 
mit Auszeichnung zu nennen. Es muss als ein besonderer Fortschritt in 
den palastartigen Hausbauten erwähnt werden, dass hervorragende Private 
den Bau derselben den ersten Architekten anvertrauen: so Herr Ritter von 
Wertbeim dem Architekten Ferstcl, Herr v. Klein dem Architekten 
Tietz, Herr v. Epstein dem Architekten Hans en. Mit ganz besonderem 
Nachdrucke muss das prachtvolle Lagerhaus erwähnt werden, welches 
Herr Philipp Hass. eine der ersten Zierden unseres Bürgerstaudes, nach 
dem Plane des Architekten Van der Nüll am Graben erbauen liess. 
Auf diesem Gebiete schliesst sich die Commune Wiens leider nicht 
den Fortschritten der Architektur an; sie baute ihre Communalbauten 
zwar anständig, aber nicht mit Rücksicht auf die vorgeschrittenen An- 
schauungen der Architektur. 
In dem Palastbau und in dem höheren Wohnhausbau herrscht aus-
	        
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