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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 40)

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Zorka Säglovä, Heu-Stroh, August 1969 
Vaclav Späla in Prag."“ Als Beitrag zu einer Gruppen- 
ausstellung mit dem Titel »Irgend etwas Irgendwo« baute sie 
in einem Raum gelbe Strohballen und grüne Ballen aus 
getrockneter Luzerne auf und verstreute in einem anderen 
Raum Heu auf dem Boden, das sie und ihre Freunde getrock 
net und gebündelt hatten. In beiden Räumen ertönte Rock 
musik von eigens aufgenommenen Tonbändern. Besucher 
der Ausstellung, erklärte Säglovä, interagierten »spontan« mit 
den natürlichen und gefärbten Materialien, schufen ..jeden Tag 
neue Kompositionen aus Heu und Stroh, während Unmengen 
von Grashüpfern an den Wänden zirpten«."® Milena 
Lamarovä, eine Prager Kritikerin, beschreibt die Ausstellung 
als »eines der wichtigsten Ereignisse in der Kunstwelt der 
sechziger Jahre«, und Jifi Padrta erklärte den Grund dafür: 
Der Titel an sich - ..Irgend etwas Irgendwo« - besagt schon, 
daß es eine Ausstellung von etwas ist, das jederzeit und an 
jedem Ort möglich ist; es war vorher nicht da, wird vorher 
nicht ausgewählt, vorbereitet oder geheimgehalten, Die 
Abwesenheit bildlicher Darstellung, die Gleichgültigkeit 
sämtlicher Anwesenden gegenüber jeglicher a priori- 
Kunstform, und schließlich, vielleicht das auffälligste 
Merkmal, die Unterordnung der Realität der Dinge unter 
das völlig rohe faktische Konzept der Örtlichkeit. Realität 
wird in diesem Konzept weder reproduziert noch durch 
Kunst evoziert, sondern ist schlicht und einfach zu sehen, 
wird bloßgelegt, wird außerhalb ihrer ursprünglichen Um 
gebung behandelt und in einen neuen Kontext über 
nommen, um in einen optischen, taktilen oder akustischen 
Rahmen transponiert zu werden, in die Manipulation, die 
den statischen Zustand der Existenz dieser Realität durch 
physische Aktion verändern kann."® 
Wie wichtig die Arbeit für diejenigen, die sie 1969 erlebt 
haben, auch gewesen sein mag, Säglovä kostete sie zwei 
Jahrzehnte ihrer künstlerischen Tätigkeit. Nach dieser 
Veranstaltung durfte sie 19 Jahre lang nicht ausstellen. 
Vielleicht versteht man vor diesem Hintergrund, was es 
bedeutete, als Jan MIcoch während einer Aktion am 20. 
Dezember 1974 einfach seine Kleider auszog und sich im 
Beisein einiger Freunde am ganzen Körper wusch; oder sich 
während einer anderen Aktion am 5. August 1974 an Händen 
174 Es handelte sich um eine Gruppenausstellung mit Jifi Kolär, Bela 
Kolarova und Jan Sägl. 
175 Zorka Säglovä, zitiert in: Zorka Säglovä - 1965-1995, Prag, o, 
S.. Sofern nicht anders angegeben, stammen sämtliche Zitate 
aus diesem Katalog. 
176 Ibid.
	        
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