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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 40)

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Wenn man bedenkt, dass ein ordinlirer Fächer um 3 Suns herzustellen ist, und dass 
trotzdem der Werth der im Jahre 1862 erzeugten Fiicher 7 Millionen Francs, der im Jahre 
1867 producirten 10 Millionen Francs betrug, so kann man sich einen Begrii von der 
Massenproduction in diesem Artikel machen. 
In den übrigen Staaten Europafs hat die Holzschnitzerei noch nicht jene Bedeutung 
erlangt, wie in Iü-anlcreich, doch vermissen nur wenige diese Industrie gänzlich. 
Der Engländer verwendet mit besonderer Vorliebe ein schwarzsgEichenholz, das 
Bogoak, zum Schnitzen von Schmuckwaaren, wovon diese den Namen erhalten haben. 
Bei den Grobschnitzereien im Wagenban ist es das ziihe canadische Hiekeryholz, das eine 
grosse Verwendung gefunden hat. 
Manche Länder haben ihre Specialitiiten in der Schnitzerei-Industrie, so Russland 
die sogenannten Apostalliiiiel aus Cypressenholz u. dgl. m. 
Fast alle aussereuropliischeu Völker üben das Schnitzen, manche noch auf jener 
Culturstufe, um dem Bedürfnisse zu dienen, manche aber bereits auf dem Standpunkte, 
dass sie in meiner heutigen Besprechung Erwähnung finden müssen. 
Obenan stehen die Chinesen und Japanesen. 
In Canton kauft man das Tausend Fächer aus Sandelholz geschnitzt um 9 Frcs., 
es kommt also einer kaum auf V, Kreuzer. Pslmenholz, Sandelholz, Holz von Wurzvln 
sind die beliebtesten Materialien, aus denen man Rahmen, Schirme, Stöcke, Figuren, 
Knöpfe, kurz alles mögliche in technisch vollendeter Weise schnitzt.. Den Chinesen gilt 
das Holz als Symbol der Gerechtigkeit. 
Ihnen zunächst stehen - auch was die Schnitzerei anbelangt - die Japanesen, 
dann die Inder. Die Holzschnitzereien, mit denen diese ihre Tempel ausstatten, haben mit- 
unter hohe Vollendung. Wir haben Nachrichten, dass an geschnitzten Möbeln, nament- 
lich bei Bibliotheksschriinken, dieser Schmuck üblich ist. In Madras existirt eine „School 
of Arts", in der auch die Holzschnitzerei gepflegt wird. 
Holzschnitzerei mit deren höchster Ausbildung: Holzbildhausrei; Formstecherei und 
die Xylographie bilden jene Gruppe von Holzkunstgewerben, in der das Messer und der 
Meissel herrschen. 
Ich gehe nun zu jener Gruppe über, in der die Säge und der Hobel dorniniren. 
Hierher gehören die eingelegte Arbeit oder Holzmosaik, Parqnettenfabricn- 
tion u. dgl. m. Sie steht im engsten Zusammenhang mit dem Möbelbaue. 
Eine Reihe von Bezeichnungen haben einige Unklarheit in die Vorstellungen ge- 
bracht. „Marqueterie", „Holzmosaikß „Kleiukistlere? und "eingelegte Arbeitß alle diese 
vier Bezeichnungen bedeuten so ziemlich dasselbe, nämlich eine Combinirung verschieden- 
fnrbiger Hölzer in der Art, dass dadurch auf einer Fläche ein Dessin entsteht. Stellt die 
Zeichnung eine Figur, Scene oder Landschaft dar, so gebraucht man auch den Ausdruck 
„Holzmalerei". Kommt Ebenholz zur Verwendung, so nennt man die Arbeit auch „Ebe- 
nisterie", 
Besondere Genres erhalten dann je nach dem Begründer, oder je nach dem 
Ort, wo sie gepdegt werden, oder endlich nach dem Zeitalter besondere Namen. So z. B. 
die Beule-Arbeit, welche der Siegelstecher Ludwig XlV., Buhl, ein deutscher Tischler, 
erfand. Er brachte durch die Verwendung von Kupfer, Schildpatt, Elfenbein und Perl- 
mutter so schöne Edecte hervor, dass man wohl nie aufhören wird, diese Kunst zu pilegen. 
Die Tnnbridge-Wann, welche in Tnnbridge in England gemacht wird, ist eine 
Holzmosaik aus lauter quadratischen Holzstücken bestehend, einer Wollstickersi nicht 
unähnlich. Man leimt parsllelepidische Stücke nach einer beliebigen Zeichnung zu einem 
glocke zusammen und schneidet dann Fourniere senkrecht auf die Länge der Stäbchen 
erunter. 
Das Genre Ludwig XIII. ist eine Marqneterie-Arbeit aus jenem Zeitalter stammend, 
bei der besonders Laubwerk und Blumen in Ebenholz unter Verwendung von Metallen, 
Perlmnttcr etc. dargestellt sind. 
Nach der technischen Herstellung der Marqueterie zerfallen alle diese Arten in 
Zwei Kategorien, Entweder wird, wie dies die Alten gemacht haben und wie es die 
Orientalen heute noch machen, aus dem Fournierblatt nach einer aufgetragenen oder dar- 
anfgeleimten Zeichnung ein Stück herausgeschnitten und an die Stelle des herausgeschnit- 
ßßllen ein anderes gleichgeformtes eingefügt, wie dies bei verschlungenen krummlinigeu 
Ornamenten. also auch beim Genre Ludwig XIIL, nicht anders möglich ist it), - oder es 
wird aus Stäben von verschiedenem oder gleichem Querschnitt ein Block zusammen- 
geleimt und von demselben die Fourniers quer gegen die Länge der Stäbe herabgeschnitten. 
Hierher "gehört die Tunbridgewaare. In die erstere Kategorie fällt die Laubsägearbeit, 
s) Man legt gcuuhllhch lWCl Fourniere über Qilllllxlßl und sigl dann nach der zßlßlllllluß. Dss m. 
den: einen Fourniere hersushlleude Stück wird in an Lacke des anderen eingefügt.
	        
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