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100 B.) und unterstützende Mitglieder (durch Jahresleistungen von mindestens 5 9.). Die
Verleihung solcher Unterstützungen thnt auch um so dringender in einem Augenblicke
noth, in dem die Maschine sich schon der ganzen Industrie zu bemächtigen scheine; es
müsse eben dargethan werden, dass für gewisse Arbeiten die menschliche Hand jede Ms.-
schine in die Schranken fordern könne.
Dass diese Idee Anklang finde, zeige der erfreuliche Umstand, dass nicht nur be-
reits 6000 11. (am 29. dünner) dem betreffenden Comite zu Gebote stünden, sondern dass
namentlich So. Majesüit der Kaiser in Anbetracht des schönen Zweckes zur Förderung des-
selben 1000 H. zu spenden und eine Jahresunterstiitzuug per 100 B. zuzusagen allergnüdigst
geruht haben.
Nicht auf Wien allein solle die erspriessliche Wirkung der Schule beschränkt
bleiben; sie müsse dieselbe auf das ganze Reich erstrecken. In den Provinzen werde dies
anerkannt; so seien beispielsweise in Brünn bereits 600 d. dem gedachten Ziele durch
Zeichnungen angewendet.
Die mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ansprache schloss mit der Aufforderung,
der Verein wolle in gedachter Richtung theils corporativ, theils durch die einzelnen Mit-
glieder in deren respeetiven Kreisen die so schönen und gemeinnützigen Zwecke der er-
wähnten Gesellschaft fördern.
(llegenerlrte Gemälde.) Seit Jahren hören wir von dem neuen Verfahren des
Professors v. Pettenkof er in München, nachgedunkelte und rissige Oelgemälde in ihrer
ursprünglichen Frische wieder herzustellen ohne Putzen, Retouchiren, Firnissen und die
sonstigen Hilfsmittel der Restauration. Zu Anfang lebhaft bezweifelt und angegritfen,
machte dies Verfahren der „Regeneration" allmälig gerade seine Gegner zu seinen Lob-
rednern. Gegenwärtig haben wir zum ersten Mal Gelegenheit, die Wirkung des Petten-
kofefschen Verfahrens kennen zu lernen. Herr Graf Edmund Zichy hat im österrei-
chischen Museum zwei Landschaften ausstellen lassen, welche von Pettenkofer regene-
rirt wurden und in der iiberraschendsten Weise fir die Eründnng zeugen. Die Bilder,
welche im Laufe der Zeit ganz braun geworden waren, erscheinen nun in einer Farben-
frische, als kämen sie unmittelbar von der Staßelei. Nirgends zeigt sich die Spur eines
schädlichen Einflusses der Behandlung, nichts ist verwischt oder verputzt, was sich gerade
bei diesen auf's minutiöseste ausgeführten Gemälden genau controliren lässt. Auch kam
bei dieser Gelegenheit ein bisher nicht zu entdeckendes Monogramm - Colin - zum Vor-
echein. Nach diesen Proben zu urtheilen, verdient das Verfahren, das nusserdem nichts
weniger als kostspielig ist, allerdings die höchste Beachtung.
Gleichzeitig machen wir Kunstfreunde auf ein Ecce homo von Van Dyk und auf
die Suite gemalter Teller, Wiener Porcellan, aufmerksam , welche neuerdings im österr.
Museum ausgestellt wurden. Die Teller gehören zu den vollendetsten Arbeiten der Wiener
Porcellanfabrication und stehen, was Malerei und Technik der Vergoldung anbelangt, auf
gleicher Stufe mit den hier und 1867 in Paris vielbewunderten Stücken aus dem fürstlich
Dietrichstein'schen Besitz.
(Gypsabgllsse nach RenaissanceJtlühelstücken.) Es wurde bereits in der
Januar-Nummer der .„Mittheilnngen' eines Geschenkes Erwähnung gethan, welches de!
Hoftischler Erner in Köln dem k. k. Museum für Kunst und Industrie übersendet hat.
Dieses Geschenk besteht in einer Sammlung von Gypsabgüssen nach vorzüglichen Holz-
schnitzarbeiten des 16. Jahrhunderts, welche der genannte Industrielle irn Laufe eines
vieljährigen Geschäftsbetriebes von den besten Sachen, die ihm zum Ausbessern oder im
Zwischenhandel in die Hände gekommen waren. abgenommen hatte. Vorwiegend sind es
Panneau-Consolen und ornamentirte Leisten von Möbeln der besten Zeit, etwa 1520-1560,
welche auch in Cöln selten, ausserhalh Cöln's fast gar nicht anzntreden sind. Die ange-
sammelten werthvollen Stücke bat Herr Ern er für die neugegründete lndnstriescliule in
Cöln bestimmt, ausserdern aber die besten Stücke daraus nochmals abfonnen lassen und
an die Museen in Berlin und Wien überlassen.
(Kllnsfllsclllereh) Ans dem fürstl. Oettingen-Wallersteidschen Schlosse Wnldstein
in Steiermark gelangte einPrnnkschrank inGraz zur Restauration, der insoferne von kunst-
histnrischem Interesse ist, als er nach einer vorgefundenen Inschrift im Jahre 1660 vom
Tischlermeister Lorenz Hodmann aus Nenlengbaeh nach damals bestandener Zunftordnuug
als „Meisterstüclö angefertigt wurde und in der reichen architektonischen Anordnung eillß
Fülle decnrativer und tiguralischer Einzelnheiten enthält, darunter drei Bildnisse österrei-
chischer Landesregenteu, im Hintergrunds die Ansicht der Stadt Graz in Holzmosaik,
ferner mehrmals den deutschen Reichsadler in eingelegter Arbeit. Dies könnte auf die
Vermuthung führen, dass der Schrank ehedem einem österreichischen Landesfürsten an-
gehört habe, wenn nicht die seitlich angebrachten Wappen des einstigen Besitzers des
Schlosses Waldstein, des Hans Anton Fürsten von Eggenberg, dieser Ansicht entgegen-