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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 42)

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in Paris eingebürgert. Einsichtsvolle Industrielle gehen in dieser Be- 
ziehung mit den Bestrebungen der Vereine Hand in Hand, wohl wissend, 
dass nichts ihre Industrie mehr fördern kann, als die Ausbildung und 
Moralisirung ihrer Arbeiterinnen. Erwähnen wir noch, dass die Societe 
de protection, von welcher jene Anstalten theils angeregt", theils bekannt 
gemacht und gefördert wurden, die ersten Senatoren, Abgeordneten und 
volkswirthschaftlichen Autoritäten des Reiches zu Vorsitzenden und Mit- 
gliedern zählt, dass ihr Generalsecretär der der kaiserlichen Familie ver- 
wandte Herzog von Mouchy ist, die Kaiserin beständig von dem Wirken 
des Vereines Kenntniss nimmt und demselben Medaillen, Fahnen, Por- 
träts von sich und dem Kronprinzen als Prämien zur Vertheilung an die 
Förderer der Vereinszwecke zur Verfügung stellt. 
Nicht minder ist im Zollverein die Bewegung für Verstärkung 
der weiblichen Arbeitskraft in erfreulichem Aufschwung begriffen. Im 
Grossherzogthum Baden sind seit 1865 Damen zum Eisenhahndienst, in 
Sachsen seit 1866 zum Postdienst, in Württemberg seit 1867 zum Dienst 
in den Verkehrsanstalten überhaupt zugelassen. In Carlsruhe und Mann- 
heim ist das Telegraphenbureau ausschliesslich weiblichen Krähen anver- 
traut. Der badische Krankenverein bildet im „Luisenhause" in Karls- 
ruhe alljährlich eine Anzahl von Krankenwärterinnen aus. In Leipzig 
und Darmstadt bestehen Schreibebureaux, wo Frauen und Mädchen mit 
Oopirarbeiten beschäftigt werden. In Mainz hat im Jahre 1866 der Ge- 
werheverein eine Sommerschule für Ausbildung der Mädchen im kauf- 
männischen und gewerblichen Geschäftsbetrieb, in Würzburg der poly- 
technische Verein im Jahre 1869 eine Handelsschule, in München die 
Staatsverwaltung im Jahre 1868 eine Kunstschule für Frauen und Mäd- 
chen in's Leben gerufen. In Berlin wurde im November 1868 eine 
Sonntagsfreischule für das Zeichnen der Frauen und Mädchen gegründet. 
Höhere Ziele fasst das im Januar 1869 in Gegenwart der Kronprinzessin, 
von der es den Namen trägt, erölfnete Victoria-Lyceum in's Auge 1'). 
Zu den Vortragen über Geschichte, Literatur und Naturwissenschaften, 
die dort vorzugsweise gepflegt werden sollen, haben sieh nicht weniger 
als 165 Darnen als Zuhörerinnen angemeldet. Aber auch die durchaus 
praktischen Volksküchen in Berlin sind vorzugsweise durch Frauen in's 
Leben gerufen worden. Den Mittelpunkt dieser Bestrebungen bildet dort 
der im Jahre 1866 entstandene und unter dem besonderen Schutze der 
Kronprinzessin stehende "Verein zur Beförderung der Erwerbsthätigkeit 
des weiblichen Geschlechts". Derselbe gründete eine Mädchenschule, den 
grossartigen Victoria-Bazar, und veranstaltete eine am 1. October 1868 
eröffnete allgemeine Frauen-IndustrieAusstellung. Wie in London und 
') Die Erößnungsrede hielt Herr Direcßor Dr. Bouitz, der seiner Zeit auch dem 
Wiener Frauen-Erwerbvereine nahe gestanden.
	        
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