JÖU
ausschliesslich der Privatspeculation oder der Initiative der Gemeinden,
Corporationen, Vereine etc. überlassen. In allen englischen Unterrichts-
anstalten, von den Knabenschlzlen bis zum Kings-College, wird den Be-
dürfnissen der Praxis in einer uns theoretisirenden Deutschen fast über-
raschenden Weise Rechnung getragen. Ich fand in einer Londoner
Volksschule Wandtafeln mit den Abbildungen der Werkzeuge der
wichtigsten Gewerbe im Gebrauch, und bei den noch im Kindesalter
stehenden Knaben eine Summe von technologischen Kenntnissen, um
welche sie unsere absolvirten Realschüler, ja unsere Gewerbeschüler zu
beneiden alle Ursache haben.
Zum Behufe des Anschauungsunterrichtes sind kleine Sammlungen
von hölzernen Werkzeugmodellen für je ein Gewerbe auf je einem
Carton zu fabelhaft billigen Preisen in Umlauf gesetzt worden. Der Unter-
nehmer machte ein glänzendes Geschäft, denn tausende solcher Cartons
dienen dem Privatunterrichte.
In den der Bildung des Gewerbe- und Arheiterstandes gewidmeten
zahlreich errichteten „Mechanics institutions" ist der technologische Un-
terricht dominirend.
Das South-Kensington-Museum, obwohl in erster Linie der
Veredlung der Form bei den gewerblichen Producten geweiht, hat nie
versäumt, auch die mechanisch-technische Seite der Industrie zu pflegen.
Dies beweist:
1. das Patent-Museum;
2. die Sammlung für den Unterricht in der Mechanik;
3. die Sammlungen, welche die Verarbeitung der wichtigsten Roh-
producte darstellt;
4. die Vorträge für Lehramts-Candidaten für Mechanik und Ma-
schinenzeichnen an den seit circa zwanzig Jahren in's Leben
gerufenen „Science Olasses" (dies sind einjährige, von dem
K.-Museum errichtete und subventionirte Fachcurse, in ganz
England circa hundert);
5. die vielen Vorträge technologischen Inhalts, die am Museum und
sonst gehalten werden.
Die höchste technische Lehranstalt Englands ist die „Ingenieurs-
Abtheilung vom Kings-College in London", eine der grossartigsten Privat-
anstalten der Welt. Ein Hauptgegenstand in der technischen Facultät,
an welcher man drei Jahre studirt, ist die mechanische Technologie.
Professor Shelley lehrt im ersten Jahrgang wöchentlich eine, im zweiten
und dritten Jahrgang wöchentlich vier Stunden. Für die Uebungen in der
mechanischen Werkstätte, die von Mr. Timme geleitet wird, sind in
allen drei Jahrgängen je wöchentlich acht Stunden bestimmt.
An den königl. Collegien in Belfast, Cork und Galway, von der
Gesellschaft der Wissenschaften in Dublin, an der Kunstschule in Edin-