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Der Lehrer der Anatomie an der k. k. Kunstgewerbeschule in Wien wird seinen
Unterricht mit der Osteologie beginnen und seinen Schülern den Aufbau des Skelets aus
den einzelnen Knochen und die Formen derselben erklliren. Dann wird er zu den Be-
wegungen der Knochen gegen einander und zu den Gelenken übergehen. Hierbei wird
er auf diejenigen Punkte aufmerksam machen, die für das Durchmessen des Körpers von
Wichtigkeit sind und daran eine kurze Darstellung der Veränderungen der Verhältnisse in
den verschiedenen Lebensaltern schliessen.
Den zweiten Theil des Unterrichtes wird die Myolog-ie bilden. Es sind dahei vor-
zugsweise die grosseu und oberflächlich liegenden Muskeln zu berücksichtigen, durch
deren Action die Oberfläche wesentlich verändert wird.
Diesen Unterricht wird der Lehrer, so lauge keine anderen Lehrmittel zu Gebote
stehen, am Skelet, am Ecurche des Münchner Gypsformators Ch. Roth und an einer
zerlegharen anatomischen Figur von Auzoux ertheilen; dann wird er denselben aber
fortsetzen am lebenden Modell, welches ihm von Seiten der Schule besehaift werden wird.
Er wird seine Schüler anleiten, sich in allen Bewegungen und Stellungen des Körpers
über die unter der Haut liegenden Theile zu orientiren und wird sie mit den Verände-
rungen genau bekannt machen, welche die Thiitigkeit der Muskeln an der Heutoberdächs
hervorbringt.
Er wird seine Schüler darauf hinweisen, dass es zur Darstellung einer Action nicht
genügt, die Figur in die entsprechende Stellung zu bringen. sondern dass die Oberfläche
auch die Thlitigkeit der Muskeln anzeigen muss, die bei der Action wirksam sind. Er
wird den Schülern endlich den Unterschied von Ruhe und Action an einer Reihe von
Beispielen erläutern, die er sich am lebenden Modell nach seiner Wahl hervorruft und sie
anleiten, im gegebenen Falle auch am ruhenden Acte die Action, welche sie darstellen
wollen, Hir beschränkte Zeit hervorzubringen.
Der Lehrer wird sich aller weiteren Excurse über den Bau der Eingeweide, des -
Nervensystems, deren Funcüon und so weiter enthalten, indem die dem anatomischen
Unterrichts gewidmete Zeit der Natur der Anstalt gemiiss ausschliesslieh darauf verwendet
werden soll, den Schülern das anatomische Verstiindniss der iinssern Formen des mensch-
lichen Körpers zu erschliessen. damit sie sich in allen ihren Wechseln im übersichtlichen
Zusamlnenhange dem Gedächtnisse einprägen und ihre lebeusvolle und sachgeinässe Dar-
stellung erleichtert werde.
Kleinere Mittheilungen.
(Besuch des Museums.) Die Anstalt wurde im Monate Februar von 9.716
Personen besucht.
(Geschenke III das Museum.) Der Seideuzeug- und Fahnenfabrikant Herr Frnnz
Wejteeh, welcher im Jahre 1865 über eine damals von der Hsndels- und Gewerbe-
kanuner an die Genossenschaften gerichtete Aufforderung, die im Museum angelegte Samm-
lung älterer und moderner Gewebe durch Muster zu vermehren, dieser Anstalt ein grosses
Sortiment von beiläufig 1500 Stück Seidengilat- Mustern eigener Fahrieation aus den
Jahren 18457-64 überreicht hatte, hat sich in den letzten Tagen freundlichst veranlasst
gefunden, einen Nachtrag zu jener Collection, nämlich die Muster seiner Fabrik aus den
Jahren 1865-68 dem Museum zum Geschenke zu mnchen.
(Neu ausgestellte Gegenstände.) Am 19. Februar: Eine Suite von Renais-
ssnce-Cspitlilen, Gypsnbgiisse nach Bramante; Cendelaber des 16. Jahrhunderts aus der
Certnss. bei Pavia. und Kirehengeflisse aus Mensa, Gypssbgüsse; Druckproben aus der
Steindruekerei des Herrn Klein in Wien; ein kirchliches Glasfenster (zugleich Denkmal
Eir Herrn A. Greier aus Otfenburg) aus der ersten Tiroler Glasmalerei-Anstalt von
Mnder 8c Neuhnuser in Innsbruck: ein in Holz geschnitztes Missnle vom Bildschnitzer
ä Heinz in Wien; eine grosse Achntschale, moderne Arbeit, Eigenthum des Herrn
alter. "
Am 24. Februar: Eine Fensterdecorstion des Knisersalons im neuen Opernhsuse,
Tspesierersrheit von Busse, Tischlersrheit von Michel, Vergolderzrheit von Biihl-
lneyer, Posarnentiernrheit von Drächsler, Bildhauerarheit von Sehindler, Seidenstol
von Philipp Haus k Söhne, Brouseleuchter von Bröse, entworfen von den Architekten
Gugits und J. Stprk.
Am 2. März: Büste der Clytin in der Grösse des Originals, ausgeführt in Tiroler
lllrlnor aus den Steinbrüchen von Lass bei Vintschgau, von Herrn Höuig im Atelier
des Prof. Rsdnitshy; ein grosser Fussteppich, Eigentbnm der Frau Griün Gersldine
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