Palffy, nach der Zeichnung von Hstzinger ausgeführt in der Ebergassinger Teppich-
fabrik von Ph. Haas Et Söhne (seither schon wieder zurückgezogen); eine neue Serie
von Gmundener Majolika, ausgeführt und dem Museum geschenkt vom Bürgermeister
Schleiss in Gmnndeu.
Am 5. März: Das Modell des Zuschauerraumes des neuen Opernhauses; zwei
Seidendamast-Bilder von den Fabrikanten J. Casse d: fils zu Fives bei Lille, Pracht
stiicke aus der letzten Pariser Ausstellung, eingeschickt durch Vermittlung des Herrn
Hofrathes Ritter v. Schwarz; Holzschnitzarbeiten vom Bildhauer Beins.
(Vortrage im üsterr. Museum.) Bei der zweiten Vorlesung des Prof. v. Lützow
war der Gypsabguss nach der Sophokles-Statue im Lateranischen Museum zu Rom, der
edelsten und schänsten männlichen Portriitstatue des griechischen Alterthums, welche wir
besitzen, im Museum aufgestellt. Dieses Werk wurde vor etwa 30 Jahren in den Ruinen
der alten Stadt Anxur bei Terracina durch den Bildhauer Tenerani aufgefunden. Durch
Geschenk der Fmnilie Antonelli kam die Statue an den Papst Gregor XVI, der die we-
nigen schadhaften Theile am Hsupte, am Mantel und an den Beinen durch Tenerani, den
Schüler Thorwaldsems, restauriren und die Statue an ihren jetzigen Platz bringen liess.
Prof. v. Liitzow zeigte, wie der der Zeit des Sophokles wahrscheinlich nahestehende
attischs Meister in der Bekleidung der Figur die schöne Mitte hält zwischen den beiden
Extremen der spät-römischen Kunst, die mit den Gewändern technische Virtuosenstiickchen
audiihrte, die nackte Theile, statt sie zu verhiillen, enthüllte und den Sinneureiz als das
Ziel betrachtete, und der mittelalterlichen Plastik, welche im völligen Gegensatze die
Kürperfonnen unter hauschigem und knitterigem Gewande förmlich vergrub oder doch das
Hauptgewicht auf den Faltenwnrf legte. Nach Liitzow's Austiihrungen ist das Werk ein
Original, der besten Schule angehörig.
- In der dritten Vorlesung unterzog Prof. v. Liitzow die bei Hildesheim im ver-
gangenen Octcber entdeckten Silbergefässe seiner Betrachtung. Er erinnerte kurz an die
Umstände, unter welchen diese Dinge gefunden worden, wie dieselben anfangs für Werke
der Renaissance gehalten, bald aber von Prof. Wieseler aus Göttingen als Arbeiten der
römisch-griechischen Kunst erkannt worden, und ging dann zur Betrachtung der wichtig-
sten Stücke über, von welchen bekanntlich das Museum Gypsabgiisse, 30-40 Stiick, besitzt.
Zur Vergleichung wurden galvsnoplastische Nachbildungen verschiedener, thcils in
Pompeji, theils in Frankreich auf dem muthmasslichen Platze des Lagers Clsars gefun-
dener Gefässe vorgezeigt, an denen sich erkennen lässt. dass die Hildesheimer Sachen,
von welchen die Gypsnbgiisse doch nur eine unzulängliche Vorstellung geben, zu den
schönsten überhaupt vorhandenen Originalen aus der römischen Kaiserzeit gehören. Für
diese Ursprnngszeit sprechen der Styl der Ornamentik und die Charaktere so wie die
Art der Eingrabnng der Inschridfen auf einzelnen Geflssen. Dass das Ganze das Tafel-
geschirr eines reichen Römers vorgestellt habe, scheint dem Redner ausser Zweifel. Es
finden sich Mischkriige, Schüsseln und Schalen verschiedener Art, Becher in der eigent-
lichen Kantharose und in anderen Formen, Salzgefiüse, Dreifiisse n. d l. m., und das Be-
denken, dass Eir den gewöhnlichen Gebrauch diese Geflisse von Si her und schönster
Ornamentation zu kostbar erschienen, widerlegte er durch den Hinweis auf den damaligen
außerordentlichen Luxus gerade in solchen Dingen.
Der Hypothese, dass ein Germane die nach der Teutoburger Schlacht erbeuteten
Geschirre in der Erde geborgen und dass diese dem Qninctilius Varus gehört haben
möchten, gestand der Redner viel Wahrscheinlichkeit zu und machte für dieselbe nament-
lich auch den unverkennbaren Einduss orientalischen Geschmackes in der Ornamentatiou
einzelner Stücke geltend. Varus bekleidete, wie bekannt, bevor er den Oberbefehl in
Deutschland erhielt, das Amt eines Proconsuls in Syrien; nach dem Ausdruck des Vellejus
Paterculus betrat er arm das reiche Land und verliess reich das verarmte; ein Tbeil der
kostbaren Geräthe könne also sehr wohl eigentlich aus Asien stammen.
(Der Welfenschatz lm üstt-rr. Museum.) Ss. Majestät der König von Han-
nover hat den Kuustfrsunden Wiens eine grosss Freude bereitet, indem er dem Wunsche
der Direction des Museums entsprechend eine Reihe der hervorragendsten kirchlichen
Alterthiimer des Welfenscbatzes, von denen viele iiber die Zeit Heinrichä des Löwen
hinausragen, zur zeitweiligen Aufstellung überlassen hat.
Diese Gegenstände zeigen byzantinische und kölnische Emails, Goldschmiedearbeiten
der seltensten Form, Reliquiarien, portntile Altars, Bucheinbßnde, ebenso prachtvoll als
originell. und stammen zumeist aus dem Dom zu Braunschweig und der Michaelskirche
zu Lüneburg.
Das österr. Museum nimmt diese Gelegenheit wahr, um einen ausiihrlichen, wo
möglich illustrirten Katalog zu publiciren, in welchem diese für kirchliche Kunstindustrie
wie für Alterthumsforschung gleich interessanten Gegenstände genau beschrieben werden.