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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 42)

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Briefcouvert-Fabrication (in der Staatsdruckerei) und einen Handelscurs 
für Mädchen (in der Anstalt der Frau Kiihnel) in's Leben gerufen; der 
Kreis dieser Anstalten wurde im Jahre 1868 durch einen Zeichnencurs 
und eine Handschuhnähstube erweitert, der Handelscurs aber zu einer 
selbstständigen und umfassenden Handels- und Gewerbeschule umge- 
staltet uud diese letztere mit der Nähstube und dem Zeichnencurs in ein 
eigenes Locale in ein und demselben Gebäude concentrirt. Nunmehr wird 
beabsichtigt, dem ferneren Programm des Vereins noch einige besonders 
praktische Curse einzufügen. Dahin gehören der Unterricht für solche 
Mädchen, die als Kinderwärtexinnen in Familien eintreten wollen, sowie 
stufenweise Uebungen in der Herstellung von Diplomcn und anderen 
kalligraphischen Arbeiten, die vereinzelt schon jetzt in Wien von Damen 
ausgeführt werden. Den für eine kaufmännische Laufbahn bestimmten 
Mädchen gedenkt der Verein, wie bereits für das Französische, so auch 
Gelegenheit zur Erlernung des Englischen zu bieten. Endlich will der- 
selbe, das fruchtbare und weite Fach der Confection mehr in's Auge 
fassend, im Schnittzeichnen und praktischen Zuschneiden Unterricht er- 
theilen lassen, wozu einerseits die Zeichnenschule und andererseits die 
Nahstube die nöthigen Elemente liefern, und wodurch eine zweekmässige 
Verbindung beider Fachcurse hergestellt werden wird. Auch erklärte 
sich der Verein bereit, die vom kaiserlichen Rath Dr. Neumann an- 
geregten landwirthschaftlichen Unterrichtscurse in Verbindung mit der 
Landwirthschafts-Gesellschatt in's Leben zu rufen. 
Ein wie weites, wahrhaft unabsehbares Gebiet aber für die Thätig- 
keit des Vereines noch oEen steht, das ergibt sich am klarsten aus einem 
raschen Ueberblick über Richtung und Erfolg der in andern Ländern 
auf Verstärkung der Erwerbskraft des weiblichen Geschlechtes gerichteten 
Bestrebungen. 
Dass in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Frauenarbeit im 
weitesten Umfange Verwendung Endet, ist bekannt. Während in den 
dichter bevölkerten östlichen Staaten der Union die schweren Feldarbei- 
ten längst ausschliesslicb Männern überlassen bleiben, spielen dagegen 
nicht blos in der Hauswirthschaft, sondern auch in der Industrie und 
den Gewerbcn Frauen und Mädchen eine grosse Rolle. Sie sind Schnei- 
derinnen, Buchbinderinnen, Vergolderinnen, Setzerinnen, Polirerinnen, 
Graveurinnen und liefern dem Berufe der Volksschullehrer ein stärkeres 
Contingent als die Männer. 
In den Ministerien von Washington ist eine nicht unbcträchtlichc 
Zahl von Schreiher- und Copistenstellen mit Mädchen besetzt. Die mit 
einem Capital von 700.000 Dollars von Herrn Vassar zu Poughkeepsie 
im Staat New-York gestiftete Frauen-Universität wurde im Jahre 1865 
von 353 Schülerinnen besucht. Zur Behandlung der Frauen- und Kinder- 
krankheiten bilden sich Frauen als Aerzte aus. Im Ganzen sind sicher
	        
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