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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 43)

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Depöts eine grosse Anzahl von Gemälden, unter welchen zahlreiche Porträts von Mit- 
gliedern der a. h kaiserlichen Familie. Ucber diese Depötbilder circulirten manche Gee 
rüchte, welche ausstreuteu, dieselben seien dem Verderben preisgegeben etc., man über- 
zeugte sich jedoch von der Sachlage der Dinge, fand wohl einen ziemlich reichen Schatz 
von Bildern - unter denen manche von künstlerischem Werthe - nicht aber die daran 
geknüpften Gerüchte bestätigt. Es wurde eine Cornmission hervorragender Fachmänner, 
worunter die Professoren Blaas und Ed. Engerth, im Vereine mit dem Galeriedirector 
bestellt, welche sich im Laufe des Jahres 1868 der mühsamen Arbeit unterzog, diese vor- 
gefundenen Depbtbilder nach folgenden Punkten zu classiiiciren: 
I. welchem Meister das Bild zuzuschreiben ist; 
2. welchen Gegenstand es darstellt; 
3. ob es zur Restaurirnng tauglich ist und auch dieser Arbeit lohnt; 
4. ob es im Bejshungsfslle für die Galerie zur Ausstellung oder vorläufig im Depöt 
zu halten, oder 
5. ob es zu beseitigen ist durch Vernichtung oder durch Verschenkung an eine 
andere Galerie? 
Iiieuach ergab sich, dass eine ziemlich grosse Anzahl der Gemälde gut zu ver- 
wenden sei. nachdem sie einer fachkundigen Restaurirung unterzogen. 
Für jede grosse Galerie sind Bilderrestaurateure von grosser Wichtigkeit, da den 
Iliinden dieser Künstler zuweilen die kostbarsten unersetzlichen Werke anvertraut werden 
müssen. Von der Nothwendigkeit durchdrungen, an der Galerie, besonders unter den an- 
geführten Verhältnissen, im Restanrirfache gründlich ausgebildete Künstler zur Verwendung 
zu haben, wurde mit a. h. Genehmigung eine eigene Restaurirschule im Belvedere, wo 
geschickte Maler, welche zu diesem Fache der Kunst Beruf fühlen und die nöthigen 
Fähigkeiten besitzen, unter der Leitung des in dieser Richtung rühmlich bewährten Galerie- 
directors und unter Zuwendung von Stipendien ausgebildet werden, gegründet und sofort 
in's Leben gerufen. 
Da die Schüler an einzelnen werthlosen Depßtbildsrn ohne Gefahr ihre Kunst gründ- 
lich erlernen und erproben können und nach vollkommener Ausbildung nicht nur berufen 
sind, die jetzt ausgestellten Gemälde der Galerie zu erhalten, sondern auch die hiezu 
classiiicirten Depötbilder derselben dlu-ch ihre Kunst wieder zuzuführen - 24 wurden 
bereits von den drei Stipendiaten hergestellt - so wird dieses Institut gewiss von den 
srgensreichsten Folgen für die kaiserl. Gemäldegalerie begleitet sein. 
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Von den Kunstwerken, welche weiter im vorigen Jahre durch das k. k. Oberst- 
kümmereramt bestellt wurden und als Geschenke in's Ausland kamen, verdienen einige 
noch besondere Erwähnung. 
Zur Erinnerung an den a. h. Besuch im Jahre 1867 geruhten Se. Majestät der 
Kaiser der deutschen Kirche in Paris ein Chorfenster zu schenken und es wurde der bes 
kannte Wiener Glasmaler Karl Geyling heauhragt, welcher das Glasgemiilde, dessen 
Hauptperson den Kirchenpatron St. Joseph darstellt, meisterhaft vollendete. 
Ein weiteres Geschenk für die Stadt Paris aus demselben Anlasse war eine a. h. 
Marmorportrlitbüste Sr. Majestät des Kaisers , welche vom Bildhauer Joseph Gasser in 
Wien ausgeüihrt wurde und in Paris im Hüte] de Ville ihre Aufstellung erhält. 
Die Hauptstadt des ehemaligen Herzogthums Lothringen, Nancy, woselbst die Grah- 
stäitte der durchlauchtigsten Vorfahren Sr. Majestät des Kaisers sich befindet, erhielt auf 
ihre Bitte zur Erinnerung an den a. h. Besuch im Jahre 1867 von Sr. Majestät ein Aller- 
höchsteigenes und das Porträt Ihru Majestät der Kaiserin zum Geschenke. Ersteres 
wurde von dem Hofmaler Einsle nach dessen eigenem Originalgemälde, letzteres vom 
Ilialer G. Gaul nach jenem von Winterhalter angefertigt. 
Im Jahre 1855 erhielt der Director der ksiserl. Akademie der bildenden Künste, 
v. Ruhen, durch den damaligen Minister für Cultus und Unterricht den n. h. Auftrag, 
unter seiner Leitung und unter Mitwirkung der Professoren dieses Institutes ein hand- 
suhrihliches, reich mit Miniaturen, Initialen und Randverziemngen ausgestattetes "Missale 
romanum" herzustellen, welches von Sr. Majestät dem Kaiser Sr. Heiligkeit dem Papste 
verehrt werden solle. 
Nachdem von cempetenten Autoritäten der Plan dieses Kuustwerkes entworfen und 
die a. h. Genehmigung erhalten, wurde die künstlerische Arbeit unter die Lehrer der 
Akademie vertheilt und die nötbigeu Kriidce zur Ausführung der Schritt und der Rand- 
verzierungen beigezogen und gleich zur Ausführung geschritten. Die Kosten dieses Werkes 
übernahm anfangs das Staatsministerium, jedoch trat dieses das ganze Unternehmen und 
lücmit auch die Bedeckung der bedeutenden Auslagen dem Oberstkämmereramte ab. -
	        
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